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Abstand leicht gemacht. 100 Quadratmeter groß sind die Parzellen für Wohnmobile und Wohnwagen auf dem Campingplatz an der Pirschheide – die Gäste haben also ausreichend Platz. Und der Badestrand ist auch gleich um die Ecke. Das kommt gut an: Man ist ausgebucht.
©  Andreas Klaer

"Königlicher Campingpark Sanssouci": Camping auf einem der schönsten Plätze Europas

Der Königliche Campingpark Sanssouci in Potsdam hat die Coronakrise gemeistert. Jetzt ist der Platz wieder ausgebucht, aber aufholen können die Betreiber die Verluste wohl nicht.

Potsdam - Wer lange nicht mehr auf einem Campingplatz war, wird sich an der Pirschheide die Augen reiben: eine wunderschöne Anlage unter Eichen und Buchen am Templiner See, überall Strom- und Wasseranschluss an den Stellplätzen, Sanitäranlagen mit Fußbodenheizung und von geradezu blendender Sauberkeit. Für 15 Euro pro Nacht ein privates Badezimmer mieten? Kein Problem. Einen Segelschein machen, auf einem Stand-Up-Paddle, einem aufgeblasenen Stehpaddel, das Gleichgewicht zu trainieren? Geht direkt vor der Rezeption.

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Dass der mit dem höchsten Prädikat von fünf Sternen bewertete „Königliche Campingpark Sanssouci“ auch im Vergleich zu anderen Plätzen in Brandenburg und dem Rest der Republik alljährlich beste Platzierungen erhält, ist längst bekannt. Und dennoch freut sich Dieter Lübberding, der 47 Jahre alte Geschäftsführer der Freizeit-recra GmbH, wenn der Campingplatz seiner Familie wie bereits Anfang des Jahres geschehen, vom Bewertungsportal camping.info auf Platz 50 der 100 besten Plätze Europas gehoben wird. Im Ranking sind die Potsdamer im Vergleich zum Vorjahr sogar um 45 Plätze nach oben geklettert.

Mittendrin. 240 Stellflächen für Wohnwagen und Wohnmobile gibt es. Der Campinplatz eignet sich auch als Ausgangspunkt für Radtouren in die Umgebung.
Mittendrin. 240 Stellflächen für Wohnwagen und Wohnmobile gibt es. Der Campinplatz eignet sich auch als Ausgangspunkt für Radtouren in die Umgebung.
©  Andreas Klaer

An der Zeltwiese nahe des Badestrandes und auf den 240 Stellflächen für Wohnwagen und Wohnmobile übernachten jährlich rund 45.000 Gäste aus ganz Europa, die Herkunft der Besucher hat sich indes durch die Corona-Pandemie stark geändert. „Wir hatten über die Jahre rund 70 Prozent Camper aus Deutschland und 30 Prozent aus zumeist europäischen Staaten. Jetzt reisen 99 Prozent aus den Bundesländern an.“ Er begrüße es, sagt Lübberding, „wenn die Süddeutschen, die sonst ja in wenigen Autostunden nach Italien kommen können, schon während ihrer Pfingstferien zu uns kamen und auch jetzt unsere Gäste sind.“

Lübberding, der einst in Berlin Betriebswirtschaft studiert und später einen Master in Tourismus absolviert hatte, verdiente sich als Student Geld auf einem Campingplatz in Wertheim am Main dazu. Dann pachtete er mit seiner vor zwölf Jahren verstorbenen Schwester Hannelore und deren Ehemann Walter von Ohlen, 67, den Platz am See von der Stadt Potsdam. Das Gelände war schon zu DDR-Zeiten ein bevorzugtes Ausflugsziel. Das VEB-Kombinat Naherholung stellte dort für die Werktätigen große Bauwagen für den Urlaub auf. Einige, hat Lübberding erfahren, waren sogar mit Balkonen ausgestattet.

Begeistert. Dieter Lübberding leitet den Campingplatz Sanssouci.
Begeistert. Dieter Lübberding leitet den Campingplatz Sanssouci.
© Carsten Holm

Vor sechs Jahren stieg dann die heute 33 Jahre alte Michaela von Ohlen, die Tochter seines Schwagers und seiner Schwester in die Geschäftsführung auf. Sie führten das Camping-Unternehmen, das in der Hochsaison 32 Mitarbeiter beschäftigt, von denen 18 fest angestellt sind, zu einem geschäftlichen Erfolg – auch weil Campingurlaub in Deutschland immer beliebter wurde. So stieg die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen zwischen 2015 und 2018 von 29,2 auf 35,8 Millionen. Die Freizeit-recra GmbH setzt jährlich rund 2,5 Millionen Euro um, sie hat auch die Coronakrise mit Kratzern überstanden, obwohl der Königliche Campingpark neun Wochen lang geschlossen war. „Wir sind ausgebucht”, resümiert der Chef, „aber was wir durch Corona verloren haben, können wir nicht aufholen.“

Die Leute wüssten, „dass Camping eine sehr pandemietaugliche Urlaubsform ist“, sagt Lübberding. „Die Stellplätze messen rund 100 Quadratmeter, die Wohnwagen etwa 16. Da hat man viel Platz draußen in der Natur, da musst du keine Maske tragen. Brötchen liegen ab 8 Uhr in Tüten mit der Nummer des Stellplatzes bereit. Auch da geht es ohne Maske.“

Immer wieder zu Gast. Mirko Paul (M.) mit den Söhnen Max (l.) und Jacob. 
Immer wieder zu Gast. Mirko Paul (M.) mit den Söhnen Max (l.) und Jacob. 
© Carsten Holm

Wer auf einem Campingplatz vor allem einfache, deftige Küche wie Currywurst, Buletten, Bockwurst mit Kartoffelsalat oder Schnitzel erwartet, wird von der Speisekarte des gemütlichen Restaurants „Anna Amalia“ überrascht sein. Seit neun Jahren ist Peter Schönborn Küchenchef, und er hat sich mit gegrilltem Kotelett vom Iberico-Schwein, Havelzanderfilet mit Rahmblattspinat und Kalbsleber einen Namen gemacht. „Alles frisch, nix Tüte“, sagt sein Chef Lübberding.

Der Campingplatz in der Pirschheide erweitert sein Angebot ständig. Ein Märchenerzähler tritt auf und ein Zauberer, donnerstags bis samstags öffnet ab 17 Uhr eine Cocktailbar. Die Gäste sind zufrieden. „Wir sind schon zum zehnten Mal hier“, sagt Familienvater Mirko Paul, der mit seinen Söhnen Max und Jakob aus Dresden einen Wohnwagen und ein Zelt bewohnt. „Alles, einfach alles“, heißt es auf die Frage, was gefällt, aus einer sechsköpfigen Gymnasiasten-Clique. Robin, Anna, Shemona, Lea, Luis und Emily, alle zwischen 17 und Jahre alt, haben ihre Zelte für eine Woche aufgebaut. „Es ist ein so schöner Ort mit einem so schönen Strand“, sagt Lea.

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