Brandenburg: Mehr Geld für Brandenburgs Kitas nötig
Studie fordert Millionenausgaben für bessere Personalschlüssel. Baaske will Ausgleich zugunsten Potsdams.
Potsdam - Wegen der schlechten Personalschlüssel in Krippen und Kitas muss das Land Brandenburg nach Auffassung der Bertelsmann-Stiftung die Finanzierung der Kinder-Betreuung allein um 33,5 Millionen Euro pro Jahr aufstocken. Nur so sei es möglich, dass alle Kinder – auch bei Betreuungszeiten von mehr als acht Stunden pro Tag – gleiche Teilhabe- und Bildungschancen erhalten. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer am Donnerstag in der Potsdamer Staatskanzlei vorgestellten Modell-Studie, in der seit 2011 Kitas in den Städten Potsdam und Brandenburg/Havel sowie im Landkreis Märkisch-Oderland untersucht wurden.
Demnach besucht in Brandenburg die Mehrzahl der Kinder eine Krippe oder Kita, hieß es. Bei den unter Dreijährigen seien es 56,8 Prozent, bei den über Dreijährigen sogar 97,2 Prozent. Doch die Analysen in den drei Modellregionen hätten gezeigt, dass die bestehende öffentliche Regelfinanzierung bei Betreuungszeiten von mehr als acht Stunden täglich zu einer Verschlechterung der ohnehin unzureichenden Personalausstattung führe.
Nach dem rund 20 Jahre alten brandenburgischen Kita-Gesetz wird bei der Finanzierung des pädagogischen Personals pauschal nur zwischen den Mindestbetreuungszeiten bis zu sechs Stunden oder mehr als sechs Stunden täglich unterschieden, hieß es. Darüber hinaus würden längere Betreuungszeiten nicht mit zusätzlichen Ressourcen gefördert. Laut einem Sprecher des Bildungsministeriums ist im August geplant, den Personalschlüssel im Krippenbereich leicht zu verbessern: Auf eine Erzieherin kommen dann fünf Kleinkinder. Jetzt liegt der Schlüssel bei 1 zu 5,5, die Stiftung empfiehlt ein Verhältnis von 1 zu 3 – wie im Westen Deutschlands. Generell seien auch die verfügbaren Kapazitäten für Leitungskräfte völlig unzureichend, stellt die Studie fest. Dafür würden extra 66,8 Millionen Euro fällig.
Bildungsminister Günter Baaske (SPD) kündigte Konsequenzen an. Unter anderem müsse ein stärkerer Ausgleich zwischen den Kommunen geschaffen werden. So werden in Potsdam Kinder besonders lang betreut – was faktisch für einen besonders schlechten Betreuungsschlüssel sorgt. Hier müsse ein neuer Finanzierungsmodus gefunden werden, forderte auch Potsdams Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Die Unzulänglichkeiten des jetzigen Systems würden „auf dem Rücken von Erziehern und Kindern“ ausgetragen.
Als weitere Konsequenz nannte Baaske mehr einheitliche Standards für die Ausstattung der Einrichtungen. Laut der Studie gaben die untersuchten Kitas zum Beispiel jährlich zwischen 0 und 1177 Euro pro Erzieherin für die Weiterbildung aus. Auch hier fordert Bertelsmann Mehrausgaben in Millionenhöhe. Von der Opposition mahnte die Grünen-Landtagsabgeordnete Marie Luise von Halem einen Stufenplan an, um die Empfehlungen der Stiftung schrittweise umzusetzen. Der CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann kritisierte, die rot-rote Parlamentsmehrheit habe im vergangenen Jahr einen Antrag für noch bessere Personalausstattung abgelehnt. Die Linke-Abgeordnete Gerrit Große sagte, über die Finanzierung besserer Standards werde die Politik mit den Kommunen streiten müssen. Müller-Preinesberger sagte, dass die Kommunen zum Beispiel die bessere Ausstattung der Kita- Leitungen nicht finanzieren könnten.
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