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Wie weiter? Das von Kreativen genutzte Rechenzentrum steht direkt neben der Baustelle für den Garnisonkirchenturm. Beim Workshop sollen die Beteiligten zu einer Lösung für die Frage nach der Zukunft der Kreativbranche in der Stadtmitte kommen.
© Andreas Klaer

Rechenzentrum in Potsdam: Debatte hinter verschlossenen Türen

Der Workshop zur Zukunft des Rechenzentrums in Potsdam hat begonnen. Kritik kam vom Bündnis „Stadtmitte für alle“, das von der Veranstaltung ausgeschlossen wurde.

Potsdam/Bornstedter Feld - Wie und wo hat ein Kreativzentrum in Potsdams Innenstadt Platz? Wie können die verschiedenen Parteien im Streit um die Zukunft des Rechenzentrums zu einem gemeinsamen Ziel finden? Diese Fragen sollen beim sogenannten Szenario-Workshop zur Strategieentwicklung für die Kunst- und Kreativszene in der Potsdamer Mitte geklärt werden – zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am Donnerstag kamen die Teilnehmer zum ersten Mal zusammen. Insgesamt sind drei Termine anberaumt.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bezeichnete das Verfahren des Workshops bei der Eröffnung als ergebnisoffen und appellierte an die Aufgeschlossenheit und Kompromissbereitschaft der Teilnehmer, wie es im Anschluss in einer von allen Beteiligten getragenen Erklärung der Stadt hieß. „Möglicherweise steht am Ende dieses Prozesses eine Lösung, die sich jetzt noch niemand hier vorstellen kann“, wird Jakobs zitiert. Ziel des ersten Termins sei es gewesen, Einflussfaktoren für mögliche Szenarien in der Entwicklung des kulturellen und kreativen Umfeldes in Potsdam zu identifizieren. Durchgeführt wird der Workshop von der Berliner Managementberatung Unity Consulting.

Kreative loben gute Stimmung beim ersten Workshop

Die Atmosphäre bei dem ersten Workshop sei gut gewesen, hieß es von Seiten der Kreativen, die mit zehn Teilnehmern vertreten sind. Der gegenseitige Austausch wurde als positiv bewertet. Inhaltlich sei über die Gespräche vorerst Stillschweigen vereinbart worden. Laut Stadt sind neben den Kreativen die Kulturbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos), der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) sowie ein Mitarbeiter des Bereichs Stadterneuerung dabei, außerdem hat der für die Entwicklung der Plantage zuständige Sanierungsträger Potsdam zwei Vertreter geschickt. Von den sieben Stadtfraktionen waren demnach vier vor Ort in den Räumen der ProPotsdam in der Pappelallee. Die Stiftung Garnisonkirche war mit zwei Vertretern präsent.

Scharfe Kritik kam indes vom Bündnis „Stadtmitte für alle“, die schon im Vorfeld mit einem offenen Brief eine Beteiligung an dem Verfahren gefordert hatten (PNN berichteten). Der Bündnis-Aktivistin Anja Heigl sei der Zutritt und die Teilnahme an dem Workshop verweigert worden, sagte Bündnis-Sprecher André Tomczak den PNN: „Wir finden das bedauerlich.“ Bei dem Workshop handele es sich nur um „das Feigenblatt dafür, ein weiteres nutzbares, öffentliches Gebäude in der Innenstadt zu beseitigen, um dort das ,schöne, barocke Stadtbild’ wieder aufzubauen“, teilte das Bündnis mit. Außerdem missachteten die Verantwortlichen damit das Engagement von Bürgern. Das spalte die Stadt weiter. Man wäre bei dem Verfahren gern mit dabei, gerade weil es eben nicht um Gestaltungsfragen gehe, sondern darum, „über Inhalte und Funktionen in der Stadt zu sprechen“, sagte Tomczak.

Agenda für den zweiten Workshop-Termin: Alternative Szenarien und ein gemeinsames Zielbild

Wie berichtet hatten sich die Stadtverordneten im November für eine verlängerte Nutzung des Rechenzentrums ausgesprochen. Künstler und Kreative sollen demnach das Haus bis 2023 weiter nutzen können. Die nötigen Mehrkosten für die Baustelle für den Garnisonkirchenturm direkt daneben würde die Stadt tragen – allerdings muss die Stiftung der Nutzungsverlängerung noch zustimmen. Der aktuelle Konzessionsvertrag zwischen Stiftung und dem Träger des Rechenzentrums läuft zum August 2018 aus. Die Stiftung als Eigentümer benötigt das Areal für den geplanten, bislang aber noch nicht finanzierten Wiederaufbau des Garnisonkirchenschiffes. Nur wenn das Kirchenschiff im Jahr 2030 noch nicht im Bau ist und dann auch noch keine Finanzierung dafür absehbar ist, würde das Grundstück zurück an die Landeshauptstadt fallen. Der Stadtverordnetenbeschluss vom November sieht außerdem vor, dass bis 2023 ein neues Zentrum für die Kreativwirtschaft in der Plantage errichtet werden soll.

Die nächsten beiden Workshoptreffen sollen am 12. und 24. Februar stattfinden. Dabei sollen alternative Szenarien entworfen und dann ein gemeinsames Zielbild gefunden werden. Erst nach dem Workshop soll über mögliche Kosten und das Aussehen eines künftigen Kreativhauses gesprochen werden. Ebenfalls erst nach dem Workshop will das Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung entscheiden, ob das Rechenzentrum zumindest bis 2023 weiter von den Künstlern genutzt werden kann.

Im Rechenzentrum widmet man sich dem Thema Stadtentwicklung auch künstlerisch: Am heutigen Freitag um 18 Uhr wird die vom Potsdamer Bildhauer Stefan Pietryga kuratierte Schau „Kosmose“ eröffnet. Zu sehen sind Werke aus vier Jahrzehnten von Künstlern, die urbane Strukturen aufgreifen und geprägt haben – unter unter anderem Joseph Beuys, Osamu Nakajima sowie Bernd und Hilla Becher. Die Ausstellung läuft bis 28. Januar.

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