Brandenburg: Brennpunkt Innenstadt
Mit drastischen Maßnahmen wollen Polizei und Stadt die Kriminalität im Zentrum von Cottbus bekämpfen
Cottbus - Alkoholverbot, eine eigene Ermittlungsgruppe, mehr Polizeipräsenz: Stadtverwaltung und Polizei wollen gegen die verstärkte Kriminalität in Teilen der Cottbuser Innenstadt gemeinsam vorgehen. Am 1. Juni tritt ein Alkoholverbot am Stadthallenvorplatz, dem angrenzenden Bereich Puschkinpark und -promenade sowie rund um das Staatstheater in Kraft, wie der Ordnungsdezernent der Stadt, Thomas Bergner, am Freitag ankündigte. Die Regelung sei zunächst unbefristet. Nach einer gewissen Zeit wolle man prüfen, ob sich die Lage entspannt.
Die Polizei hat zugleich ihre Streifen-Kräfte in den Abend- und frühen Nachtstunden vor Ort aufgestockt, erläuterte Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. Mindestens zehn Beamte zusätzlich werden eingesetzt. In einer Ermittlungsgruppe, die sich „Innenstadt“ nennt, arbeiten zudem drei Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit den Straftaten an den Brennpunkten beschäftigen.
Laut Mörke wurden seit Jahresbeginn 35 Strafverfahren eingeleitet. Die Polizei in Cottbus wird von einer Hundertschaft der Einsatzpolizei des Landes unterstützt. Mörke betonte, dass – wenn nötig – Platzverweise und Aufenthaltsverbote ausgesprochen und Täter in Gewahrsam genommen würden.
Zudem soll es an einigen Stellen in Kürze eine Videoüberwachung geben. Die Stadt schickt parallel Streetworker in die Bereiche. Vor der Stadthalle soll es kein freies W-Lan mehr geben, um dort die Ballung der Gruppen zu entzerren. Die Kommune habe auch im Puschkinpark einen drastischen Rückschnitt der Pflanzen veranlasst, um alle Winkel besser einsehen zu können.
An den Brennpunkten treffen mehrere Gruppen aufeinander: Trinkermilieu, Drogenszene, Jugendliche, rechte Szene und Zugewanderte. In der vergangenen Zeit kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Es gab auch Konflikte zwischen Deutschen und Ausländern, manche davon fremdenfeindlich. Laut Mörke ist der Staatsschutz mit diesen Fällen betraut. Diese Konstellation des Zusammentreffens mehrerer Gruppen an einem Platz sei in Brandenburg einzigartig, sagte Mörke. Auch Ordnungsdezernent Bergner sagte: „So wie jetzt war es noch nie.“ Vor einer Woche hatte es etwa eine heftige Auseinandersetzung mit Messerstichen am Rande eines Junggesellenabschiedes mit fünf verletzten Deutschen gegeben. Tatverdächtig sind laut Staatsanwaltschaft zwei syrische Jugendliche, die angegeben hätten, selbst angegriffen worden zu sein.
Mörke betonte aber auch, dass bezogen auf die gesamte Kriminalität in der Stadt die Zahlen rückläufig sind. Von Jahresanfang bis Ende April habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 20 Prozent weniger Straftaten gegeben. Auch die politisch motivierte Kriminalität sei um 60 Prozent zurückgegangen.
Einer der zentralen Orte in Cottbus ist die Stadthalle. Unweit davon liegen das Rathaus und der Altmarkt als zentraler Platz der Stadt. Dort zeigte sich Mitte Januar ein anderes Problem für die Polizei: Nachts versammelten sich mehr als 100 vermummte Neonazis, die dann mit Fackeln durch die Bummelmeile „Sprem“ marschierten. Die Polizei konnte nichts ausrichten, kam zu spät. Nur drei Neonazis konnten dingfest gemacht werden.
In der Folge gründete die Polizei eigens eine Ermittlungsgruppe. Schnell gerieten dabei auch rechtsextreme Hooligans des FC Energie Cottbus in den Fokus. Gemeinsame Recherchen von PNN und rbb hatten dann Anfang Mai aufgedeckt: Die Neonazis – organisiert in der Gruppe „Inferno Cottbus“ – gehen systematisch gegen andere Energie-Fans vor, schüchtern sie ein und haben ein kriminelles Netzwerk aufgebaut. Nur einen Tag nach den Berichten gab Inferno seine Auflösung bekannt. So leicht werden die Neonazis die Ermittler aber nicht los. „Die sind nach wie vor im Blickpunkt der Polizei“, sagte Mörke jetzt. Anna Ringle, dpa / René Garzke
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