Interview zur Stadtmitte: „Die Fachwelt schaut auf die Potsdamer Mitte“
Uli Hellweg ist als Architekt und Stadtplaner an der Planung der neuen Potsdamer Mitte beteiligt. Im Interview mit PNN erklärt er, welcher Gedanke hinter Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte steht - und was er seinen Kritikern entgegnet.
Herr Hellweg, Sie bringen viele Erfahrungen aus anderen Städten mit. Was ist aus ihrer Sicht das Besondere an der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte?
Es ist eben kein historisierender Wiederaufbau, sondern eine kritische Rekonstruktion. Beispielsweise sollen die Gebäude zwischen den Eckhäusern sogar in einer modernen Sprache gestaltet werden. Neu ist die Idee der Leitfassaden. In Potsdam gelten sehr hohe Qualitätsstandards. Ich kenne kein vergleichbares Projekt. Die Fachwelt schaut auf die Potsdamer Mitte.
Sie leiten die Kommission, die die Grundstücke auf dem Areal des Fachhochschulgebäudes vergibt. Gegen dessen Abriss haben rund 15000 Potsdamer unterschrieben. Wird die Neugestaltung der Mitte auch die Gegner überzeugen?
Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis ein Gewinn für alle Potsdamer sein wird. Eine attraktive Stadtmitte mit Wohnungen, Gastronomie und Raum für kleine Gewerbeangebote und Kulturschaffende. Das Verfahren ist so angelegt, dass wir eine angenehme städtische Mischung bekommen.
Was entgegnen Sie den Kritikern?
Man muss demokratisch getroffene Entscheidungen akzeptieren, wenn man eine Stadt entwickeln will. Es gab eine breite Debatte um die Potsdamer Mitte. Aber auf eine einzige Meinung wird man sich in so einem Prozess nie einigen. Hier hat man sich entschieden, einen historischen Ort im Anklang an seine Geschichte zu gestalten. Mit der Alten Fahrt und dem Barberini war diese Entscheidung praktisch festgelegt. Wenn man damit aufhören würde, entstünde nur ein Flickenteppich.
Als Ergebnis des Vergabeverfahrens werden öffentliche Flächen in der Stadtmitte in private Hand wechseln. Muss eine Neugestaltung zwingend eine Privatisierung bedeuten?
Öffentliche Eigentümer sind auch nicht immer ein Gewinn für den Städtebau. In der Mischung liegt die Lösung. Wir haben hier mit Genossenschaften und Baugruppen ein breites Spektrum an Bewerbern für die Grundstücke im Verfahren. Außerdem ist öffentliches Eigentum ja kein Selbstzweck, sondern sollte ein Ziel haben – beispielsweise sozialen Wohnraum zu schaffen. Das wird hier durch andere Mittel erreicht. In der zweiten Stufe des Verfahrens wird die Bereitschaft, preisgünstige Wohnungen anzubieten, mit 30 Prozent in der Vergabeentscheidung bewertet. Das ist viel. Abschließend bewerten kann man das Ergebnis natürlich erst, wenn die Stadtverordneten darüber beschlossen haben.
Die Fragen stellte Marco Zschieck
Zur Person:
Uli Hellweg wurde 1948 in Dortmund geboren und studierte Architektur und Städtebau. Er leitete bereits internationale Jurys, etwa für die HafenCity in Hamburg.
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Lesen Sie hier, wie die Pläne für die Potsdamer Mitte fortgeschritten sind. Genossenschaften und Selbstnutzer sind noch im Rennen.
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