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Klaus Ness ist gestorben.
© dpa

Brandenburger SPD-Politiker Klaus Ness gestorben: Sigmar Gabriel über Klaus Ness: "Er war einer der ganz großen Parteistrategen unserer Generation"

Einer der wichtigsten Landespolitiker Brandenburgs ist tot: Klaus Ness, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, war am Donnerstagabend bei einem Empfang im Potsdamer Landtagsschloss zusammengebrochen. Die Politik reagiert bestürzt.

Potsdam - Klaus Ness, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in Brandenburg, ist tot. Das meldete am Rande eines Parlamentarischen Abends im Landtag einen Zusammenbruch erlitten. Ness hat nach Angaben von Teilnehmern einen Herzinfarkt erlitten und musste mehrfach wiederbelebt werden.

Der SPD-Politiker war bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes von der Grünen-Abgeordneter Ursula Nonnemacher und dem CDU-Abgeordneten Michael Schierack versorgt worden. Beide sind Mediziner. Nonnemacher ist Notärztin und Schierack Orthopäde. Ein Rettungswagen hatte den Politiker in ein Krankenhaus gebracht. Fraktionsübergreifend herrschte am Abend Bestürzung.

Einer der wichtigsten Sozialdemokraten der SPD Brandenburg

Ness hatte am Abend eine zweitägige Plenarsitzung, die letzte des Landtags in diesem Jahr, hinter sich gebracht. Er galt als strategischer Kopf hinter den SPD-Wahlerfolgen in Brandenburg. Erst war er über Jahre Landesgeschäftsführer, später Generalsekretär. Er war einer der mächtigsten Köpfe und einflussreicher Strippenzieher bei den Sozialdemokraten in Brandenburg.

Zwischenzeitlich war er als enger Vertrauter mit Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck, als dieser 2005 für wenige Monate SPD-Bundeschef war, als Abteilungsleiter ins Berliner Willy-Brandt-Haus gewechselt. Nachdem Platzeck 2013 wegen eines Schlaganfalls den Posten als Regierungschef an seinen Nachfolger Dietmar Woidke abgab, wurde Ness Fraktionschef.

Ness war seit 2007 mit Martina Gregor-Ness verheiratet, die bis 2014 ebenfalls für die SPD im Brandenburger Landtag saß.

Politiker reagieren bestürzt 

Der Chef der Berliner Senatskanzlei, Björn Böhning, twitterte am Freitagmorgen: "Gestern habe ich noch mit ihm gesprochen. Er war so tatendurstig. Ein Großer der SPD Brandenburg ist gegangen. Ruhe in Frieden, Klaus Ness."

Auf seiner Facebookseite äußerte sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitagmorgen: "Ich habe heute einen guten Freund und langjährigen politischen Weggefährten verloren. Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei seiner Frau. Mit Klaus Ness verliert Brandenburg einen großen Demokraten, der Politik nicht als Selbstzweck sah, sondern als Arbeit zum Nutzen der Menschen. In jedem Gespräch mit Klaus Ness konnte man sehen, dass ihm der Ausgleich zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – ganz in der Tradition von Regine Hildebrandt – ein Herzensanliegen war." Er habe sich immer auf Ness verlassen können. "Er wird fehlen. Nicht nur mir", schrieb Woidke weiter.

OB Jann Jakobs: "Er hat einen weitergebracht"

Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kannte Klaus Ness gut. "Es ist tragisch und für mich immer noch unfassbar, dass er plötzlich aus unserer Mitte gerissen worden ist", sagte Jakobs den PNN. Für die SPD sei Ness unersetzbar. Und weiter: "Es waren manchmal mit ihm harte Diskussionen, aber er hat einen dann auch weitergebracht. Das werden wir alle sehr vermissen."

Außenminister und SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier, der seinen Wahlkreis in der Region um Brandenburg/Havel hat, änderte am Freitagmorgen sein Profil- und Titelbild auf Facebook und wählte schwarze Trauerbilder, in Gedenken an den verstorbenen SPD-Politiker. Er sei fassungslos und unendlich traurig, so Steinmeier. "Mit Klaus Ness verliert die Brandenburger Sozialdemokratie einen ihrer engagiertesten Politiker. Sein unermüdlicher Einsatz für das Land Brandenburg und die deutsche Sozialdemokratie, sein couragiertes Engagement gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus und sein Mut zum offenen Wort und zur Diskussion haben nicht nur den politischen Diskurs in Brandenburg geprägt", schreibt der Außenminister auf seiner Facebookseite. "Klaus Ness war ein Freund, und das zu sagen, macht mich in dieser schweren Stunde stolz."

