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Verband warnt vor rapide wachsenden Beständen: Jäger wollen Wölfe erlegen

Potsdam - Der Brandenburger Landesjagdverband hat gefordert, den absoluten Schutz der Wölfe herabzustufen. „Die Zahl der Wölfe wächst rapide“, sagte der Sprecher des Landesjagdverbandes, Tino Erstling, am Freitag vor der Jahrestagung des Verbandes am Samstag in Potsdam.

Potsdam - Der Brandenburger Landesjagdverband hat gefordert, den absoluten Schutz der Wölfe herabzustufen. „Die Zahl der Wölfe wächst rapide“, sagte der Sprecher des Landesjagdverbandes, Tino Erstling, am Freitag vor der Jahrestagung des Verbandes am Samstag in Potsdam. Zuwächse der Population von 30 Prozent jährlich seien realistisch. Daher müsse ein neuer Rechtsrahmen geschaffen werden, um bei einer Überpopulation handeln zu können. „Im Zweifelsfall kann dies auch Abschuss bedeuten“, sagte Erstling. Die 250 Delegierten wollen dazu am Samstag ein Positionspapier auch zu weiteren geschützten Arten – wie Bibern, Kormoranen und Nilgänsen – diskutieren.

Jäger und Nutztierhalter haben zu etlichen der genannten Tierarten ein gespanntes Verhältnis, weil sie in ihren Augen Schaden anrichten und ihr Bestand daher reguliert werden sollte. „Insbesondere Schafe und andere Nutztiere im Gatter sind eine leichte Beute für Wölfe“, sagte der Verbandsbeauftragte Robert Franck. „Wenn Isegrim einmal in menschlicher Nähe Jagderfolg hatte, kommt er mit großer Wahrscheinlichkeit wieder. Dieses Erfahrungswissen wird von den Elterntieren an die Nachkommen weitergegeben“, sagte Robert Franck, Wolfsbeauftragter des Landesjagdverbandes.

Udo Appenzeller, Präsidiumsmitglied des Jagdverbandes, warnt vor einer Zunahme ungewollter Wolfsbegegnungen. „Wer eins und eins zusammenzählen kann, ahnt, dass Begegnungen mit Wölfen zunehmen werden, wobei niemand ausschließen kann, dass es zu Missverständnissen kommt, die eine direkte Konfrontation zur Folge haben“, sagte er. Außerhalb Deutschlands reibe man sich verwundert die Augen, mit welcher Naivität in Brandenburg die Ausbreitung der Wölfe beklatscht werde. „Denn für Fachleute steht fest, dass Wölfe, die die Scheu vor Menschen verlieren, früher oder später zum Problem werden können“, sagte er.

Die Jäger fürchten auch um den Wildbestand, weil sich die Wölfe von Rehwild, Rotwild, Damwild und Wildschweinen ernährten. Ein erwachsener Wolf benötige im Durchschnitt zirka sechs Kilogramm Fleisch pro Tag, heißt es in der Mitteilung des Jagdverbandes. Wurden Welpen geboren, steige der Nahrungsbedarf des Rudels täglich.

Nach Schätzungen der Landesregierung leben bis zu hundert Wölfe in Brandenburg. In einer Mitteilung des Landesjagdverbandes von gestern heißt es, 2014 sei vom Landesumweltamtes die Geburt von 49 Wolfswelpen in Brandenburg bestätigt worden. Mit Prognosen für dieses Jahr halte sich die Behörde zurück. Der Jagdverband spricht von 20 Wolfsregionen in Brandenburg. Diese Zahl habe sich im Vergleich zum Jahr 2012 verdoppelt. Diese Entwicklung bedroht nicht nur Viehhalter, sondern mittelfristig auch die „Jagd als nachhaltige Nutzung natürlicher Wildressourcen“.

Die Jäger sind in Brandenburg nicht unbedeutend, der Landesjagdverband hat laut Erstling 9700 Mitglieder, die in Potsdam von 250 Delegierten vertreten werden. In der Wolfsfrage haben die Jäger mit dem Landesbauernverband einen bei der Landesregierung einflussreichen Verbündeten. Der hatte Ende April vor der wachsenden Gefahr durch furchtlose Wölfe für den Menschen sowie vor Großrudeln von mehr als 20 Wölfen und einem Gesamtbestand von bis zu 400 Tieren gewarnt. axf, dpa

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