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Insektenfeindlich: ein Vorgarten mit Kieselsteinen. 
© Carmen Jaspersen/dpa

Umweltschutz in Brandenburg: Debatte über Verbot von Schottergärten

Sie sind pflegeleicht, aber nicht gut für die Natur: Schottergärten. Nun wird in Brandenburg über ein Verbot diskutiert.  

Potsdam - Im Internet heißen sie nur die „Gärten des Grauens“. Vorgärten, in denen nichts mehr blüht und grünt: Statt Pflanzen gibt es nur Schottersteine, im Idealfall in Form eines Mosaiks angeordnet, oft aber nicht einmal das. In Baden-Württemberg sind solche Anlagen verboten, und zwar eigentlich schon seit Mitte der 1990er Jahre. Doch weil immer mehr Hauseigentümer entsprechende Gärten angelegt haben, erneuert die dortige schwarz-grüne Landesregierung das Verbot nun im Rahmen einer Novelle des Naturschutzgesetzes.

Insekten wird eine Nahrungsgrundlage entzogen 

Und Brandenburg? „Ich finde, Brandenburg sollte das auch tun“, sagt Axel Heinzel-Berndt, Referent beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Potsdam. In der Volksinitiative für den Insektenschutz tauchte dieses Thema nicht auf – aber gerade beim Thema Insektenschutz wäre es wichtig, sich auch um die Schottergärten zu kümmern. „Alle Pflanzen und selbst die Unkräuter sind wichtig als Nahrungsgrundlage von Insekten“, sagte Heinzel-Berndt. „Wenn alle Vorgärten nur noch aus Schotter bestehen, finden Insekten keine Nahrung mehr.“ Auf Sympathien trifft das Vorgehen von Baden-Württemberg auch im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz. „Der Verzicht auf Schottergärten ist ein gesellschaftlich vielgeforderter Beitrag, den Hausbesitzer zum Insektenschutz leisten können“, sagte Staatssekretärin Silvia Bender (Grüne). „Es wäre sicher ein gutes Signal, Insektenschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen, bei der viele und nicht allein die Landwirtschaft in  der Pflicht sind.“ Was Brandenburg betrifft, verweise sie aber auf den Diskussionsprozess der beiden Volksinitiativen für Insektenschutz und des Landtags, „in dem über Maßnahmen zum Insektenschutz auch in den Kommunen debattiert wird.“

SPD-Fraktionschef setzt auf Freiwilligkeit 

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Erik Stohn hat ebenfalls nur sehr wenig für Schottergärten übrig. „Ich mag insektenfreundliche Gärten sehr und weiß um deren Beitrag für die Natur“, sagte Stohn auf Nachfrage dieser Zeitung. „Wir wollen aber nicht mit Verboten arbeiten.“ Schottergärten seien weder schön noch nützlich. „Wir appellieren an alle, auf solche Anlagen weitestgehend zu verzichten.“ Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher hat auf einer Pilgerreise in den letzten Wochen „schrecklichste Schottergärten“ gesehen. „Ich begrüße, dass Baden-Württemberg da den ersten Schritt geht“, sagte Lakenmacher. „Wir sollten eine ähnliche Regelung auch in Brandenburg finden – der Blick in manchen Vorgarten kommt im Grunde einer Körperverletzung gleich.“

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