Sigmar Gabriel: "Er war einer der ganz großen Parteistrategen unserer Generation"

Betroffen über "den so völlig überraschenden Tod" reagiert auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel auf seiner Facebookseite. Gabriel würdigt aber auch das Engagement Klaus Ness' für die deutsche Sozialdemokratie: "Der Aufbau der Brandenburger SPD und der gesamten ostdeutschen Sozialdemokratie nach dem Fall der Mauer ist untrennbar mit seinem politischen Lebenswerk als Landesgeschäftsführer und später als Generalsekretär und Fraktionsvorsitzender der SPD verbunden." Der SPD-Vorsitzende lobt außerdem sein strategisches Geschick, seine Loyalität und seine Fähigkeiten als Wahlkämpfer. "Er war einer der ganz großen Parteistrategen unserer Generation", so Sigmar Gabriel.

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) äußert sich ebenfalls tief betroffen. "Mit Klaus Ness hat die Brandenburger Sozialdemokratie ihren klügsten Strategen und scharfzüngigsten Redner verloren. Wer Ness näher kannte wusste, dass sich hinter der rauen Schale, die er in der politischen Arena zeigte, ein sehr gebildeter, feinsinniger und nachdenklicher Mensch verbarg." Schröter würdigt weiterhin Ness' Engagement gegen Rechtsextremismus, "den er als Gefahr für die junge Demokratie in Brandenburg seit den 90er Jahren leidenschaftlich bekämpfte". Seine Stimme werde fehlen, so Schröter.

 SPD-Landtagsfraktion: "Er wird uns als großartiger Mensch, leidenschaftlicher Brandenburger in Erinnerung bleiben"

Auch die SPD-Landtagsfraktion trauert. "Die Abgeordneten und Mitarbeiter der Fraktion sind von tiefer Trauer erfüllt. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind in dieser schweren Stunde bei der Familie von Klaus Ness", heißt es in einer Erklärung. Im Laufe des Freitags wolle die Fraktion zusammenkommen, um Klaus Ness zu gedenken. "Er wird uns als großartiger Mensch, leidenschaftlicher Brandenburger, großer Sozialdemokrat und kluger Ratgeber in Erinnerung bleiben."

Ingo Senftleben, Fraktionsvorsitzender der CDU, äußert sich ebenfalls. "Er war ein streitbarer Stratege und versierter Politiker, der sich um seine zweite Heimat verdient gemacht hat und Brandenburg fehlen wird", so Senftleben. Klaus Ness habe immer Gesicht gezeigt, auf sein Wort sei Verlass gewesen. "Persönlich verliere ich einen geschätzten Kollegen, mit dem mich ein langjähriges freundschaftliches Verhältnis verband. In vielen Gesprächen haben wir trotz mancher inhaltlicher Differenz stets einen vertrauensvollen Umgang gepflegt."

Auch Axel Vogel und Ursula Nonnemacher, Vorsitzender und stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Landtag, sprechen ihr tiefes Beileid aus. "Er war unser politischer Konkurrent, doch trotz mitunter grundlegender Meinungsverschiedenheiten in der Sache gab es immer wieder auch grundsätzliche Übereinstimmung wie beim gemeinsamen Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. " Wir werden ihn vermissen, schreiben die Grünen-Politiker weiter.

Christian Ehrhardt, Generalsekretär der Freien Demokraten in Brandenburg, erklärt am Freitag: "„Mit Klaus Ness verliert Brandenburg einen engagierten Politiker und Kämpfer, einen klugen Strategen und einen tatendurstigen Menschen, der mitten im Leben stand. Wir sind schockiert über seinen unerwarteten und plötzlichen Tod." Erhardt würdigte außerdem seine Aufrichtigkeit.

Auch bei Twitter äußern sich Politiker fraktionsübergreifend bestürzt: 

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