Potsdam: Die heitere Seite der Protestanten
Die Bornstedter Kirche und der berühmte Friedhof sind am 10. Juni Schauplatz des Welterbetags
Schon die Anreise soll Lust machen: Mit dem Fahrrad geht’s vom Alten Markt zu Potsdams Top-Welterbestätten – Babelsberger Park, Cecilienhof, Alexandrowka, Schloss Sanssouci, Neues Palais. Nach zwei Stunden endet die geführte Tour schließlich an der Kirche Bornstedt, wo man sich stärken und anschließend das Programm des Unesco-Tags genießen kann.
Das Gotteshaus am Rande des Parks Sanssouci steht am 10. Juni im Mittelpunkt des diesjährigen Welterbetags, nicht nur, weil es gerade frisch restauriert wurde, sondern auch, weil der Ort bestens zum Themenjahr „Stadt trifft Kirche“ passt, das das Rathaus zum 500. Jubiläum der Reformation ausgerufen hatte. Weil Potsdams Welterbelandschaft so groß sei, suche die Stadt jährlich wechselnde Schauplätze für die Feier aus, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitag bei der Vorstellung des Programms. Präsentieren wolle man dabei in erster Linie jene Stätten, die „nicht ganz so im Fokus der Öffentlichkeit stehen“, erklärte der Rathauschef. Die Dorfkirche und der Friedhof, auf dem viele bekannte Persönlichkeiten begraben sind, wurden 1999 in die Welterbe-Liste aufgenommen. Das italienische Dorf Bornstedt wäre unbedeutend geblieben, wenn der Friedhof nicht zum Begräbnisort von Mitgliedern des preußischen Königshauses und ihrer Hofgärtner geworden wäre, erklärte Stadtkonservator Andreas Kalesse. Bekanntlich fand dort viel Potsdamer Prominenz, darunter Peter Joseph Lenné, die Hofgärtnerfamilie Sello und Ludwig Persius, ihre letzte Ruhe.
Kalesse pries das Ergebnis der erst kürzlich abgeschlossenen Sanierung der Kirche in den höchsten Tönen. Von außen und innen sei das Gotteshaus nun wieder „zu 99 Prozent“ im Originalzustand, urteilte der Stadtkonservator. Es sei ein „strahlender, heller Bau geworden“, zudem eine „lebendige Stätte der Glaubensverkündung“, sagte er mit Blick auf die wachsende Gemeinde. Und verstieg sich sogar zu der Prophezeiung, die in frischen Farben leuchtende Kirche werde der Gemeinde noch mehr Mitglieder bescheren, weil sie eine Heiterkeit hervorkehre, „die Protestanten ja sonst schwerfällt“.
Dass sie auch anders können, wollen sie beim Welterbetag unter Beweis stellen. So leitet Bornstedt-Pfarrer Friedhelm Wizisla um 10.30 Uhr eine Friedhofsführung für Familien mit Kindern unter dem spannenden Motto „Himmel und Hölle, Tod und Engel“. Bei einer zweiten Führung um 12.30 Uhr stehen die „Langen Kerls und andere Persönlichkeiten“ im Vordergrund. Um 13.30 Uhr und 15.30 Uhr führt der frühere PNN-Kulturchef Klaus Büstrin über den Sello-Friedhof und erzählt dabei von „Hofgärtnern in Bataillonen“. Um 16.30 Uhr schließlich geht es um den Widerstand gegen Hitler: Bei der Führung „Bornstedt und der 20. Juli 1944“ berichtet der frühere Pfarrer Gottfried Kunzendorf von den Widerständlern, die auf dem Friedhof begraben sind.
Jenen, die sich für die Geschichte der Bornstedter Kirche interessieren, sei um 10.30 Uhr der Vortrag von Potsdams Kirchenexperten Andreas Kitschke empfohlen, der nicht nur über die Historie des Gotteshauses, sondern auch über die Restaurierungsmaßnahmen spricht. Weitere Vorträge gibt es um 11.30 Uhr über das Unesco-Welterbe und um 15.30 Uhr über die Luther-Bibel und ihre Bedeutung für die deutsche Sprache.
Damit den Jüngeren bei diesen eher schweren Themen nicht langweilig wird, wird auch ein umfangreiches Kinderprogramm angeboten. Im Kinderzelt wird um 11.30, 12.30 und 13.30 Uhr aus Grimms Märchen vorgelesen – auch das eine Reminiszenz an die Unesco, schließlich zählen die Werke der deutschen Brüder inzwischen zum Weltdokumentenerbe. Zwischen 14 und 17.30 Uhr kann man unter dem Motto „Wer wird Biblionär?“ an Ratespielen mit dem Kindergottesdienst-Team Bornstedt teilnehmen. Außerdem ist eine kleine Arche Noah aufgebaut, für deren Besatzung die Kinder von 14 bis 18 Uhr selbst Tiere basteln oder malen können.
Künstlerischer Höhepunkt der Veranstaltung sind die zwei Konzerte des A-Capella-Gesangsquartetts „Die Bogarts“ um 14 und um 16 Uhr, die sowohl klassische als auch Popmusikstücke im Repertoire haben. Die letzten beiden der insgesamt drei geführten Radtouren zum Welterbetag sind übrigens so getimt, dass man rechtzeitig zum Konzertbeginn vor Ort ist. Die Touren starten am Alten Markt um 10, 12 und 14 Uhr. Da die Teilnehmerzahl auf 20 begrenzt ist, wie die Anmeldung unter Tel.: (0331) 289 20 17 dringend empfohlen, Gleiches gilt für die beiden „Die Bogarts“-Konzerte. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos.
Pfarrer Wizisla rechnet mit bis zu 1000 Besuchern, für die Verköstigung sorgt das Krongut Bornstedt, die Ribbeckstraße wird an diesem Tag gesperrt.
www.potsdam.de/stadt-trifft-kirche
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