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Feuerwehrmänner bekämpfen einen Waldbrand bei Treuenbrietzen. Rund 600 Einsatzkräfte konnten den großen Waldbrand im Südwesten Brandenburgs am Freitagmorgen stark eindämmen. Drei Dörfer in der Region wurden evakuiert. Es brannte eine Fläche so groß wie 400 Fußballfelder. 
© Michael Kappeler / dpa
Update

Waldbrand bei Treuenbrietzen: Erste Bewohner kehren in Häuser zurück

Der riesige Waldbrand bei Treuenbrietzen ist nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) eingedämmt. Mehr als 500 Menschen mussten in der Nacht ihre Häuser verlassen - in ein Dorf könnten die Bewohner wieder zurückkehren.

Rund 600 Einsatzkräfte haben den großen Waldbrand bei Treuenbrietzen am Freitagmorgen stark eingedämmt. „Weite Teile sind unter Kontrolle“, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Einsatzort. Wenn der Wind so bleibe, sehe er gute Chancen, dass das Feuer bald gelöscht werde und die in Sicherheit gebrachten Anwohner noch im Laufe des Tages in ihre Häuser zurückkehren könnten.  Er sei optimistisch, dass die Lage bald unter Kontrolle sei. Inzwischen konnten Bewohner, die in der vergangenen Nacht die Ortschaft Frohnsdorf verlassen mussten, gegen 12.30 Uhr wieder in ihre Häuser zurück. Entwarnung gaben die Einsatzkräfte bislang aber noch nicht. 

Der Großeinsatz sei eine logistische Herausforderung, "aber der Einsatz ist sehr gut koordiniert", sagt er. "In Potsdam soll nun weiter geplant werden, welche Feuerwehren wann zum Einsatz kommen.  Derzeit gebe es noch mehrere größere Brandstellen. Die Bundeswehr und die Bundespolizei seien mit Hubschraubern im Einsatz. Zudem spritzten die Wasserwerfer der Polizei Wasser in den Wald. Die Arbeiten würden noch mehrere Tage dauern, sagte Schröter.

Mehr als 500 Menschen mussten wegen des Feuers, das sich am Donnerstagnachmittag von zunächst fünf Hektar rasch auf rund 400 ausgebreitet hatte, ihre Häuser verlassen. Sie verbrachten die Nacht bei Bekannten und in einer Notunterkunft. Betroffen waren die Dörfer Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen südlich von Potsdam. Es brannte eine Fläche so groß wie 400 Fußballfelder.

Im Kampf gegen den Waldbrand hat die Feuerwehr am Freitagmorgen mehrere Schneisen in den Wald gezogen. Die Einsatzkräfte setzten einen Radlader und eine große Planierraupe ein, um ein Übergreifen des Feuers auf einen Ortsteil von Treuenbrietzen zu verhindern. Die Hoffnung, Regen könnte beim Löschen des Feuers helfen, wurde nicht erfüllt. 

„Wir haben schon einige große Waldbrände in der Region gehabt. In dieser Dimension, wo es sich zwischen den Ortschaften bewegt, haben wir das noch nicht gehabt“, sagte der Bürgermeister von Treuenbrietzen Michael Knape. 

Hell erleuchtet ist ein brennender Wald nahe Klausdorf. Ein Feuer hatte sich im Südwesten Brandenburgs auf einer großen Waldfläche ausgebreitet. 
Hell erleuchtet ist ein brennender Wald nahe Klausdorf. Ein Feuer hatte sich im Südwesten Brandenburgs auf einer großen Waldfläche ausgebreitet. 
© Patrick Pleul/dpa

Am frühen Freitagmorgen zogen Rauchschwaden über Potsdam und Berlin. Ganze Straßenzüge seien verraucht gewesen, sagte ein Berliner Feuerwehrsprecher. Betroffen waren alle südlichen Stadtteile bis nach Mitte. Die Bewohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten. Es seien viele besorgte Anrufe bei den Leitstellen eingegangen. Auch in Potsdam machte die Feuerwehr darauf aufmerksam, dass es durch den Waldbrand "zu Trübungen der Luft durch und Geruchsbelästigungen" kommt.  In der Nacht um 3.30 Uhr hatten die Behörden eine offizielle Gefahrenmeldung für Potsdam herausgegeben. Anwohner in Teltow und Stahnsdorf berichteten ebenso über starken Brandgeruch.

