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Naturschutz in Potsdam: Das reinste Vogelparadies

Auf Hermannswerder kämpft eine Bürgerinitiative für den Erhalt eines Waldstücks. Die Online-Petition ist bereits gestartet.

Hermannswerder - In Potsdam hat sich eine neue Bürgerinitiative gegründet. Etwa 80 Anwohner aus Hermannswerder haben sich Ende Februar zur Initiative „Wäldchen 17“ zusammengetan. Auslöser ist der mögliche Verkauf des sogenannten Flurstücks 17 am Tornow neben dem Fähranleger der Halbinsel. Derzeit leben auf dem Grundstück noch die Bewohner des alternativen Wohnprojekts „Wagenburghaus“, das seit dem Jahr 2000 auf dem Areal untergebracht ist. Doch die Bewohner ziehen voraussichtlich bald in der Nähe auf eine andere Fläche neben dem Jugendhaus „Oase“, das einst der Hoffbauer-Stiftung gehörte und nach einem Flächentausch Eigentum der Stadt ist. Die Verhandlungen über einen neuen Standort für das Wohnprojekt laufen bereits seit 2009.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative befürchten, dass nach der Übersiedlung des Wohnprojekts das Flurstück 17 an einen privaten Investor verkauft wird und ein auf dem Areal liegendes kleines Wäldchen womöglich einer dichten Wohnbebauung weichen muss. „Es ist ein für Hermannswerder typischer Auwald, wie man ihn in der der Nähe der Uferbereiche findet“, erklärt Klaus Schmidt. Der Architekt, der direkt gegenüber des Grundstücks wohnt, ist einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative. Der kleine Wald besteht hauptsächlich aus hoch gewachsenen Pappeln und anderen Laubbäumen. Wichtig für die Tier- und Pflanzenwald ist vor allem das dichte Unterholz, das zwischen den Bäumen sprießt.

Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete

„Das wirklich besondere an dem Wald ist, dass unten sehr viel dichtes Buschwerk wächst und dort sehr, sehr viele Vögel leben“, sagt Schmidt. „Es ist das reinste Vogelparadies.“ Und tatsächlich: Trotz des noch winterlichen Wetters ist aus dem dichten Gehölz ein dauerndes Trillern, Singen und Gezwitscher zu hören. Auf dem Weg um das Grundstück begegnen einem neben Amseln und Elstern auch Buntspechte und sogar der geschützte Grünspecht lässt sich blicken. Auf einem dicken Ast sitzen dicht gereiht die Kormorane. „Die haben hier eine Kolonie“, erzählt Schmidt. „Hier ist echt was los. Auch die Nachtigall nistet in dem Wäldchen.“

Auf der Insel gäbe es ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete, erklärt Schmidt. Doch das Flurstück 17 gehöre nicht dazu, weshalb der Wald nach einem Verkauf abgeholzt werden könnte. Die vielen Vogelarten würden dann ihren Lebensraum verlieren. Von der Stadt sei ihnen mündlich mitgeteilt worden, dass das Grundstück Ende des Jahres von der Polo Beteiligungsgesellschaft, einer Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, versteigert werden soll, so Schmidt. Die Stadt hat auf Anfrage der PNN einen geplanten Verkauf bis Ende 2018 nicht bestätigt, teilte aber mit: „Es ist keine neue Entwicklung, dass die Stadt das Gelände entwickeln möchte.“ Dazu habe es schon mehrfach Gespräche mit den Stadtverordneten und den Grundstücksnutzenden gegeben und es sei eine Lösung entstanden, die auch eine Perspektive für die Wagenhausburg eröffnet. „Die in diesem Rahmen vorgesehene Verlagerung des Standortes auf die benachbarten Flächen in Richtung Alter Tornow macht die Flächen, auf denen derzeit in der Hauptsache die Wagenburg steht, für eine Entwicklung frei“, heißt es aus dem Rathaus.

Online-Petition

Zum Wäldchen auf dem Grundstück erklärt die Stadt nur, dass entsprechend des Flächennutzungsplans eine ausgeweitete Uferzone mit dem vorhandenen Uferweg für die Öffentlichkeit erhalten bleibt. Und: „Eine Änderung des Flächennutzungsplanes ist weder beabsichtigt noch nötig.“ Die Forderung der Bürgerinitiative ist daher ein von der Stadt aufgestellter Bebauungsplan für das Areal. „Wir wollen mitreden bei der Entwicklung. Und die einzige Möglichkeit dafür ist ein Bebauungsplan der Stadt“, so Schmidt.

Am 24. März startete die Initiative eine Online-Petition auf der Internetplattform Open Petition. Bisher haben 165 Unterstützer unterzeichnet. Für ein Quorum werden 1600 Stimmen benötigt. Dann wird Open Petition von den gewählten Vertretern eine Stellungnahme einholen. Aber auch ohne Quorum wird die Bürgerinitiative sich weiterhin für das Wäldchen einsetzen. Ein Ornithologe, der bei „Wäldchen 17“ mitmacht, will ein Verzeichnis der Vogelarten auf dem Areal erstellen, erklärt Schmidt. Und ein Pflanzenexperte wird die Baumbestände kartieren. Außerdem haben die Mitglieder einen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) geschrieben. Je nachdem, wie die Antwort ausfallen wird, soll das Problem dann an die Fraktionen herangetragen und von den Stadtverordneten diskutiert werden, so Schmidt. Aus den Reihen von Die Linke, Die Andere und Bündnis 90/Die Grünen habe man Unterstützung signalisiert bekommen.

Sarah Stoffers

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