Schlösserstiftung Potsdam: Der zweite Geldsegen fürs Welterbe
Noch vor der Bundestagswahl soll der 400-Millionen-Euro-Masterplan zur Rettung der preußischen Schlösser und Gärten unter Dach und Fach sein. Im Neuen Palais herrscht 2018 „Kaiserdämmerung“.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Hartmut Dorgerloh Alarm schlug. Das preußische Weltkulturerbe verfalle, klagte der Generaldirektor der Schlösserstiftung damals. Rund eine Milliarde Euro seien nötig, um den Sanierungsstau zu beheben und die Schlösser und Parks zu retten. Der Weckruf wurde bekanntlich gehört: 155 Millionen Euro brachten die drei Träger der Stiftung, also Bund, Brandenburg und Berlin, auf, die – gestreckt über zehn Jahre – helfen sollten, die ärgsten Schäden zu beseitigen. Dieses Geld ist nun nahezu ausgegeben, und weil der Bedarf immer noch enorm ist, haben sich die drei Geber wie berichtet darauf geeinigt, noch einmal kräftig nachzulegen. Diesmal gibt es 400 Millionen Euro, der Kontrakt ist unterschriftsreif. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.
Wann soll die Vereinbarung unterschrieben werden?
Noch vor der Bundestagswahl am 24. September. „Das ist das Ziel“, sagte Dorgerloh auf PNN-Anfrage. Weil das Papier zum ersten sogenannten Masterplan seinerzeit in Potsdam, im Neuen Palais, unterzeichnet wurde, soll diesmal Berlin den festlichen Rahmen bilden, genauer gesagt Schloss Charlottenburg. Zugleich soll damit die Werbetrommel für das Haus gerührt werden, denn nach umfassender Sanierung wird das Erdgeschoss des Alten Schlosses ab Oktober wieder zu besichtigen sein.
Wie lange läuft der zweite Masterplan?
Wegen der enormen Summe und um den erforderlichen Planungsvorlauf zu ermöglichen, hat das zweite Sonderinvestitionsprogramm – so der offizielle Titel – eine längere Laufzeit als das erste: Statt zehn sind es diesmal zwölf Jahre. Zwischen 2018 bis 2030 soll das Geld ausgegeben werden, in fünf Tranchen.
Wofür soll das Geld ausgegeben werden?
De facto kann die Stiftung mit den 400 Millionen Euro diesmal wirklich die größten Schäden an fast allen wichtigen Gebäuden und Parkanlagen beheben. Rund 60 Projekte umfasst die Liste insgesamt.
Was kommt zuerst dran?
Bei einem guten Dutzend Vorhaben ist der Handlungsbedarf so dringend, dass sie mit höchster Priorität vorangetrieben werden und bis 2022 fertiggestellt werden sollen. Für zwei gilt das ganz besonders: die Römischen Bäder im Park Sanssouci und das Schloss auf der Pfaueninsel. Für die von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Römischen Bäder sind rund 18 Millionen Euro veranschlagt. Das Gebäudeensemble am Maschinenteich stand schon im ersten Masterplan auf der Liste, die Sanierung musste aber verschoben werden, weil andere Projekte teurer wurden als geplant. Bis dort Baugerüste aufgestellt werden, dürfte es allerdings 2020 werden. Zwei Jahre dauert es, um eine denkmalgerechte und umsetzungsfähige Planung zu erstellen.
Auch das marode Schloss auf der Pfaueninsel soll mit Millionenaufwand generalüberholt werden. Zudem wird an den Objekten weitergebaut, die zwar schon im ersten Masterplan üppig bedacht wurden, die wegen ihrer Dimensionen und der Schwere der Schäden allerdings auch den größten Finanzierungsbedarf haben. Das gilt etwa für das Schloss Charlottenburg, an dem etwa noch die restlichen Fassaden und die Außenanlagen saniert werden müssen und das Orangerieschloss im Park Sanssouci. Derzeit wird am Mitteltrakt mit den charakteristischen Doppeltürmen gearbeitet, rund 18 Millionen Euro sind aber noch nötig, um die verbliebenen Fassaden- und Dachflächen instand zu setzen.
