Zugverkehr in der Region: Mehr Pendler zwischen Brandenburg und Berlin
Auf den Bahnstrecken von Brandenburg nach Berlin nimmt nach Prognosen die Zahl der Pendler weiter zu. Doch Entscheidungen zum Ausbau lassen weiter auf sich warten – und das zum Teil schon seit Jahren.
Berlin/Potsdam - Die Prognose steht: Die Zahl der Pendler in den Zügen zwischen Brandenburg und Berlin wird weiter zunehmen. Welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, ist jedoch weiter ungewiss. Im Herbst will das Infrastrukturministerium in Potsdam den Entwurf zum Landesnahverkehrsplan 2018–2022 vorlegen, über den der Landtag bis zum Jahresende abstimmen soll. Grundlage ist die sogenannte Korridoruntersuchung des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), die wie berichtet vor Kurzem vorgestellt worden ist.
Demnach reichen 2030 die vorhandenen Kapazitäten nur auf berlinfernen Strecken. Für die Gleise in die Stadt sagen die Planer für fast alle Verbindungen freie Kapazitäten in nur noch geringem Umfang voraus oder sehen sie als nicht gegeben an. Angebotserweiterungen seien dann fast nur mit einem Ausbau der Infrastruktur möglich. Und dafür sind die Pläne in den vergangenen Jahren kaum vorangekommen. Ein Überblick:
COTTBUS
Den größten Schub erwarten die Planer auf der Strecke von Cottbus nach Berlin. Im Umfeld von Cottbus steigt demnach die Zahl der Fahrgäste um 67 Prozent, bei Königs Wusterhausen sogar um 95 Prozent. Dass der Bahnhof in Königs Wusterhausen, der auch Endstation der S-Bahn ist, betrieblich ein außerordentlicher Engpass ist, weiß man seit Jahren. Beseitigt ist er immer noch nicht; es gibt auch keine konkreten Pläne dafür.
Zwischen Lübben und Cottbus ist die 2010/2011 für rund 140 Millionen Euro modernisierte Verbindung weiter eingleisig. Den Bau eines zweiten Gleises für die gesamte Strecke hatte man damals als nicht notwendig eingestuft. Heute sind die Fahrpläne gerade auch wegen der Eingleisigkeit häufig nicht einzuhalten. Aus der Not heraus verzichten der VBB und die Landesregierung auf mehrere Halte in kleinen Kommunen, um Zeit einzusparen.
Immerhin haben das Land und die Bahn inzwischen die Planungen für den Bau des Gleises angeschoben. Und auch eine Verkürzung der Linie RE 2, die durch drei Bundesländer fährt, soll den Fahrplan stabilisieren. Der neue Verkehrsvertrag, der von 2022 an gelten soll, sieht vor, die Züge aus Cottbus bereits in Nauen enden zu lassen statt in Wismar. In die Hansestadt soll dann eine neue Linie RE 9 von Elsterwerda über Berlin und Wittenberge fahren.
NAUEN/FALKENSEE
Eng ist es schon seit Jahren in den Regionalbahnen von Nauen über Falkensee nach Berlin. Nach den Berechnungen kann die Zahl der Fahrgäste um bis zu 23 Prozent weiter zunehmen. Noch immer ist aber nicht entschieden, ob die steigende Nachfrage durch weitere Regionalbahnen oder durch den Bau einer S-Bahn-Strecke über Spandau hinaus bis Falkensee oder gar bis Nauen aufgefangen werden soll. Jahrelang war Brandenburg strikt gegen den von Berlin gewollten Bau des S-Bahn-Gleises. Inzwischen sind die Verantwortlichen in Potsdam auch der S-Bahn gegenüber aufgeschlossener. Den höchsten Fahrgastzuwachs gäbe es bei der Variante mit der S-Bahn, sagen die Planer.
STAMMBAHN
Endlose Diskussionen und mehrere Gutachten gab es bisher auch zum Wiederaufbau der Stammbahn zwischen Potsdam über Kleinmachnow und Zehlendorf in die Berliner Innenstadt, auf der 1838 die ersten Züge in Preußen gedampft waren. Auf der Stammstrecke des RE 1 (Magdeburg–Berlin–Frankfurt (Oder)) erwarten die Planer fast 30 Prozent mehr Fahrgäste. Zusätzliche Züge zwischen Werder und Fürstenwalde sollen die Lage entspannen. Viel mehr Fahrten lässt die Strecke aber nicht zu. Eine Alternative wäre die Stammbahn, auf deren Trasse allerdings bekanntlich auch ein Radschnellweg im Gespräch ist.
PRIGNITZ-EXPRESS
Auch auf der Linie RE 6 aus Wittenberge nach Berlin, Prignitz-Express genannt, wollen nach der Prognose bis zu 29 Prozent mehr Fahrgäste in die Züge steigen. Bereits seit 2012 liegt ein Gutachten vor, das empfiehlt, in Berlin nicht auf dem Umweg über Spandau nach Gesundbrunnen zu fahren, sondern diesen Bahnhof direkt von Hennigsdorf über Tegel anzusteuern. Weiter ist man seither nicht gekommen. Dies gilt auch für den Anschluss Veltens an das S-Bahn-Netz, wie es ihn bis 1983 gegeben hatte. Seit dem Mauerbau 1961 hatte sich der Verkehr allerdings auf den Stummelabschnitt bis Hennigsdorf beschränkt. Weiter als bis zur Doppeltaufe von zwei S-Bahn-Zügen auf die Namen Velten und Hennigsdorf hat es bisher aber nicht gereicht.
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