S-Bahn-Sperrungen: Pendler frustriert über Wartezeiten und volle Züge
Die S-Bahn-Sperrungen zwischen Potsdam und Berlin sorgen für lange Wartezeiten und Ungewissheit an der Haltestelle - und so bleibt es wohl noch einige Tage.
Potsdam - Lange Schlangen, beliebige Abfahrtszeiten, überfüllte Regionalzüge: Die Sperrungen auf den S-Bahn-Linien zwischen Potsdam und dem Berliner Südwesten frustrieren derzeit Pendler und Besucher. Am Montagvormittag mussten Fahrgäste nach einem Bericht der „rbb Abendschau“ lange am S-Bahnhof Schlachtensee warten, weil zu wenige Busse eingesetzt waren. Die Schlange zog sich über den Bürgersteig und wand sich sogar um eine Straßenecke, weil so viele Menschen am Bahnhof gestrandet waren. Ein Leser des Tagesspiegel-„Checkpoints“ berichtete von Regionalexpressen, die Fahrgäste stehenlassen mussten.
Grund für die Unannehmlichkeiten sind Sperrungen der S7 und seit dem 2. September auch der S1. Bis zum 9. September ist die S7 zwischen Westkreuz und Potsdam unterbrochen, seit dem 1. September ist auch die S1 zwischen Wannsee und Schlachtensee gesperrt. Busse fahren zwischen Potsdam und Messe Süd und zwischen Schlachtensee und Potsdam. Wenn möglich, sollen Fahrgäste auf Regionalzüge zwischen Potsdam und Charlottenburg zurückgreifen, so die Empfehlung der S-Bahn.
Krankheit und Defekte ließen Busse ausfallen
Diese Ausweich- und Ersatzmöglichkeiten funktionieren aber nicht reibungslos. „Wir hatten Krankmeldungen und Defekte am Montag“, erklärt ein Sprecher der S-Bahn die langen Wartezeiten. Nun hätte man aber gegengesteuert und es stünden ausreichend viele Busse zur Verfügung.
Einen adäquaten Ersatz für die gleichmäßig getaktete S-Bahn ist der Ersatzverkehr aber nicht: Eine Pendlerin berichtet, dass sie am Montagabend am S-Bahnhof Griebnitzsee acht Minuten vor der angekündigten Abfahrtszeit am Bahnhof war. Der Bus sei gerade abgefahren, erfuhr sie vor Ort. Am Ende wartete sie fast eine halbe Stunde auf den Bus, brauchte aus Drewitz zur Jungfernheide in Charlottenburg insgesamt zwei Stunden. Denn der Schienenersatzverkehr fährt nur bis Messe Süd, von dort aus müssen Fahrgäste eine Station mit der S-Bahn fahren und am Westkreuz wieder umsteigen.
Das Ausweichen auf die Regionalzüge gestaltet sich ebenfalls schwierig, denn viele Fahrgäste wählen diese Möglichkeit. Der Pendler Lars, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, ist von der Planung der S-Bahn frustriert. Seinen Montagmorgen beschreibt er so: „Der Zug RE7 kam leicht verspätet, jedoch nur als einfache Ausführung, um 7:25 am Bahnhof Medienstadt an. Wenige stiegen aus dem bereits gut gefüllten Zug aus.“ Weitere Gäste hätten sich in den Zug gedrängt, Reisende mit Fahrrad hätten kaum eine Chance gehabt, in den Zug zu kommen. Die Gänge seien bis auf aufs Äußerste gefüllt gewesen, so Lars. So gedrängt ging die Fahrt bis Charlottenburg. Dort wurde es dann Stück für Stück leerer. „Die als SEV eingesetzten Busse scheinen den Andrang nicht auszugleichen“, schreibt Lars in seiner Schilderung. „Ärgerlich ist halt, dass das immer wieder vorkommt, wenn Arbeiten an der S-Bahn durchgeführt werden“, meint er. „Die Betreiber der Bahn könnten vorher schon anders planen.“
Baumaßnahmen sind unvermeidlich
Der Berliner Fahrgastverband Igeb sieht die Sache pragmatisch: „Die Ausfälle bei den Bussen sind natürlich ärgerlich“, sagte ein Sprecher am Dienstag. „Aber um die Baumaßnahmen kommen wir nicht herum.“ Die S-Bahn installiert derzeit ein Zugbeeinflussungssystem (ZBS), das einen höheren Zugtakt ermöglichen soll. Das neue System soll eine bessere Überwachung und engere Taktung der Züge ermöglichen, der Verkehr soll zudem sicherer werden. Außerdem nehmen die S-Bahn-Betriebe laut ihrer Website Messfahrten und Vegetationsarbeiten vor , wie auf ihrer Webseite zu lesen ist .
Die S-Bahn setzt täglich 30 Busse ein, um den Ausfall abzufangen – eine höhere Taktung der Regionalzüge sei aus Kapazitätsgründen aber nicht möglich. „Die Züge waren voll, aber nicht übervoll“, teilte ein S-Bahn-Sprecher mit. Pendler berichteten dennoch von Fahrgästen, die auf dem Gang stehen mussten sowie von zahlreichen Verspätungen. „Dass der RE1 und der RE7 oft sehr voll sind, wissen die Fahrgäste“, sagte ein Sprecher des Fahrgastverbandes. Deshalb komme der Ausfall als Extrabelastung hinzu. „Busfahrer sind aktuell wie Goldstaub, sie werden händeringend gesucht, deswegen kann man auch den Bustakt nicht erhöhen“, sagte er und verwies auf die wesentlich langwierigeren Baumaßnahmen an der S7 in Richtung Springpfuhl, die sich bis in den Dezember ziehen. Dagegen hätten die Potsdamer noch Glück.
Die S7 fährt aktuell bis zum Olympiastadion, wo am Wochenende das Lollapalooza-Festival stattfindet. Ab Montag fahren S1 und S7 wieder regulär.