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INTERVIEW: „Das Konzept stand in einer halben Stunde“

Frau Paul, bisher gab es nur schwarz- weiß-goldene Skizzen, jetzt hängt der 7,50 Meter lange Schriftzug am Schloss. Sind Sie zufrieden?

Frau Paul, bisher gab es nur schwarz- weiß-goldene Skizzen, jetzt hängt der 7,50 Meter lange Schriftzug am Schloss. Sind Sie zufrieden?

Ja, genauso habe ich es mir vorgestellt. Wobei er dort oben natürlich deutlich kleiner wirkt als in der Werkstatt. Aber größer ging es nun mal nicht.

Wieso?

Weil es keine größere zusammenhängende Fläche an der Fassade gibt, die nicht zum Beispiel durch Säulen untergliedert ist. Nur acht Stellen standen überhaupt zur Auswahl.

Nun hängt der Schriftzug am nördlichen Teil der Westseite. Kommt er dort Ihrer Meinung nach ausreichend zur Geltung?

Ja, ich finde gut, dass er in Richtung Stadt, in Richtung der Potsdamer zeigt. An sie ist die Botschaft ja gerichtet. Und man kann ihn gut von der Straßenbahn aus sehen. Die zweite freie Fläche an der Westseite eignet sich nicht, weil dort eines Tages die Kolonnaden zwischen Landtagsschloss und Marstall hinkommen sollen.

„Ceci n’est pas un chateau“ ist nun also zu lesen, auf Deutsch „Dies ist kein Schloss“. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Eigentlich hatte ich zunächst an das Original von René Magritte gedacht, also „Dies ist keine Pfeife“, weil König Friedrich Wilhelm ja oft mit dem Tabakskollegium in Verbindung gebracht wird. Aber dann ist mir die Idee mit dem Schloss gekommen. In nur einer halben Stunde stand das ganze Konzept.

Glauben Sie denn, dass die meisten Potsdamer das Original-Gemälde von Magritte kennen?

Ich weiß es nicht. Aber ich fände es schön, wenn eines Tages auch eine kleine Tafel aufgestellt wird, wo der ganze Hintergrund zu dem Kunstwerk erklärt wird.

Apropos Magritte: Gab es eigentlich Bedenken wegen der Urheberrechte?

Ich habe vorsichtshalber einen Juristen gefragt. Er meinte aber, das sei kein Problem. Erstens, weil es kein Gemälde, sondern ein dreidimensionales Werk ist, und zweitens, weil das Objekt, um das es geht, nicht gemalt ist. Magritte hat den Schriftzug „Ceci n’est pas un pipe“ ja unter eine gemalte Pfeife gesetzt, aber das Gebäude gibt es ja tatsächlich. Auch die VG Bildkunst, die die Rechte von Künstlern vertritt, hatte keine Einwände.

Nun zu den praktischen Aspekten: Wie sind die Buchstaben denn an der Fassade befestigt?

Die sind gedübelt, geklebt und zusätzlich auch noch mal verputzt, so dass keine Feuchtigkeit eindringen kann.

Und aus welchem Material sind die Buchstaben?

Sie sind aus Beton. Zunächst wurden sie gelb lackiert, damit man nicht sofort sieht, wenn etwas Gold abblättert – das hat man vor 300 Jahren auch schon gemacht. Bei derVergoldung handelt es sich um eine sogenannte Ölvergoldung, das heißt, dass unter das Blattgold eine Schicht Öl kommt, welches das Gold gut ansaugt. Gleichzeitig ist das gut gegen Witterungseinflüsse.

Sie wissen das alles so genau, weil...

... ich vor vielen Jahren mal ein Restaurierungspraktikum bei der Schlösserstiftung gemacht habe. Damals durfte ich unter anderem dabei sein, als das chinesische Haus im Park Sanssouci vergoldet wurde. Daher kenne ich übrigens auch noch den Stuckateur, der meinen Schriftzug angebracht hat.

Wie viel hat das Ganze denn gekostet?

Knapp 30 000 Euro. Ehrlich gesagt war das ein bisschen Kalkül: Ich dachte, wenn ich beim Wettbewerb „Kunst am Bau“ ein möglichst günstiges Angebot mache, gibt es vielleicht die Chance, dass gleich zwei Vorschläge angenommen werden. Und das hat ja schließlich auch geklappt.

Die Fragen stellte Katharina Wiechers

Annette Paul (42) ist in Berlin und Chemnitz aufgewachsen. Seit neun Jahren lebt sie in Potsdam und macht unter anderem Führungen für die Schlösserstiftung.

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