Nach Medikamenten-Skandal: Lunapharm darf keinen Handel mehr treiben
Nach dem Skandal um gestohlene Krebsmedikamente wurde dem Unternehmen nun auch Großhandelserlaubnis entzogen. Mit einer zweifelhaften PR-Aktion versucht Lunapharm nun in die Offensive zu gehen.
Potsdam - Die Brandenburger Gesundheitsbehörden gehen im Skandal um gestohlene Krebsarznei weiter gegen den Pharmahändler Lunapharm in Mahlow (Teltow-Fläming) vor. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) habe am Donnerstag die Großhandelserlaubnis der Lunapharm Deutschland GmbH widerrufen, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. Bereits am 15. Januar 2019 war Lunapharm die Herstellungserlaubnis entzogen worden.
Nunmehr sei der Brandenburger Firma, die in Griechenland gestohlene, womöglich unwirksame Krebsarznei weiter vertrieben haben soll, auch jeglicher Handel mit Arzneimitteln auf Dauer untersagt, so Ministeriumssprecherin Gerlinde Krahnert.
Die Chefin bestreitet die Vorwürfe weiterhin
Zeitgleich am Donnerstag wies Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel alle Vorwürfe erneut zurück. In einem von einer PR-Agentur aus Rheinland-Pfalz verbreiteten und Medien zum Abdruck angebotenen Interview mit Firmensprecher Klaus Kocks spricht Krautz-Zeitel von einer „Lawine von Unterstellungen“. Ihr seien keinerlei Fakten bekannt, welche „die ganze Horror-Geschichte“ bestätigen würden. Die Firma Lunapharm habe keine Information darüber, dass die vor ihr vertriebenen Krebsmedikamente aus Griechenland gestohlen worden seien, so Krautz-Zeitel. Zudem seien die in Rede stehenden Medikamente bei Lunapharm temparaturüberwacht, also ordnungsgemäßg gelagert worden.
Die Behörden haben daran erhebliche Zweifel. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lunapharm wegen gewerbsmäßiger Hehlerei und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz. Diana Golze (Linke) war vergangenen August als Gesundheitsministerin zurückgetreten, nachdem durch Recherchen des ARD-Magazins „Kontraste“ öffentlich wurde, dass das dem Ministerium unterstehende Gesundheitsamt nicht gehandelt hatte, obwohl es Hinweise zu möglichen Unregelmäßigkeiten bei Lunapharm hatte. Golzes Nachfolgerin und Parteikollegin Susanna Karawanskij hatte weitere Aufklärung in der Affäre versprochen, von der in Brandenburg und Berlin mehr als 270 Patienten betroffen sind.
Die Motivation für den Gang an die Öffentlichkeit nennt Krautz-Zeitel selbst in dem PR-Text. Man müsse das Unternehmen als tot bezeichnen, mit allen draus resultierenden Konsequenzen. „Haltlose Unterstellungen“ runierten ihre „Aufbau“-Leistung, es gehe um ihren Ruf.
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