Auch ein Neubau hat es auf die Liste der dringlichsten Projekte geschafft: das seit Jahren geplante Besucherzentrum neben der Historischen Mühle. Einen Architekturwettbewerb hatte die Schlösserstiftung bereits 2011 durchgeführt, doch war der Bau aus Geldmangel immer wieder verschoben worden. Gewonnen hatte den Wettbewerb Landtagsarchitekt Peter Kulka. Dessen moderner Entwurf in Anlehnung an das im Krieg zerstörte Schweizerhaus kostet inklusive der Sanierung aller umliegenden Nebengebäude rund 15 Millionen Euro. Die Instandsetzung des prächtigen Posttors und der Lindstedter Avenue als Nord-Süd-Verbindung durch den Park Sanssouci stehen ebenfalls auf der Agenda. Priorität genießt auch der zweite Teil der sogenannten Komplexerschließung im Park Babelsberg. Gemeint ist damit die weitere Instandsetzung des kilometerlangen Bewässerungssystems im Park nebst den restlichen Wasserspielen, darunter ein Wasserfall, ein Bach und der seit Jahrzehnten trockene Große See, einst das größte Gewässer im Park. Wann genau dort weitergebaut wird, ist aber noch unklar. Zuvor muss der Park noch nach Munition abgesucht werden. „Da wissen wir noch nicht, was uns erwartet“, sagte Dorgerloh.
Und was ist mit dem Neuen Palais?
Das größte Schloss der Stiftung hat trotz immenser Investitionen auch weiterhin den größten Sanierungsbedarf. Bekanntlich hatte Friedrich II. den Prunkbau in Rekordzeit hochziehen lassen, was zu zahlreichen Schäden führte, unsachgemäße Einbauten zur Kaiserzeit besorgten den Rest und machten das Schloss zum Sanierungsdauerbrenner. Instandgesetzt werden müssen noch die restlichen Fassaden und Dachflächen, die Balustrade, Gesimse und Skulpturen. Innen soll der wertvolle Grottensaal fertig saniert werden, auch der neben dem Marmorsaal liegende Tanzsaal mit dem wertvollen Rosenholzparkett harrt noch der Restaurierung. Seit Jahren ist er für Besucher gesperrt, weil die Decke einzustürzen droht. Zudem soll ein Aufzug eingebaut und das Schloss damit barrierefrei gemacht werden. 2018 soll ein Teil der Bauarbeiten allerdings ruhen und das Haus sich ohne Gerüste präsentieren. Im Frühjahr werde das Schlosstheater wiedereröffnet, sagte Dorgerloh und kündigte zugleich eine neue Ausstellung an. „Kaiserdämmerung“ werde sich mit dem 100. Jahrestag des Endes der Monarchie in Deutschland beschäftigen. Schon der Ausstellungszeitraum ist an symbolträchtige Daten geknüpft: Sie läuft vom 15. Juni, an dem Wilhelm II. 1918 sein 30-jähriges Thronjubiläum feierte, bis zum 9. November, dem Jahrestag seiner Abdankung als Kaiser des Deutschen Reiches.
Werden auch Projekte abgeschlossen?
Ja. 2018 enden die letzten Maßnahmen aus dem ersten Masterplan. So werden die Außenanlagen des Marmorpalais ebenso fertig wie das neue Depot der Stiftung in der Friedrich-Engels-Straße. Auch Schloss Cecilienhof wird abgerüstet, hier wurden Dach und Fassade saniert. Unklar ist aber, ob und wann das Schlosshotel wiedereröffnet wird. „2018 jedenfalls nicht“, sagte Dorgerloh.
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