Kampf gegen Waldbrand bei Treuenbrietzen: Die Logistik ist entscheidend
Hinter dem Einsatz der freiwilligen Helfern bei der Waldbrandbekämpfung steckt eine enorme Logistik. Die Befürchtung der Helfer: Ein Feuerteufel könnte dafür verantwortlich sein, dass sie im Einsatz Leib und Leben riskieren müssen.
Treuenbrietzen - Als Held mag er sich nicht bezeichnen. Doch ohne freiwillige Helfer wie Jannik Oppenborn wäre der Kampf gegen die Flammen aussichtslos. Bereits seit Donnerstag ist der 26-jährige aus einer Agrargenossenschaft in Kloster Lehnin mit seinem großen Traktor und einem 18 000 Liter fassenden Gülleanhänger im Kampf gegen das Flammeninferno bei Treuenbrietzen südwestlich von Berlin im Einsatz. „Wir fahren das Wasser für den Löschpanzer“, sagt Oppenborn.
Die Agrargenossenschaft steht der Feuerwehr zur Seite
Aus einem Tiefbrunnen pumpt die Freiwillige Feuerwehr mit großen Maschinen Wasser in seinen Tank, dann geht es zur Einsatzstelle mitten im Wald. Eigentlich ist der aus Hannover stammende 26-Jährige der Abteilungsleiter Pflanzenbau in seiner etwa 40 Mitarbeiter zählenden Agrargenossenschaft. Doch der Landkreis hatte von früheren Bränden schon seine Telefonnummer parat - und fragte ihn gleich an. Eine Bezahlung gibt es nicht, nur die Unkosten für den massig Diesel fressenden Traktor zahlt der Landkreis. „Wenn man in die entsetzten Gesichter gesehen hat und die Dankbarkeit sieht, ist das Belohnung genug“, sagt Oppenborn. Und er weiß, dass ein Waldbrand auch mal ihn treffen könnte, auch wenn er kein eigenes Haus im Wald hat. „Man hofft, dass man nicht selbst mal betroffen ist.“
Süßigkeiten für die Helfer
So wie Oppenborn sind am Wochenende zahllose Helfer unterwegs. Dazu gehören Lastwagenfahrer, die große Metallcontainer, wie sie sonst für Bauschutt genutzt werden, alle paar 100 Meter entlang einer Straßen mitten durch den Wald aufstellen. Sie dienen als Zwischenlager für Wasser, damit die Löschfahrzeuge keine großen Wege fahren müssen. Andere sorgen mit Tanklastzügen für Kraftstoff. Techniker bauen Sendemasten auf - und plötzlich ist auch mitten im Wald bester LTE-Empfang möglich. Viele, fast schon zu viele, wollen sich mit Süßigkeiten bei den Helfern bedanken. So wird eine Anwohnerin barsch von Wachpolizisten abgewiesen, als sie mit ihrem Wagen voller Bananen und Getränke auf den Parkplatz der Einsatzzentrale will. „Ich schmeiß die Sachen sonst hier auf die Straße“, schimpft sie. Schließlich schleppt sie die Geschenke zu Fuß zu den Helfern. Später entscheidet die Führung des Einsatzes, in einem Krankenhaus für die Mitarbeiter geordertes Essen wieder abzubestellen - die Anwohner haben schon mehr als genug gebracht.
Verdacht der Brandstiftung
Was Helfer wie Anwohner am Wochenende umtreibt, ist indes die Frage, wie es zu dem verheerenden Brand überhaupt kommen konnte. Bereits früh äußerte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) den Verdacht der Brandstiftung. Nicht nur, dass das Feuer an drei Stellen zeitgleich ausbrach, deute darauf hin. Details will er aber nicht nennen. „Es sieht ganz danach aus“, meint auch Traktorfahrer Oppenborn. Hat irgendein Spinner gezündelt? „Man will sowas nicht hoffen“, sagt der 26-Jährige, bevor er eilig wieder in seinen Traktor klettert.
"Es gibt auffällige Koinzidenzen bei den Bränden", sagt der Vize-Sprecher des Potsdamer Innenministeriums, Lothar Wiegand, am Sonntag. Nicht nur bei Treuenbrietzen, sondern auch bei Beelitz brannte es am Wochenende. Mehrere Brände in einem Landkreis, zeitgleich - das lässt die Vermutung aufkommen, dass das kein Zufall sein kann. Aber bislang, betont Wiegand, gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu den Brandursachen. "Die Polizei geht dem nach", sagt er. Konkrete Ergebnisse seien am Wochenende aber nicht zu erwarten. Für die Helfer heißt es weiter alles geben - in der Hoffnung, dass nicht an anderer Stelle ein weiterer Brand ausbricht. (mit dpa)
Rochus Görgen, Marion Kaufmann
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