Sportplätze auf die Deponie: Bürgerinitiative Waldstadt weiter gegen Sportplätze im Schutzgebiet
Eine Bürgerinitiative macht weiter mobil gegen die Pläne der Stadt, Sportplätze im Landschaftsschutzgebiet zu errichten. Die Aktivisten schlagen stattdessen einen Ausweichstandort vor.
Potsdam - Im Grundsatz waren sich alle einig. Die zwei Großsportplätze, die nicht nur dem Schulsport dienen, sondern auch für den Vereinssport geöffnet werden sollen, gehören nicht in das Landschaftsschutzgebiet Waldstadt II nahe dem Bahnhof Rehbrücke. Da bekam die Initiative, die dagegen Sturm läuft und am Samstag zum Besichtigungsrundgang eingeladen hatte, sogar Schützenhilfe aus der Nachbargemeinde Nuthetal. Ein Anwohner hatte nämlich herausgefunden, dass zwar in Potsdam ein etwa 100 Meter breiter Waldstreifen zwischen Wohngebiet und Sportanlagen stehen bleiben soll, dass er als Nachbar auf der anderen Seite diesen Schutz aber nicht bekäme. Dort sei der Baumstreifen erheblich schmaler.
Von der Verbesserung des Klimas durch das Grün, dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt bis zur befürchteten Lärmbelästigung der Anwohner reichten die Einwände. Und die Zuwegung zu den Sportplätzen, die direkt an zwei Häuserzeilen geplant ist, empfanden speziell die Betroffenen als Zumutung. „Es lässt doch keiner sein Auto in der Garage an der Saarmunder Straße stehen. Die wollen alle bis möglichst nahe heranfahren“, sagte eine Eckhausbewohnerin. Die Stichstraße werde dann zur Hauptstraße, befürchtet sie und man nehme den Anwohnern die letzten wenigen Parkplätze weg.
"Vielleicht gar nicht mehr nötig, Großsportplätze auf Kosten der Natur anzulegen“
Zur Erinnerung: In der Waldstadt II soll ein Schulcampus mit weiterführender Schule für 900 Kinder und Jugendliche, eine Förderschule für 300 Schüler, ein Hort und eine Kita entstehen und eben die beiden großen Sportplätze. Geplant waren sie auf einem Areal von sechs Hektar. Auf vehementen Einspruch der Waldstädter wurde der Kompaktbereich aufgelöst und die Anordnung der Gebäude auf 13 Hektar verteilt, um mehr Grün dazwischen zu erhalten. Dieser Variante haben auch die Stadtverordneten zugestimmt, besänftigt hat sie die Gemüter allerdings nicht.
Kerstin Woller forderte im Namen der Bürgerinitiative, dass man, ehe es Eingriffe in den Naturwald gebe, doch erst einmal alle Alternativstandorte sachgerecht prüfen solle und dass nicht nur die einzelnen Ressorts in der Stadt besser zusammenarbeiten müssten, sondern auch mit den Nachbargemeinden Auswege gesucht werden sollten, um ein Stück intakter Natur zu schützen. Schließlich kämen auch von dort Schüler in die Potsdamer weiterführenden Schulen. Für ihren Einspruch bekam sie spontanen Beifall. Es ginge um eine weitreichende Zukunftsplanung, sagte sie, und die müsse mit allen Beteiligten gut vorbereitet werden. „Es können auch andere Bereiche genutzt werden“, betonte sie. Man solle sich erst einmal alle versiegelten Flächen in der Waldstadt ansehen. Sie verwies zum Beispiel auf den Kahleberg. Und unter abermaligem Beifall: „Dann ist es vielleicht gar nicht mehr nötig, Großsportplätze auf Kosten der Natur anzulegen.“
"Absurd, dafür einen Eingriff in den tiefsten Teil eines Landschaftschutzgebiets vorzusehen"
Die Bürgerinitiative empfindet die Neuplanung eher als schlechten Witz, wie deren Vorsitzende Oksana Adams erklärte. „Wir sind ja nicht komplett kompromisslos“, sagte sie, „und wir wissen auch, dass Schulen gebraucht werden. Aber es ist absurd, ausgerechnet dafür einen Eingriff in den tiefsten Teil eines Landschaftschutzgebiets vorzusehen.“ Sie bemängelte, dass man von der Stadt keine schlüssigen Auskünfte über Schülerzahlen, Schulbedarf und Standorte erhalten habe. Diese Auskünfte aber sagte der Sozialbeigeordnete und Oberbürgermeisterkandidat Mike Schubert (SPD), der am Rundgang teilnahm, zu.
Der Rundgang führte schließlich zur Kulturbodendeponie, die sich in der Waldstadt I zwischen der Straße Am Stadtrand und der Wetzlarer Bahn befindet und die bereits schon einmal als Ausweichstandort für die Sportplätze ins Gespräch gebracht wurde. Dagegen hatte wie berichtet bereits der Chef des Kommunalen Immobilien Service (Kis), Bernd Richter, Einspruch erhoben, da dort ebenfalls noch ein Schulcampus mit Sportplätzen entstehen soll. Schubert zeigte sich beim Rundgang der Idee allerdings nicht völlig abgeneigt und versprach, sie noch einmal prüfen zu lassen. Man könne hier natürlich nicht alles unterbringen, was in der Waldstadt II geplant sei, aber er werde prüfen lassen, was man dort aus der Planung herausnehmen und eventuell anderweitig unterbringen könne. Für die beiden Großsportplätze sehe er hier jedenfalls eine Chance. Auch bei der Kita sieht Schubert eine Möglichkeit, sie durch den geplanten Neubau auf dem Areal des Wohnungsneubaus auf der anderen Straßenseite der Heinrich-Mann-Allee zu ersetzen. Dann nämlich, wenn es gelinge, diesen Neubau eher zu realisieren als bisher geplant. Außerdem werde es Gespräche mit der Nachbargemeinde Nuthetal geben, versprach er. Dass Potsdam Schüler aus den Nachbargemeinden in weiterführende Schulen aufnehme, ließe sich nicht ändern, erklärte er. Das sicherten die Schulrahmenbedingungen des Landes gesetzlich zu.
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