Nach Anschlägen auf Flüchtlingshelfer-Autos in Neuhardenberg: Razzia bei Verdächtigen
Im Herbst hatte der Brandanschlag auf Autos von Flüchtlingshelfern in Neuhardenberg breite Empörung im Land ausgelöst. Jetzt durchsuchte die Polizei mehrere Wohnungen von Verdächtigen.
Neuhardenberg - Vor rund vier Monaten haben Autos von Flüchtlingshelfern in Ostbrandenburg gebrannt - jetzt hat es bei Verdächtigen eine Razzia gegeben. Zwölf Wohnungen und Häuser wurden durchsucht, wie ein Polizeisprecher sagte. Neun Männer und zwei Frauen, die teilweise dem rechten Lager zugeordnet werden, stehen im Verdacht, an dem Brandanschlag in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) beteiligt gewesen zu sein. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg hatte zuerst über die Durchsuchungen berichtet.
Illegale Feuerwerkskörper und NS-Devotionalien gefunden
Bei der Razzia am frühen Dienstagmorgen in Neuhardenberg, Fürstenwalde, Strausberg und Gusow seien unter anderem Aufkleber mit fremdenfeindlichem Inhalt, ein Schlagstock und Festplatten sichergestellt worden. Zu den Beweismitteln zählen auch Weltkriegsmunition, Pfefferspray, in Deutschland nicht zugelassene Feuerwerkskörper und NS-Devotionalien.
Die Verdächtigen im Alter zwischen 19 und 33 Jahren wurden nicht festgenommen, werden aber vernommen, wie der Polizeisprecher sagte. Sie seien zum Teil polizeibekannt. Die Razzia habe das Amtsgericht Frankfurt (Oder) angeordnet, 120 Polizisten seien im Einsatz gewesen. Weitere Angaben machte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.
Politischer Hintergrund galt früh als naheliegend
Bei dem Brandanschlag Mitte September waren zwei Autos von Flüchtlingshelfern ausgebrannt, ein danebenstehender Transporter wurde zudem beschädigt. Verletzt wurde niemand. Das Innenministerium hatte schnell bestätigt, dass es sich um Brandstiftung handelte. Ein politischer Hintergrund galt früh als naheliegend. In der Umgebung waren Aufkleber und Wurfzettel mit der Aufschrift "Flüchtlinge nicht willkommen" entdeckt worden.
Der Verein Willkommenskreis Neuhardenberg hilft Flüchtlingen etwa bei Fahrten zu Ärzten in andere Städte. Die angezündeten Fahrzeuge hatten vor dem Grundstück einer Familie gestanden, die sich in dem Verein engagiert.
Der Brandanschlag hatte im Herbst breite Empörung im Land ausgelöst. Unter anderen hatte der evangelische Bischof Markus Dröge den Verein als Zeichen seiner Solidarität besucht. (dpa)
Anna Ringle
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