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Wahlkreis 61: CDU schafft die Sensation: Potsdam ist schwarz

Union wird im Wahlkreis und in Potsdam stärkste Kraft. Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Katherina Reiche und Andrea Wicklein. Linke nur auf Platz drei, herbe Verluste für die FDP, Achtungserfolg für die AfD.

Potsdam ist schwarz - und nicht mehr rot. Mit dieser Sensation geht der Wahlabend in Potsdam zu Ende. Zum ersten Mal seit der Wende gewann die CDU den Wahlkreis, zu dem die Landeshauptstadt gehört: Mit einem Zweitstimmenanteil von 31,4 Prozent schlug sie die SPD, die 24,9 Prozent erhielt, deutlich und verwies die Linke mit 20,7 Prozent auf Platz drei. Die Bundestagswahl 2009 hatte die SPD mit 26,0 Prozent knapp vor den Linken mit 25,4 Prozent gewonnen. Die CDU brachte es 2009 nur auf 21,4 Prozent.

Und bei den Direktkandidaten - also den Erststimmen : die nächste Sensation: Andrea Wicklein (SPD) verlor ihren sicher geglaubten Wahlkreis an Katherina Reiche von der CDU. Nicht knapp, sondern doch deutlich: Reiche holte im gesamtem Wahlkreis 32,6 Prozent (in Potsdam allein: 27%), Wicklein kam auf 32,2 (31,1%). Der Linke Norbert Müller lag abgeschlagen bei 20,3,6 Prozent.  Seit 1990 ging der Direktwahlkreis immer an die SPD, dreimal gewann Emil Schnell, dreimal Andrea Wicklein. Die Duelle lieferten sich die Sozialdemokraten im Kampf um den Direkteinzug in den Bundestag regelmäßig mit den Linken. 2009 etwa gewann Wicklein mit hauchdünnem Vorsprung von 205 Stimmen vor dem damaligen Linken-Kandidaten Rolf Kutzmutz.

In der Stadt Potsdam – und das ist ebenfalls eine Sensation – gewann die CDU zum ersten Mal den höchsten Zweitstimmenanteil bei einer Bundestagswahl, wenn auch wesentlich knapper als im gesamten Wahlkreis. Die Union holte 27,0 Prozent (2009: 18,2), die SPD lag bei 25,3 Prozent (25,9 Prozent) und die Linke, die in der Landeshauptstadt vor vier Jahren die Wahl gewonnen hatte, kam nur auf Platz drei mit 24,1 Prozent (28,8 Prozent).

Auf der CDU-Wahlparty im Restaurant „Le Manége“ im Kutschstallhof herrschte zunächst vor allem über das Ergebnis auf Bundesebene Euphorie, zu Potsdam äußerte sich Reiche noch vorsichtig: „Potsdam ist für die CDU ein schwieriges Pflaster. Ich bin schon zufrieden darüber, dass unsere Zahlen hier von Wahl zu Wahl nach oben gehen.“

Auf der SPD-Wahlparty im Regine-Hildebrandt-Haus schob man die CDU-Gewinne auf den Kanzlerinnen-Bonus: Reiche profitiere klar vom Bundestrend, sagte Brandenburgs SPD-Generalsekretärin Klara Geywitz. Zudem liege Wicklein über dem SPD-Zweitstimmenergebnis in Potsdam – das zeige die hohe Akzeptanz für ihre Arbeit. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte, ihm sei klar gewesen, dass es eng wird: „Allerdings habe ich nicht vermutet, dass die CDU so stark zulegt.“ Dagegen habe er die Grünen stärker eingeschätzt.

Die hielten sich in Potsdam vergleichsweise stabil: 11,9 Prozent gab es vor vier Jahren, gestern landeten die Grünen bei 10,4 Prozent. Vor allem die Bundesergebnisse verhagelten den Anwesenden auf der Grünen-Wahlparty die Laune. „Es hatte sich ja schon angedeutet, aber das ist schon sehr enttäuschend“, sagte Spitzenkandidatin Annalena Baerbock.

Bei der FDP war die Katerstimmung so groß, dass sich die Wahlparty im Holländischen Viertel binnen einer knappen Stunde auflöste. 2009 hatten die Liberalen in Potsdam noch 8,9 Prozent der Zweitstimmen geholt, gestern waren es 2,7 Prozent. „Die Zweitstimmen-Kampagne hat nicht wirklich geholfen“, resümierte FDP-Kreischef Johannes von der Osten-Sacken. Davor seien die Umfragewerte höher gewesen.

Trotz der Verluste überwog bei den Linken die Zufriedenheit: „Wir sind in Potsdam weiter stark“, sagte Direktkandidat Norbert Müller auf der Wahlparty seiner Partei in der „Seerose“. Linke-Fraktionschef Hans Jürgen Scharfenberg sprach von einem Generationenwechsel, der eingeleitet worden sei: Müllers Kandidatur „ist für uns eine Investition in die Zukunft“. Auch Linke-Kreischef Sascha Krämer gab sich kämpferisch: „Falls Frau Reiche den Wahlkreis holt, bedeutet das nicht, dass Potsdam schwarz wird. Das ist nicht der Erfolg von Reiche, sondern der Merkel-Bonus.“

Das bundesweit gute Abschneiden der Alternative für Deutschland (AfD) fand auch in Potsdam seinen Widerhall. Die Partei mit ihrem Brandenburger Spitzenkandidaten, dem Potsdamer Alexander Gauland, übersprang in der Landeshauptstadt die Fünf-Prozent-Hürde und kam auf 5,2 Prozent.

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