Lehrermangel in Brandenburg: Provinzprämie für Pädagogen
1000 neue Lehrer braucht das Land Brandenburg, vor allem im ländlichen Raum. Um neue Lehrer aufs Land zu locken, soll es Anreize geben. Wie die aussehen, darüber streitet die Politik.
Potsdam - Brandenburg zieht derzeit alle Register, um Lehrer ins – und vor allem aufs – Land zu locken. Bildungsminister Günther Baaske (SPD) stellte am gestrigen Dienstag in Aussicht, neueingestellten Lehrern unter bestimmten Bedingungen eine „Buschzulage“ zu zahlen. Angedacht sind etwa monatlich 300 Euro zusätzlich – und das drei Jahre lang. „Wir wollen Anreize schaffen, alle freien Stellen zu besetzen“, sagte er. Generell seien solche Zulagen mit dem Beamtengesetz vereinbar. Derzeit werde geprüft, ob und unter welchen Konditionen solche Prämien rechtlich und finanziell möglich seien. Klar sei, dass sie für das ganze Land gelten würden. „Wir prüfen ernsthaft und mit Hochdruck“, sagte Baaske.
Bereits im Jahr 2011 hatte der damalige Finanzminister Helmuth Markov (Linke) vorgeschlagen, mit einer Buschzulage, wie sie in den 1990er-Jahren an Aufbauhelfer aus dem Westen gezahlt wurde, Beamte aus anderen Bundesländern zu locken – war damit aber in der rot-roten Koalition gescheitert. Nun ist der Druck offenbar groß: Brandenburg sucht zum kommenden Schuljahr mehr als 1000 Lehrer. Rund 700 Stellen müssen nach Ministeriumsangaben neu besetzt werden, da Lehrkräfte ausscheiden, vor allem altersbedingt. Mit Beginn des Schuljahres 2015/16 unterrichten Lehrer zudem eine Unterrichtsstunde pro Woche weniger. Dadurch fallen zusätzlich 300 Stellen an, die zu besetzen sind. Bis zum Schuljahr 2018/19 plant das Land mehr als 850 Vollzeitstellen neu zu vergeben. Insgesamt sollen bis zum Ende der Legislaturperiode rund 4300 Lehrkräfte eingestellt werden.
Neuen Lehrern winkt die Verbeamtung
Die Suche nach geeigneten Lehrkräften gestalte sich für kleine Schulen im ländlichen Raum besonders schwierig, vor allem in der bevölkerungsarmen Prignitz, der Uckermark und in der südlichen Lausitz, so Baaske. Ähnlich wie das Land Ärzte mit Fördersummen dafür gewinnen will, sich in Dörfern abseits der Städte niederzulassen, ist das Ministerium nun auch auf der Suche nach finanziellen Anreizen für Lehrer. Brandenburg bietet bereits – anders als Berlin oder Sachsen-Anhalt – Neulehrern die Verbeamtung an. Doch anscheinend reicht das nicht aus. Die Brandenburg-Prämie, so Baaske, sei vor allem im Hinblick auf junge Lehrkräfte gedacht, die statt in Berlin in Brandenburg „Blut lecken sollen“. Gleichzeitig sagte Baaske: „Ich möchte Lehrer gewinnen, die wirklich für das Fach, die Kids und die Region brennen.“
Kritik an der angedachten Prämie kam vom Regierungspartner. „Wir haben schon eine Art Buschzulage, nämlich die Verbeamtung“, sagte die stellvertretende Fraktionschefin der Linke-Landtagsfraktion, Gerrit Große. „Ich glaube nicht, dass es mit Geld zu regeln ist.“
Pläne kommen zu spät
Die Oppositionsfraktionen CDU und Grüne befürworteten dagegen Baaskes Pläne, sie kämen allerdings reichlich spät. Insgesamt seien die geplanten 1000 neuen Lehrer zu wenig, es entstehe keine neue Stelle, die Qualität an den Schulen werde dadurch nicht verbessert. CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann sagte, ein wirklicher Schritt nach vorn wäre es, für jede der rund 750 öffentlichen Schulen eine neue Lehrerstelle zu schaffen.
Um neue Lehrer nach Brandenburg zu locken, werden die freien Stellen ab sofort nicht nur auf der Internetseite des Bildungsministeriums, sondern auf dem Fachkräfteportal des Landes Brandenburg, das Baaske in seiner Zeit als Arbeitsminister aufbaute, online gestellt. Auch bei dem Suchmaschinendienstleister Google stehen die Stellenausschreibungen an vorderster Position bei den Suchbegriffen „Lehrer Brandenburg“.
Schulleiter und Sonderpädagogen fehlen
Gesucht werden insbesondere Pädagogen für die Fächer Deutsch, Mathematik und Sport – vor allem an Grund- und Oberschulen. Auch Sonderpädagogen fehlen. Dringenden Bedarf hat das Land derzeit an Schulleitern. Allein 25 Leitungsposten sind brandenburgweit vakant, vor allem in der Prignitz.
Das Ministerium prüft deswegen auch die Möglichkeit, Schulleiter durch sogenannte Ausgleichstunden zu entlasten. Doch das hieße im Gegenzug, erneut mehr Lehrer einzustellen. Bis 2017 werden aufgrund von Pensionierungen jährlich zwischen 30 und 40 Funktionsposten vakant sein – die meisten davon an Grundschulen.
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