Feuerwehrleute gehen durch einen abgebrannten Wald bei Treuenbrietzen. Drei Dörfer in der Region wurden evakuiert.
Feuerwehrleute gehen durch einen abgebrannten Wald bei Treuenbrietzen. Drei Dörfer in der Region wurden evakuiert.
© Julian Stähle / dpa

Der Brand auf der Kreisgrenze zwischen Potsdam-Mittelmark bei Treuenbrietzen und Teltow-Fläming bei Niedergörsdorf südwestlich von Berlin erstrecke sich auf munitionsbelastetem Gebiet, hieß es. Das erschwerte die Löscharbeiten, da die Feuerwehr nur von den Wegen aus löschen könne. Feuerwehrleute können sich nicht gefahrlos frei bewegen. „Wir kommen stellenweise nicht ran, nur von befahrbaren und geräumten Wegen“, sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle. Die Kräfte sind daher auf Luftunterstützung angewiesen. Der Regionalleitstelle Brandenburg zufolge gab es durch den Brand Explosionen. 

Vier Landkreise seien an den Löscharbeiten beteiligt, berichtete der RBB: Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Havelland und Elbe-Elster. Die Einsatzkräfte sollten in der Nacht durch frische Kräfte abgelöst werden, hieß es. Schwerer Verletzte soll es noch nicht gegeben haben. Ein Feuerwehrmann musste jedoch wegen einer Rauchgasvergiftung behandelt werden. Außerdem seien in der Nacht 30 bis 40 Polizeikräfte im Einsatz gewesen, um die Gebäude der evakuierten Ortschaften zu sichern.

Ein Wasserwerfer der Polizei und Fahrzeuge der Feuerwehr stehen auf einer Kreuzung bei Klausdorf.
Ein Wasserwerfer der Polizei und Fahrzeuge der Feuerwehr stehen auf einer Kreuzung bei Klausdorf.
© Patrick Pleul/dpa

Das Feuer sei nach ersten Erkenntnissen an mehreren Stellen ausgebrochen und habe dann insgesamt rund 400 Hektar Wald erfasst, Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark Christian Stein. (CDU). Die größte Stelle, die brannte, ist nach Angaben der Einsatzkräfte einen Kilometer breit und drei Kilometer lang. Daneben stünden weitere Stellen in Flammen, sagte ein Sprecher der brandenburgischen Polizeidirektion West.

Vorrangiges Ziel war es, das Übergreifen der Flammen auf Wohnhäuser zu verhindern. Dabei wurde die Feuerwehr auch in der Nacht durch zwei Löschhubschrauber von Bundespolizei und Bundeswehr unterstützt, sagte Stein laut RBB. Sie hätten Scheinwerfer an Bord und könnten auch nachts fliegen. Zudem stünden zwei Wasserwerfer der Polizei zur Verfügung, um den Brand vom Boden aus zu bekämpfen.

