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In Sachsen wurden bereits Zäune zur Wildabwehr aufgestellt.
© Ronald Bonß/dpa

Afrikanische Schweinepest: „Der Seuchenfall kann täglich eintreten“

Die Afrikanische Schweinepest kommt immer näher. Brandenburg bereitet sich längst auf den Ernstfall vor.

Potsdam - Mit Schutzzäunen, Jagd und Drohnen gegen das tödliche Virus: Brandenburg bereitet sich auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Land vor. „Die Tierseuche rückt immer näher“, sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) nach einer Beratung des Kabinetts am Dienstag in Potsdam. Deswegen seien weitere Maßnahmen zum Schutz notwendig. „Das Risiko ist hoch. Der Seuchenfall kann täglich eintreten“, machte Landestierarzt Stephan Nickisch deutlich.

Vor einer Woche war das Virus bei einem toten Wildschwein in der polnischen Woiwodschaft Lebus gefunden worden, nur 42 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. Für die grenznahen Landkreise Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz sowie die Städte Frankfurt (Oder) und Cottbus soll noch in dieser Woche angeordnet werden, verstärkt zu jagen und so den Schwarzwildbestand zu reduzieren. 

Ursula Nonnemacher zeigt eine Karte mit den von der Tierkrankheit betroffenen Gebieten in Polen.
Ursula Nonnemacher zeigt eine Karte mit den von der Tierkrankheit betroffenen Gebieten in Polen.
© Monika Skolimowska/dpa

Außerdem werde die Anordnung einer verstärkten Fallwildsuche, also die Suche nach verendeten Wildschweinen in einem Gebiet in 15-Kilometer-Entfernung von der polnischen Grenze in Spree-Neiße, Oder-Spree sowie Frankfurt (Oder) vorbereitet. „Je früher die Schweinepest erkannt wird, desto größer sind die Chancen, einen möglichen Ausbruch der Seuche im Brandenburger Schwarzwildbestand erfolgreich zu bekämpfen“, erklärte Nonnemacher. 

Mobile Wildschutzzäune an der Grenze zu Polen geplant

Deswegen sei die Suche nach verendeten Wildschweinen zentral, auch Drohnen sollen dafür zum Einsatz kommen. Jäger sollen zudem für eine begrenzte Zeit die Auflage bekommen, Proben bei verendeten Tieren zu nehmen und diese virologisch untersuchen zu lassen. Bislang nehmen die Jäger die Proben auf freiwilliger Basis. Ob die Jäger sich tatsächlich an die Anordnung halten und alle Fundtiere untersuchen lassen, könne nicht kontrolliert werden, so Nonnemacher. „Wir können nicht jedem Jäger hinterherjagen.“ Die Jäger hätten aber zum Großteil Kooperationsbereitschaft signalisiert, sagte Landestierarzt Nickisch. Die Aufwandsentschädigung für Jäger, die totes Wild finden, melden und testen lassen, wurde bereits von 30 auf 50 Euro erhöht.

Zudem sollen entlang der Hochwasserschutzanlagen an der deutsch-polnischen Grenze mobile Wildschutzzäune aufgebaut werden, um zu verhindern, das infizierte Tiere die Grenze überschreiten. Das Land hat bereits erste Zäune angeschafft. Eine Entscheidung über deren tatsächlichen Einsatz sei aber noch nicht getroffen, so Nonnemacher. „Hier stimmen wir uns mit unseren polnischen Partnern und mit allen an Polen angrenzenden Bundesländern sowie dem Bund ab“, sagte die Ministerin. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der auch Polenbeauftragter der Bundesregierung ist, telefonierte am Dienstag mit dem polnischen Botschafter, um die Lage zu besprechen.

Die Schweinepest ist auf dem Vormarsch.
Die Schweinepest ist auf dem Vormarsch.
© dpa

Die Tierseuche ist für den Menschen gesundheitlich ungefährlich. Bei einem Ausbruch müssen Schweinehalter – in Brandenburg rund 2300 – aber um ihre Existenz bangen, da das Fleisch nicht mehr oder nur unter strengen Restriktionen verkauft werden kann. In Estland sei nach dem Ausbruch der Tierseuche der Handel mit Schweinefleisch auf 15 Prozent eingebrochen, bestätigte Nickisch. Infiziert sich ein Wild- oder Hausschwein mit dem Erreger, stirbt es meist innerhalb weniger Tage.

Brandenburg hat für den Ernstfall geprobt

Falls die Schweinepest in Brandenburg ausbrechen sollte, würde ein Krisenstab eingerichtet, der auch über wirtschaftliche Konsequenzen beraten müsse, so Ministerin Nonnemacher. Bei einem Seuchenausbruch würde rund um das betroffene Gebiet im Radius von drei Kilometern eine Kernzone eingerichtet und eingezäunt, danach folgen im Umkreis von jeweils 15 Kilometern nacheinander die Eingrenzung eines gefährdeten Gebiets und einer Pufferzone. Schweinhalter, deren Betrieb innerhalb dieser drei Restriktionszonen liegen, müssten ihre Tiere zwar nicht töten, sie könnten diese aber nicht ohne vorherige Untersuchung zum Schlachthof bringen, erläutert Nickisch. Der Export von Schweinefleisch in Nicht-EU-Länder aus betroffenen Gebieten sei zudem untersagt.

Die Tierseuche kann nicht nur über infizierte Wildschweine verbreitet werden, sondern auch durch Unvorsichtigkeit des Menschen. „Der Klassiker ist das aus dem Autofenster geworfene Wurstbrot an einer Raststätte“, sagte Nonnemacher. Pendler oder Touristen dürften keine fleischhaltigen Lebensmittel aus Polen nach Deutschland bringen. Polnische Produkte, die in Deutschland im Handel seien, könnten aber gekauft werden, sagte Nickisch, sie unterlägen strengen Kontrollen.

In den vergangenen Jahren hat Brandenburg bereits den Ernstfall geprobt. Die nächsten Tierseuchenübung in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, die seit Oktober vorbereitet wird, könnte allerdings zu spät kommen: Sie ist für kommendes Frühjahr angesetzt. Wenn die Schutzmaßnahmen nicht greifen, kann es schnell ernst werden in Brandenburg.

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