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Brendan Gleeson und Emma Thompson spielen das Ehepaar Quangel in der Literaturverfilmung „Jeder stirbt für sich allein“ – nach dem Tod des Sohnes entschließt sich das Paar zum Widerstand gegen das Nazi-Regime.
© Marcel Hartmann/X Filme

Potsdamer bei der Berlinale 2016: Hoffen auf Bären-Ehren

Bei der Berlinale tritt der Babelsberger Produzent Stefan Arndt mit "Jeder stirbt für sich allein" im Wettbewerb an. Auch sonst ist Potsdam reichlich vertreten.

Potsdam/Berlin - Es ist eine Geschichte aus Deutschlands dunkelsten Zeiten, eine Innenansicht aus dem Alltag in der Nazi-Diktatur: Im Roman „Jeder stirbt für sich allein“ erzählt Hans Fallada vom Berliner Schreinermeister Otto Quangel und seiner Frau, die nach dem Tod ihres Sohnes im Zweiten Weltkrieg mit dem Mut der Verzweifelten aufbegehren gegen das Regime und Flugblätter im Postkartenformat auslegen. Unter dem englischen Titel „Alone in Berlin“ ist Falladas Buch auch international ein Bestseller geworden – zur Berlinale läuft nun die englischsprachige Filmadaption mit Emma Thompson („Eine zauberhafte Nanny“) und Brendan Gleeson („Brügge sehen und sterben?“) in den Hauptrollen im Internationalen Wettbewerb. Gedreht wurde unter anderem in Görlitz, hinter dem Projekt steht auch der Babelsberger X-Filme-Produzent Stefan Arndt, der damit auf Bären-Ehren hoffen kann.

Potsdam ist bei der Berlinale gut vertreten

Auch wenn Studio Babelsberg in diesem Jahr keinen Film ins Rennen schickt, ist Potsdam bei den Internationalen Filmfestspielen, die am Donnerstagabend eröffnet werden, gut vertreten – mit aktuellen Produktionen, Defa-Highlights aus vergangenen Jahrzehnten und Werken des filmischen Nachwuchses von der Filmuniversität Babelsberg. Und auch der älteste Filmbeitrag auf der Berlinale stammt diesmal aus Babelsberg: Fritz Langs Stummfilm „Der müde Tod“ wird am Freitag im Friedrichstadtpalast in einer neu restaurierten Fassung mit Livebegleitung gezeigt.

Die Retrospektive der Berlinale wirft einen Blick auf das Filmjahr 1966 in Ost- und Westdeutschland. Die Berlinale-Besucher können sich in diesem Rahmen auf ein Wiedersehen mit lange zensierten oder verbotenen Defa-Filmen freuen – darunter „Jahrgang 45“ von Jürgen Böttcher, „Spur der Steine“ von Frank Beyer, „Karla“ von Hermann Zschoche, „Fräulein Schmetterling“ von Kurt Barthel, oder Heiner Carows „Die Russen kommen“. Auch Heiner Carows Kinderfilm „Die Reise nach Sundevit“ nach dem gleichnamigen Buch von Benno Pludra wird gezeigt.

Die Westseite ist unter anderem mit „Der junge Törless“ des späteren Oscarpreisträgers Volker Schlöndorff vertreten. Der Wahlpotsdamer wird an diesem Sonntag bei der Berlinale auch zum Gespräch mit dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase („Sommer vorm Balkon“) erwartet: Schlöndorff und Kohlhaase sprechen über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Filmjahr 1966 – der Eintritt zu der Veranstaltung in der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz ist frei.

Vier Filme der Filmuniversität Babelsberg

Prominent vertreten ist auch die Filmuniversität Babelsberg, von der vier Filme zur Berlinale eingeladen wurden: Filmuni-Absolventin Aline Fischer eröffnet mit ihrem Diplomfilm „Meteorstrasse“ die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“. Sie erzählt vom 18-jährigen Palästinenser Mohammed, der mit seinem Bruder vor dem Krieg im Libanon nach Deutschland geflohen ist und in Berlin seinen Weg sucht.

Außerdem ist Drehbuchautorin Nadine Gottmann mit ihrem Diplomfilm „Wir sind die Flut“ zu Gast in Berlin. Der Film erzählt von zwei jungen Physikern, die an die Küste reisen, um das Verschwinden des Meeres aufzuklären – und dabei Überraschungen erleben. Auch dabei ist die aus Belgrad stammende Meisterschülerin Katarina Stankovic, die ihren Kurzfilm „Kreis mit vier Ecken“ zeigt. Eine besondere Ehre dürfte die Berlinale-Einladung für den Film „Pallasseum – Unsichtbare Stadt“ sein – denn entstanden ist die 25-minütige Doku über einen Berliner Wohnblock im Rahmen einer Filmübung von Studierenden im dritten Semester.

Mittlerweile als Treffpunkt der deutschen Filmwirtschaft etabliert hat sich der Berlinale-Empfang des Medienboard Berlin-Brandenburg, der gemeinsamen Filmförderung beider Länder – wie in den vergangenen Jahren wieder im schicken Ritz Carlton am Potsdamer Platz am Samstag nach der Berlinale-Eröffnung.

Festival-Trailer in Babelsberger Medienstadt abgemischt

Ein bisschen Potsdam ist sogar bei buchstäblich jeder Berlinale-Vorführung dabei: Denn der Festival-Trailer, der vor jedem Film gezeigt wird, wurde in der topmodernen Kinotonmischung von Rotor Film in der Babelsberger Medienstadt wieder neu abgemischt. Schon im vergangenen Jahr hatte die Firma um die Filmuni-Absolventen Holger Lehmann und Martin Frühmorgen den Trailer im neuen 3-D-Tonformat Dolby-Atmos abgemischt. Nun soll es noch brillanter klingen. Das Publikum darf jedenfalls gespannt sein.

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