Potsdamer Weihnachtsmarkt: Der "Blaue Lichterglanz" ist eröffnet
Oberbürgermeister Schubert (SPD) hat am Montag die Nachhaltigkeit der Händler gelobt und Glüh-Gin probiert.
Potsdam - Langsam rollte die Pferdekutsche mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Montagnachmittag durch die Brandenburger Straße, gezogen von zwei kräftigen Kaltblütern – für die Eröffnung des diesjährigen Weihnachtsmarktes „Blauer Lichterglanz“. Gemeinsam mit dem Weihnachtsmann verteilte Schubert Süßigkeiten an Kinder. Zum ersten Mal, denn 2018 war er dafür noch nicht im Amt. Eine Mutter sagte zu ihrem Kind: „Ich weiß gar nicht, wie der heißt.“
Das ging nicht allen so. Beim Zwischenstopp an der Glühwein-Pyramide wurde Schubert mit freudigem Handschlag begrüßt. Und dann bekam der Oberbürgermeister sofort eine besondere Spezialität serviert: Glüh-Gin mit frischer Orange. Auch der Weihnachtsmann ließ sich nicht zweimal bitten, das fruchtige Getränk zu probieren, das es in diesem Jahr zum ersten Mal an der Pyramide gibt.
Das Getränk wird im Glas serviert, nicht im Plastikbecher. An den meisten Ständen auf dem Markt kommen mittlerweile wiederverwendbare Behältnisse zum Einsatz, viele Essstände bieten ihre Gerichte in kompostierbaren Tellern und Schüsseln an. Die Veranstalter geben sich Mühe, umweltfreundlicher zu handeln.
„Unsere Weihnachtsmärkte sind Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit“, lobte Schubert, angesprochen auf die im Vorfeld diskutierte Frage der Umweltfreundlichkeit solcher Großveranstaltungen. Die Standbetreiber würden freiwillig auf Plastik verzichten, deshalb sei ein Verbot von seiten der Stadt nicht notwendig. Im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit seien andere Events problematischer, zum Beispiel Laufveranstaltungen in den Sommermonaten, bei denen immer noch viel Plastikmüll anfalle, sagte Schubert.
Nach der kurzen Stärkung ging es weiter in Richtung Brandenburger Tor. In der Kutsche saßen neben Schubert und dem Weihnachtsmann auch Bärbel Schälicke, die Vorstandsvorsitzende der Cityhändler-Vereinigung AG Innenstadt, und Eberhard Heieck, Geschäftsführer der Coex GmbH, die den Weihnachtsmarkt alljährlich organisiert.
„Ich war etwas nervös“, sagte Heieck. Er habe bis zuletzt befürchtet, die Kutsche käme zu spät. Dass am ersten Tag alles gut laufe, sei besonders wichtig für das Gelingen des Marktes. In diesem Jahr habe der Weihnachtsmarkt erstmals 170 Buden, sagte er, das seien zehn mehr als im vergangenen Jahr. Die Erweiterung sei durch die neue Fläche auf dem Bassinplatz möglich gewesen.
Aber warum gibt es keinen Weihnachtsmarkt auf dem Alten Markt? Der Wunsch danach war immer wieder laut geworden. Die Fläche dort sei begrenzt, sagt Heieck, da aufgrund eines vorgeschriebenen Mindestabstandes zum Landtagsgebäude nur ein Teil davon genutzt werden könne. Coex sei zwar im Gespräch mit allen Anliegern und Verantwortlichen. Doch die Planung eines Weihnachtsmarktes benötige eine Vorlaufzeit von mindestens einem Jahr. Daher könne er schon jetzt voraussagen, dass es auch 2020 aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Weihnachtsmarkt auf dem Alten Markt geben werde, sagte Heieck.
Die Weihnachtsdelegation der Potsdamer Politik und Wirtschaft nutzte den großen Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger Tor als Hintergrund für ein Gruppenfoto. Die Tanne wird von mehr als 8000 blauen LED-Lämpchen erleuchtet, außerdem funkeln mehr als 100 blaue Sterne und 30 goldene Kugeln, die daran angebracht wurden.
Auf dem Luisenplatz schließlich schnitt Schubert den Riesenstollen an und verteilte ihn an die Besucher. „Das ist schon ein einzigartiges Erlebnis“, sagte Schubert, der die Rolle des Anschneiders in diesem Jahr zum ersten Mal ausfüllte. In seiner Ansprache dankte der Oberbürgermeister der traditionsreichen Backstube Erich Schröter und Söhne, die den Stollen zur Eröffnung seit mehr als vier Jahrzehnten sponsert.
Auf der Eislauffläche drehten unterdessen Kinder und Jugendliche ihre ersten Runden. An der Schlittschuhausgabe herrschte bereits Andrang. An der Ecke davor schauten zwei uniformierte Polizisten in die Menschenmenge. Auch auf der Brandenburger Straße patrouillierten am Montagnachmittag teils bewaffnete Fußstreifen. Die Polizei hat im Vorfeld eine verstärkte Präsenz angekündigt. Dabei geht es um das Sicherheitsgefühl der Potsdamer. 2017 wurde unweit des Weihnachtsmarktes in einer Apotheke eine Paketbombe entdeckt. Es handelte sich um eine versuchte Erpressung des Paketzustellers DHL. Die Täter sind bis heute nicht gefasst.
Wer zwischen den Buden mit Bratwurst, Waffeln und Lebkuchenherzen etwas Ungewöhnliches sucht, findet womöglich den „Christmas Burger“-Stand. Das Besondere daran: Die Cheeseburger werden hier Raclettekäse verfeinert. Wahlweise gibt es auch „Pulled Goose Burger“ aus konfierter Gänsekeule. Gebraten werden sie von David Marx, der normalerweise im „Burgerbüro“ am S-Bahnhof Babelsberg Buletten brät.
Und Abwechslung vom Glühwein bietet zum Beispiel ein Apfelpunsch mit Wodka, genannt „Berliner Winter“. Den gibt es am Stand von Manuel Vogel. „Einige besonders treue Kunden haben am Vormittag schon auf mich gewartet“, sagt Vogel. Doch nun ist das Warten auf Speis und Trank vorbei, der Weihnachtsmarkt ist bis zum 29. Dezember geöffnet.
Christoph Kluge