Potsdam: Die Buchstaben von Potsdam Projekt der Bibliothek zur Leseförderung
Buchstaben sind überall in der Stadt. Nicht nur auf den zahlreichen Schildern oder Plakaten, sondern auch im Muster des Straßenpflasters, in den Bäumen oder sogar im Wasser.
Buchstaben sind überall in der Stadt. Nicht nur auf den zahlreichen Schildern oder Plakaten, sondern auch im Muster des Straßenpflasters, in den Bäumen oder sogar im Wasser. Sie alle erzählen Geschichten, die gefunden werden wollen. Und gefunden wurden sie – von den 14 Kindern, die an dem Projekt „Wie kommt das W in den Baum?“ teilgenommen haben. Am gestrigen Freitag stellten sie die Ergebnisse in der Stadt- und Landesbibliothek (SLB) vor.
Initiiert haben das Vorhaben Ronald Gohr, Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek der SLB, sowie Marikka Pfeiffer, Projektleiterin für Kreatives Schreiben und Autorin, Ende 2016. Die Teilnehmer wurden dabei leichtfüßig an die deutsche Sprache herangeführt. „In erster Linie ging es uns um spielerische Leseförderung“, so Gohr. „Wir wollten aber auch die Freude wecken, Themen zu bearbeiten und Texte zu verfassen.“ Bei dem Projekt, das im Rahmen der Aktion „Kultur macht stark“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, arbeiteten deutsche und geflüchtete Kinder zusammen. Dadurch sei eine ganz besondere Motivation entstanden, wie Gohr sagte – und auch viele neue Freundschaften.
Das erzählte am Dienstag auch die zwölfjährige Bahara, die in Afghanistan geboren wurde. Seit fünf Jahren lebt sie in Potsdam, spricht perfekt Deutsch. Trotzdem habe sie manchmal noch Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, wie sie erzählte. Das Projekt habe ihr aber ein wenig die Angst vor Fehlern genommen. In drei Exkursionen ist sie mit 13 anderen Kindern aus dem Hort Sausewind durch die Stadt gezogen und hat Buchstaben im Stadtbild gesucht – auf der Freundschaftsinsel, dem Alten Markt und in Zentrum Ost rund um ihren Hort. Gefunden wurde zum Beispiel ein „S“ in Form eines Kranichs oder ein „T“ im Pflastersteinmuster. Bahara etwa hat ein verschnörkeltes „B“ in der Rückenlehne eines Stuhls entdeckt und gleich zu ihrem Lieblingsbuchstaben erklärt.
Festgehalten mit iPads, wurden die Fundstücke anschließend künstlerisch bearbeitet. Mit Farben, Papierschnipseln oder sogar Schleifen. Eine erste Ausstellung der Arbeiten gab es bereits im Januar dieses Jahres. Im zweiten Teil ging es mehr um die Textarbeit, wie Marikka Pfeiffer erklärte. Erste Wörter wurden bereits aus den Buchstabenmotiven zusammengesetzt und schließlich entstanden kleine Geschichten, Reime oder Gedanken. So wie bei Bahara, die den Text „Das traurige B“ schrieb.
Die Ergebnisse des Projektes wurden nun in einem Buch für die Kinder zusammengefasst – und tragen bereits erste Früchte. Wie Ronald Gohr erzählte, seien auch andere Bibliotheken auf das Potsdamer Projekt aufmerksam geworden. Auch sie würden sich nun auf die Suche nach den Buchstaben ihrer Stadt begeben. Sarah Kugler
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