Serie zur Landtagswahl 2019: Verkehr: Der schnelle Anschluss wurde in Brandenburg verpasst
In Brandenburg herrscht Pendlerfrust: In den kommenden Jahren wird es im Regionalverkehr kaum Besserung geben. Doch es gibt einen Plan - für die Zeit ab 2022.
Potsdam - Jeder merkt es an verstopften Straßen und Regionalzügen, die in den Stoßzeiten proppenvoll sind: Die Brandenburger sind deutsche Meister im Pendeln. Immerhin 216.000 Menschen pendeln jeden Tag aus der Mark nach Berlin, etwa 14 Prozent mehr als noch 2013. Und auch in umgekehrter Richtung fahren immer mehr Berliner zu ihren Jobs raus nach Brandenburg. Unter den 10-Top-Themen der Brandenburger, um die sich nach einer aktuellen Forsa-Umfrage die künftige Regierung nach der Wahl am 1. September „hauptsächlich“ kümmern sollte, rangieren der Ausbau von Straßen, Brücken und Verkehrsverbindungen gleich auf dem zweiten Platz, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs auf dem vierten Platz.
Die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg, die wegen des Pendlerfrusts unter Druck stehen, haben inzwischen reagiert – spät. So fahren seit April im Regionalverkehr zusätzlich bestellte Züge mit 21 kurzfristig angeschafften Doppelstockwagen, etwa zwischen Nauen und Spandau. Ein Durchbruch ist aber bisher nicht in Sicht. Die Politik hat mit der Neuausschreibung von Verkehrsverträgen für die kommenden Jahre zwar zehn Millionen zusätzliche Zugkilometer bestellt, damit werden dann ein Drittel mehr Regios unterwegs sein als jetzt. Doch das wird nicht vor 2022 wirksam, etwa mit zusätzlichen Zügen beim R1. Und die Fahrgastzahlen werden bis dahin ebenfalls weiter steigen.
Und die Parteien?
Besonders die Grünen wollen deutlich mehr in den Nahverkehr investieren, „um mindestens einen Ein-Stunden-Takt zwischen 5 und 22 Uhr an Wochentagen durch Regionalverkehr und landesbedeutsame Buslinien und eine weitere Verbindung um Mitternacht“ als Standard zu sichern.
Auch die Linken wollen einen Ein-Stunden-Takt überall – und die 1. Klasse in den Regios des Verkehrsbundes (VBB) abschaffen. Die CDU will deutlich mehr Züge fahren lassen, der Ausbau von Schienen und Radwegen soll Priorität haben – vor dem Straßenbau. Zugleich will die Union, wie Parteichef Ingo Senftleben am Freitag ankündigte, große Park-and-Ride-Parkplätze an Bahnhöfen rings um Berlin einrichten, mit 10.000 Plätzen.
Grundlage ist ein Gutachten von Hans Leister, der früher mal Bahn-Regionalchef in der Hauptstadtregion war. Er schlägt solche Großparkplätze, an denen die Leute in schnelle Regios nach Berlin umsteigen könnten, konkret für die Standorte Werder (Havel), Wustermark, Bärenklau, Ludwigsfelde, Seddin, Bernau, Wünsdorf, Werneuchen, Brand, Fürstenwalde und Müncheberg vor. Berlins CDU-Chef Kai Wegner schlug zudem vor, dass die Parkgebühr für die Anlagen beim Kauf eines Tickets für den öffentlichen Nahverkehr entfallen soll. Dieses System würde auch Blechlawinen durch Berlin vermindern.
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