Rauch steigt neben einem Haus in Frohnsdorf auf, über dem ein Polizeihubschrauber schwebt. 
Rauch steigt neben einem Haus in Frohnsdorf auf, über dem ein Polizeihubschrauber schwebt. 
© dpa

Während es am frühen Abend noch Windböen gegeben habe, sei es gegen 23 Uhr nahezu windstill gewesen, sagte der stellvertretende Kreischef. Dadurch war die Lage aber nicht einfacher. Die Flammen hätten sich  ungehindert in alle Richtungen ausbreiten können, "in denen es noch brennbares Material gibt." Zudem entwickle das Feuer aufgrund der großen Hitze eine "Eigendynamik". „Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt und der Wind nicht wieder auffrischt“, sagte Vize-Landrat Stein am Morgen. „Wir warten sehnsüchtig auf Regen.“

Insgesamt seien rund 600 Menschen aus Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen in Sicherheit gebracht worden. Die Betroffenen seien per Lautsprecherdurchsagen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. Ein Großteil komme bei Bekannten unter, zudem stehe die Stadthalle von Treuenbrietzen für die Nacht zur Verfügung.

Anwohner in der Gegend wurden außerdem gebeten, Fenster und Türen wegen der Rauchentwicklung geschlossen zu halten.

Woidke will Brandort besuchen

„Sowas haben wir noch nicht einmal im Krieg erlebt“, sagte die 76 Jahre alte Anita Biedermann, als sie ihr Haus in Frohnsdorf mit einer kleinen Tasche verließ. Medikamente, Ausweise und eine Jacke - das müsse genügen, sagte die Rentnerin. Angst habe sie nicht. „Es sind ja so viele tolle Männer hier“, sagte Biedermann mit Blick auf die Feuerwehrleute und Kräfte vom Technischen Hilfswerk. Die Nacht wollte sie in der Stadthalle von Treuenbrietzen verbringen.

Rauchwolken steigen zwischen Frohnsdorf und Klausdorf (Brandenburg) auf, das Bild wurde in Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg aufgenommen, rund 60 km entfernt. 
Rauchwolken steigen zwischen Frohnsdorf und Klausdorf (Brandenburg) auf, das Bild wurde in Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg aufgenommen, rund 60 km entfernt. 
© Sascha Graf/dpa

Dort herrschte am Abend zähes Warten. In der Turnhalle sind Matten ausgelegt, doch schlafen wollte zunächst keiner. Ohnehin hätten sich nur 21 Menschen gemeldet, die das Notquartier nutzen wollten, sagte der Leiter des Bürgeramtes, Ralf Gronemeier. Die meisten Betroffenen seien bei Bekannten untergekommen.

An der Stadthalle hätten sich zahlreiche Bürger gemeldet, um fremde Menschen privat aufzunehmen, sagte Gronemeier. Auch die Rentnerin Biedermann hatte ein solches Angebot - lehnte es aber ab. „Wir schlafen nicht, wir machen einen drauf“, sagt sie an einem Tisch in der Turnhalle - und stößt mit ihren Nachbarn mit Mineralwasser an. Um 6 Uhr, so ihre Hoffnung, könne sie womöglich wieder in ihr Haus zurück.

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) kündigte an, die betroffene Region am Freitag Vormittag zu besuchen. Der Ministerpräsident wolle sichein Bild von der Lage machen, sagte Regierungssprecher Florian Engels. Dafür sagte Woidke einen Termin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Uckermark ab.

In Brandenburg ist seit Monaten kaum noch Regen gefallen, die Natur ist in weiten Landstrichen ausgedörrt. Der Zugbetrieb im Nahverkehr wurde wegen des Brandes unterbrochen, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Betroffen ist die Regionalbahnlinie 33 von Wannsee nach Jüterbog.

Brandenburg erlebt derzeit eines der schlimmsten Waldbrandjahre. Bisher habe es schon mehr als 400 Waldbrände gegeben, sagte der Waldbrandschutzbeauftragte Engel in dieser Woche. Ähnlich hohe Zahlen gab es zuletzt Anfang des Jahrtausends. Von den Bränden waren dieses Jahr - vor dem jüngsten Großbrand mit allein rund 300 Hektar - schon 691 Hektar betroffen. Besonders die Monokulturen aus Kiefernwäldern geraten leicht in Brand. (mit dpa)

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