Studie für den Landtag Brandenburg: In der Pflege droht riesiger Fachkräftemangel
Eine aktuelle Studie zeigt, wie dramatisch die Situation in der Pflege in Brandenburg ist. Was sind die Gründe?
Potsdam - Was tun im Alter, wenn das Wohnen in den eigenen vier Wänden aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist? In Brandenburg wird es für Pflegebedürftige immer schwieriger, sowohl ambulant als auch stationär angemessen versorgt zu werden. Der Markt an Pflegekräften ist leergefegt – bei gleichzeitig steigender Zahl älterer Menschen. Das Problem ist seit Jahren bekannt. Aber eine aktuelle Studie des Instituts für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung (ISW) aus Halle (Saale) für die Enquete-Kommission des Landtags zur Demografie macht deutlich, wie dramatisch die Lage wirklich ist – und wie eingeschränkt die Handlungsmöglichkeiten des Landes sind.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt enorm
Zwischen 2005 und 2015 ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Brandenburg bereits um 52 Prozent auf fast 112 000 Menschen gestiegen. Bis zum Jahr 2030 prognostiziert das ISW eine weitere Zunahme um 48 Prozent. Das heißt,166 000 Brandenburger werden dann auf Hilfe angewiesen sein. Um sie zu betreuen, wären rein rechnerisch 49 400 Pfleger nötig, was einen Zuwachs von fast 15 000 Fachkräften gegenüber dem Jahr 2015 bedeuten würde. Hinzu kommt aber: Einige der Pflegekräfte, die derzeit in Heimen und bei ambulanten Pflegediensten arbeiten, werden dann selbst in Rente gehen oder andere Jobs annehmen. Deshalb rechnet das Institut damit, dass Brandenburg bis 2030 fast 44 000 neue Pflegekräfte finden muss.
Pflegedienste beklagen Probleme
Dabei haben Pflegedienste schon jetzt große Mühe, Mitarbeiter einzustellen. Bei einer Online-Befragung für die Studie gaben 86 Prozent der Pflegeanbieter an, dass sie aktuell Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung haben. 59 Prozent berichten sogar von „großen Problemen“. Wesentliche Unterschiede zwischen dem Berliner Umland und den ländlichen Regionen sind dabei nicht festzustellen. „Der Fachkräftemangel ist flächendeckend vorhanden“, heißt es in der Studie.
Die Bezahlung ist schlecht
Woran liegt das? Hauptsächlich an der unzureichenden Bezahlung und den schlechten Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal. Dem Land seien da weitgehend die Hände gebunden, es könne nur weiter Druck auf die Bundesregierung machen und auf die Einführung eines flächendeckenden Tarifvertrags drängen, schlagen die Autoren der Studie vor. So wandern derzeit viele Brandenburger Fachkräfte nach Berlin ab, wo sie oft besser bezahlt werden.
Oft übernehmen Angehörige die Pflege
Der größte Pflegedienst in der Mark heißt dabei nach wie vor: Familie. 2015 wurden mehr als drei Viertel der Pflegebedürftigen im eigenen Haus betreut, dabei fast die Hälfte ausschließlich durch Familienmitglieder. Diese Zahlen werden deutlich zurückgehen, glaubt das ISW. Das liege zum einen an der demokratischen Entwicklung und dem Wegzug vieler Berufstätiger, aber auch daran, dass sich Pflege und Beruf schlecht vereinbaren lassen. Sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Gesellschaft fehle das Bewusstsein für die hohen Belastungen, die die Pflege von Eltern oder Großeltern mit sich bringe. Vorschlag aus Halle: ein „Pflegenden-Geld“ analog zum Elterngeld. Aber auch das kann nur auf Bundesebene umgesetzt werden.
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