Potsdam: Das Planetarium braucht dringend mehr Geld
Veraltete Technik und zu wenig Personal: Das Urania-Planetarium in Potsdam braucht dringend mehr Geld. Ein Antrag der Grünen soll nun dabei helfen.
Potsdam - Der Mond hing fest. Er bewegte sich nicht mehr. „Ganz schön unangenehm“, fasst Simon Plate, Leiter des Urania-Planetariums, die Situation zusammen, als er Grundschülern mehr vom Erdtrabanten erzählen wollte, der Rundumblick um den Mond aber ausblieb. Der Grund: Ein Zahnrad am Mondprojektor drehte sich nicht mehr. Er ist ein kleines Teil am wesentlich größeren Sternenprojektor in Hantelform, der mit seinen vielen Linsen und Glühlampen den Sternenhimmel an die Kuppel des Planetariums zaubert.
Geld für neuen Sternenprojektor, Beamer und Personal
Dieser sogenannte „ZKP 2“ (Zeiss Kleinplanetarium 2) ist 40 Jahre alt, seine Ersatzteile werden inzwischen nicht mehr hergestellt, nur noch ein Techniker aus Sachsen-Anhalt hat Ersatz. Kurzum: Das Potsdamer Planetarium braucht dringend Geld. Nicht nur für einen neuen Sternenprojektor, sondern auch für neue Beamer, IT-Technik und mehr Personal. Das schreibt Plate in einem Zukunftskonzept für das Planetarium, das einem Antrag der Potsdamer Grünen-Fraktion anhängt. Laut dem Antrag sind rund 872 000 Euro notwendig, die der Oberbürgermeister in den nächsten Haushalt einplanen soll. Bis September dieses Jahres soll über das Prüfergebnis in der Stadtverordnetenversammlung berichtet werden.
Auch eine Klimaanlage braucht das Planetarium in der Gutenbergstraße dringend – denn im vergangenen Sommer saß Plate oft am Bedienpult unter dem Sternenhimmel und schaute besorgt auf die rot blinkende Temperaturanzeige der Beamer, die Galaxien und Sternennebel an die Kuppel strahlten. Denn ab und an gaben die Beamer bei Innentemperaturen von über 30 Grad den Geist auf. „Dann muss man warten, bis sie wieder auf Betriebstemperatur heruntergekühlt sind. Bis dahin geht nichts mehr“, sagt Plate.
Auch die Beamer des Planetariums sind zehn Jahre alt – mit neuer Technik wäre eine Auflösung möglich, die „um Welten besser“ wäre. Gehen die Beamer kaputt, führe das bereits jetzt dazu, „dass wir zum Teil mehrere Wochen nur eingeschränkt unsere Shows vorführen können.“
Wenn der Mond verrutscht
Bisher wird das Planetarium jährlich über das Jugendamt gefördert. Plate hofft, dass es noch andere Fördertöpfe gibt, die die Stadt anzapfen kann. Denn allein die Wartungskosten für den Projektor einmal im Jahr betragen 4000 Euro. „Geht dann noch ein Beamer kaputt, sind weitere 4000 Euro weg.“
Und das Geld reicht dabei vorn und hinten nicht, weil durch die alte Technik des ZKP2 ständig Zahnräder verschleißen, Glühlampen kaputtgehen oder der Mond nach ein paar Monaten schlicht verrutscht, weil die Zahnräder im Projektor nachjustiert werden müssen. Allein 15 000 Euro pro Jahr wären laut Zukunftskonzept nötig, um nur die Beamer zu unterhalten.
Potsdam gehört laut Plate damit zu einem nur noch kleinen Teil der Planetarien in Deutschland, die noch mit so alter Technik arbeiten. Er freue sich, dass die Grünen nun den Antrag gestellt haben. Auch während der Feier zum 50-jährigen Geburtstag des Planetariums habe er das Thema bereits an mehrere Stadtverordnete herangetragen. Er gehe davon aus, dass der Stadt die Finanzierungsnotwendigkeit klar sei. Eine Landeshauptstadt mit einem Astronomieschwerpunkt wie Potsdam mit weltweit führenden Forschungsinstituten könne es sich nicht leisten, ein Planetarium nicht zu fördern, so Plate. Für seine Arbeit sprechen die Besucherzahlen, die stetig steigen – im vergangenen Jahr kamen rund 16 000 Menschen in das Planetarium, etwa 700 mehr als im Jahr zuvor. 2016 waren es 13 200 Besucher. Plate schätzt, dass mit einer besseren Finanzierung und mehr Angeboten 30 000 Besucher möglich sein könnten.
Das Jugendamt finanziert die Stelle von Plate als Leiter des Planetariums, eine eine halbe Stelle für Buchhaltung und Terminabsprachen bezahlt das Planetarium selbst, außerdem gibt es ein Budget für Honorarkräfte. Auch das reiche – vor allem, wenn man viele Live-Shows umsetzen wolle – kaum aus, sagt Plate. „In anderen Planetarien unserer Größe in Deutschland sind noch mindestens zwei Vollzeitstellen mehr im Haus vorhanden“, schreibt er in dem Zukunftskonzept.
Veranstaltungen sind oft ausgebucht
Auch die steigenden Besucherzahlen seien ein Grund, mehr Personal einzustellen, weil der Bedarf da sei. Denn die Veranstaltungen, gerade an Wochenenden, seien regelmäßig ausgebucht, immer wieder müsse man Leute nach Hause schicken, weil in dem Planetarium mit 46 Sitzplätzen kein Platz mehr sei.
Auch mit Potsdams Schulen arbeite man eng zusammen, Schüler seien vom Kosmos fasziniert, so Plate. Das müsse man fördern. Und das geht eben nur, wenn der Mond nicht festhängt.
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