Brandenburg: Hohe Schäden durch Internetkriminalität
Spam-Mails, versteckte Viren, Hacks – Kriminelle sehen es auf sensible Daten und Geld ab
Potsdam - Die Internetkriminalität bleibt in Brandenburg auf einem hohen Niveau. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Potsdam gingen die im Land verübten Straftaten 2014 mit 9790 registrierten Fällen zwar gegenüber dem Vorjahr leicht um 3,6 Prozent zurück. Gleichzeitig nahmen jedoch die bekanntgewordenen „Cybercrime“-Akte, die im Ausland mit einem Ziel in Brandenburg gestartet wurden, um fünf Prozent von 5322 auf 5589 zu.
„Die strafrechtliche Verfolgung derartiger Delikte wird zunehmend schwieriger“, sagte Präsidiumssprecher Dietmar Keck. Mittlerweile werde rund ein Drittel der hierzulande bekanntgewordenen Internetstraftaten im Ausland begangen, und die Täter entwickelten immer raffiniertere Methoden. Mit 4400 ermittelten Tatverdächtigen sind Keck zufolge im vergangenen Jahr fast 150 Internetkriminelle mehr am Werk gewesen als 2013.
Darunter seien in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 249 Nichtdeutsche registriert, 18 Tatverdächtige mehr als im Vorjahr. Die meisten stammten aus Polen, der Türkei, Russland, Österreich und der Ukraine.
„Heutzutage agieren nicht mehr nur hochspezialisierte Einzeltäter, sondern vermehrt auch Kriminelle ohne spezielles Fachwissen, die zum Beispiel in Hackerforen arbeitsteilig zusammenwirken“, beschrieb Keck die Täterprofile. Neben dem Know-how für Betrugshandlungen im eigentlichen Sinne stellten Spezialisten auch entsprechende Werkzeuge bis hin zur kompletten kriminellen Infrastruktur zur Verfügung. Diese würden dann von den Betrügern gekauft oder gemietet. „Solche Werkzeuge sind aufgrund ihrer einfachen Handhabung auch für Täter ohne fundierte IT-Spezialkenntnisse nutzbar“, erklärte Keck.
Auf dem Warenkreditbetrug oder dem Ausspähen sensibler Daten liegt laut Keck nach wie vor der Schwerpunkt von Cybercrime. Zunehmend gehe es aber auch um Beleidigungen in sozialen Netzwerken. Den jährlich durch Internetkriminalität in der Mark entstandenen Schaden bezifferte der Sprecher für 2014 auf rund drei Millionen Euro.
Um den Verbrechern das Handwerk zu legen, sei 2012 für Unternehmen und Behörden die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) im Landeskriminalamt eingerichtet worden. Dort könnten sowohl Informationen zu Cyber-Attacken und Sicherheitsrisiken als auch Verhaltensratschläge ausgetauscht werden.
Vor einigen Jahren haben auch die drei Industrie- und Handelskammern (IHK) im Land einen Arbeitskreis für Unternehmenssicherheit (AKUS) gegründet. Dort sind bis zu 60 Unternehmen, zum Teil aus der Sicherheitsbranche, miteinander vernetzt, informierte AKUS-Geschäftsführer Thomas Herrschelmann. Auch zur ZAC seien Kontakte geknüpft.
Die Aufklärungsquote solcher Delikte liegt laut PKS bei knapp 85 Prozent. Bei den gesondert betrachteten Auslandsstraftaten konnten 2014 jedoch nur etwas über fünf Prozent aufgeklärt werden.
„Aufgeklärt heißt aber nicht, dass Sie auch der Täter habhaft werden“, erläuterte Herrschelmann. Das setze Abkommen mit den Herkunftsländern der Täter voraus. Wichtig sei, dass sich Geschädigte schon beim Verdacht, einer Cyberattacke zum Opfer gefallen zu sein, bei den entsprechenden Stellen meldeten und möglichst keine Spuren verwischten. Herrschelmann empfahl eine Sensibilisierung aller Mitarbeiter auf dem Gebiet. Manche Unternehmen scheuten gerade aufgrund der Furcht vor Cyberkriminalität das Internet, was jedoch übertrieben sei.
„Die wenigsten reden darüber, dass sie erfolgreich angegriffen wurden“, erklärte Friedrich Holl von der Fachhochschule Brandenburg/Havel, wo ein spezieller Studiengang „Security Management“ angeboten wird. Holl sprach von einem großen Schweigekartell, weil Betroffene häufig Angst davor hätten, dass ein bekanntgewordener erfolgreicher Hackerangriff schlecht für das Image sein könnte.
Christian Bark
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