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Matthias Simmich.
© Ottmar Winter

Interview | Kurator Matthias Simmich: „Die Besucher sind Teil der Ausstellung“

Kurator Matthias Simmich von der Schlösserstiftung über die neue Ausstellung zur Potsdamer Konferenz.

Potsdam - Herr Simmich, wie lange hat es gedauert, die neue Ausstellung zur Potsdamer Konferenz vorzubereiten?
 

Insgesamt sind das um die zweieinhalb Jahre Arbeit gewesen. Am Anfang stand die Idee, dass wir aus Anlass des 75. Jahrestages der Konferenz eine Ausstellung machen wollen. Dann haben wir einen Rundgang für die Räumlichkeiten im Cecilienhof inhaltlich konzipiert. Das war die erste Phase, die etwa ein Jahr dauerte. Es folgten anderthalb Jahre, in denen wir intensiv recherchiert haben, immer auf der Suche nach geeigneten Exponaten.

An welche Orte sind Sie zur Vorbereitung der Ausstellung gereist?

Ich war in England und habe dort mit Joy Hunter gesprochen, die mit 19 Jahren als Sekretärin von Winston Churchill der britischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz angehörte. Und ich habe zur Vorbereitung der Ausstellung auch in Moskau Gespräche geführt. Auch um die enormen Flüchtlingsströme 1945 geht es in der neuen Ausstellung. Wenn die eigene Familie damals beispielsweise aus Ostpreußen oder Schlesien geflohen war, kann man als Besucher der Schau jetzt auf einem Bildschirm die Herkunftsregion antippen. Ebenso den Zielort der Flucht.

Was bezwecken Sie mit diesem Mitmachelement?

Wir haben schon im Kollegenkreis gemerkt, dass viele von uns Vorfahren haben, die damals vertrieben worden sind. Da kamen wir auf die Idee, das können wir doch nutzen, denn es wird auch viele Besucher geben, deren Familien eine solche Vergangenheit haben. Die Besucher sind so nicht nur Konsumenten, sondern werden Teil der Ausstellung.

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Inwiefern?

Sie tippen zum Beispiel auf das Gebiet Schlesien und dann auf das heutige Bundesland, in dem die Flucht endete. Dann wird auf dem Bildschirm der Vertreibungsweg visualisiert. Sie bekommen zudem Informationen über Flüchtlingszahlen. Die Eintragungen der Besucher bleiben erhalten. So wird sich das Kartenbild mit den Fluchtrouten im Laufe der Ausstellung verändern.

Sie hatten im Vorfeld dazu aufgerufen, Ihnen Fotos von persönlichen Erinnerungsstücken zu übersenden, die mit dem Kriegsende 1945 in Verbindung stehen – und gern auch die Geschichte dahinter zu erzählen. Kann man Ihnen noch Bilder schicken?

Ja, dazu rufen wir nach wie vor auf. Wir haben auch schon Fotos und Geschichten erhalten, die auf unserer Webseite zu sehen sind – und natürlich auch in der Ausstellung. Da kann man dann auf einzelne Kacheln mit den jeweiligen Fotos tippen. Man erfährt so die Geschichte hinter dem Objekt. Wir werden das während der Ausstellung regelmäßig aktualisieren.

In der Schau zeigen Sie auf den Tischen Schreibutensilien und Telefone. Sind das Originale von der Potsdamer Konferenz?

Nein, das sind sie nicht. Aber es handelt sich um zeittypische Objekte. Wir wissen aber zum Beispiel, dass das Telefon von Winston Churchill ein baugleiches war, wie das, was wir jetzt ausstellen. Die Möbel, also Tische, Schränke und Stühle, die wir in den Räumen zeigen, sind aber noch original von der Potsdamer Konferenz. Bei den bekannten Korbsesseln auf der Terrasse handelt es sich allerdings um Neuanfertigungen.

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