Brandenburg: Im Namen des Volkes: Legalize it!
Andreas Müller aus Bernau gilt als härtester Jugendrichter – bei Cannabis nicht
Bernau - Der Bernauer Amtsrichter Andreas Müller hat die Legalisierung von Cannabis gefordert. Er unterstützt eine bundesweite Kampagne des Deutschen Hanfverbands zur Entkriminalisierung der Droge und ihrer Konsumenten. Auf 30 Demonstrationen im ganzen Bundesgebiet bis Ende Mai soll dafür geworben werden, dass das Cannabisverbot von der Politik aufgehoben wird. Am Samstag will er auf dem „Global Marihuana March“ in Bremen seine Thesen diskutieren.
Der 54-Jährige gilt vor Gericht als „harter Hund“. Eine Boulevardzeitung nannte ihn „Deutschlands härtesten Jugendrichter“, weil er Ende der 1990er bis Anfang der 2000er-Jahre eine „Null-Toleranz-Strategie“ gegen Neonazi-Schläger fuhr. Er schickte rechtsextreme Heranwachsende für Jahre hinter Gitter. „Mir waren die Opfer einfach lieber, anstatt Milde mit den Tätern walten zu lassen“, sagte er.
Für Urteile mit Signalwirkung ist Müller weiter zu haben. „Und zwar bei Straftaten, die gegen die Menschenwürde gehen. Wenn Täter beispielsweise gegen Homosexuelle oder Ausländer vorgehen oder Missbrauch im Fokus steht. Hier bin ich klar härter.“ Doch bei Cannabis schlägt Müller einen ganz anderen Ton an.
„In den vergangenen 40 Jahren wurde ungefähr eine halbe Million Menschen wegen Cannabis in die Knäste der Republik geworfen. Vollkommen unnötig“, sagte er. „Das waren oft junge Menschen, die nichts Böses getan haben. Wir haben durch eine verfehlte Betäubungsmittel-Gesetzgebung ihr Leben völlig unnötigerweise zerstört, sie stigmatisiert und erst hierdurch auf die schiefe Bahn gebracht“, sagte der 54-Jährige. Gegnern, die Cannabis für eine Einstiegsdroge halten, entgegnet er, dass das kein Wissenschaftler weltweit mehr vertrete. Verbot und Strafrecht hätten nichts dazu beigetragen, irgendjemanden zu schützen. Cannabis sei hierzulande zur am meisten verbreiteten illegalen Droge aufgestiegen.
„Wer kiffen will, kifft. Legalisieren heißt nicht verharmlosen“, sagte Müller. Aber der Staat verpulvere Jahr für Jahr Milliarden von Euro für die Strafverfolgung. Eine Heerschar von Polizisten, Staatsanwälten und Richtern müsse sich mit Kiffern anstatt mit wichtigeren Ermittlungen beschäftigen. Müller hat nichts dagegen, wenn junge Erwachsene mal kiffen, ihre Pflichten aber weiter ernst nehmen. „Allen anderen ist mit Psychologie und Therapie viel besser geholfen als mit der Strafrechtskeule.“ Dass er beim Thema Cannabis ganz anders tickt, kommt nicht von ungefähr. „Mein älterer Bruder Jonas war ein stadtbekannter Kiffer. Er flog deshalb mit 15 von der Schule, finanzierte seinen Konsum durch Dealen, saß jahrelang im Knast.“ Vor drei Jahren sei er gestorben. Müller sieht ihn als „Opfer der Cannabiskriminalisierung“. Auch wenn Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor Kurzem angekündigt hat, den Cannabis-Anbau für medizinische Zwecke zu erlauben, sagt Müller: „Das ist ein kleiner Schritt, der aber nicht ausreicht.“ Georg-Stefan Russew
Georg-Stefan Russew
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