Wohnungsbau in Potsdam: Besser als Berlin
Potsdam belegt einen Spitzenplatz beim Bau neuer Wohnungen. Erste Anzeichen deuten jetzt auf eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt hin. In Berlin ist die Situation eine andere.
Potsdam - Wohnungsmangel und steigende Mieten: Probleme, mit denen Potsdam in zunehmendem Maß zu kämpfen hat, seit die Stadt wächst. Blickt man über den Tellerrand, zeigt sich jedoch, dass die Stadt mit den Herausforderungen offenbar vergleichsweise gut umgeht. „Potsdam bewältigt den Zuzug besser als Berlin“, so Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Der Verband stellte am gestrigen Dienstag in Potsdam seinen jährlichen Bericht zum Wohnungsmarkt vor. Der Wohnungsneubau scheint in Potsdam mit der Nachfrage Schritt zu halten, so Kern weiter. Im Jahr 2016 seien in Potsdam mehr als 1600 Neubauwohnungen fertiggestellt worden. „Das ist eine hervorragende Leistung.“
Für die Größe der Stadt sei der Umfang an Wohnungsbau enorm. Deutlich werde das, wenn man die Zahlen ins Verhältnis setzt: Bezogen auf 1000 Einwohner kamen in Potsdam im vergangenen Jahr 9,4 neue Wohnungen auf den Markt. Deutschlandweit ist Potsdam damit eine von nur neun Landkreisen und kreisfreien Städten, die auf mehr als acht Wohnungen pro 1000 Einwohner kommen. Das boomende Berlin kommt im Vergleich dazu nicht mal auf die Hälfte. 3,72 neue Wohnungen pro 100 Einwohner wurden in der Bundeshauptstadt im vergangenen Jahr fertig. Insgesamt waren es dort 13 659. Das klingt zunächst viel – allerdings wären mindestens 20 000 nötig, um den Bedarf zu decken. Bemerkenswert sei auch, dass von den in Potsdam errichteten Wohnungen 92 Prozent Mietwohnungen sind. In Berlin seien es lediglich 58 Prozent.
Pro Potsdam hat bereits vor Jahren mit der Planung neuer Wohnungen begonnen
In Potsdam habe man früher auf die wachsende Nachfrage nach Wohnraum reagiert, Baugebiete ausgewiesen und Planungen vorangetrieben, so Kern. Wirkung zeige nun auch, dass die kommunale Wohnungswirtschaft – also die Pro Potsdam – schon vor Jahren mit einem Neubauprogramm begonnen habe. Auch wenn es sich dabei nicht um geförderten Wohnungsbau handelte, stehen die Wohnungen bereits auf dem Markt zur Verfügung. So seien in den vergangenen Jahren bereits Wohnungen in beachtlicher Stückzahl entstanden. „Dennoch bleibt der Markt eng“, so Kern.
Allerdings gebe es erste Anzeichen von Entspannung. Nach Jahren der Stagnation sei die Leerstandsquote bei den BBU-Mitgliedern in Potsdam wieder gestiegen – um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2016 lag sie bei 2,9 Prozent und damit so hoch wie seit 2005 nicht mehr. Das könne auch auf die starke Neubautätigkeit zurückgeführt werden, so Kern. „Mit 2,9 Prozent sind wir auch sehr nah an den drei Prozent, ab denen man von einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt spricht.“ Dennoch solle man dies nicht zum Anlass nehmen nachzulassen. Angesichts des erwarteten Zuzugs müsse weiter in den Neubau investiert werden.
Ohne Fördermittel kaum Investitionen in den Bau von Sozialwohnungen
Bei allem Lob räumt der BBU jedoch ein, dass die Wohnungsunternehmen insbesondere die Nachfrage nach zusätzlichen preisgünstigen Wohnungen nicht ohne Hilfe der Politik decken können. Ohne Fördermittel würden die Kaltmieten im Neubau auch bei den überwiegend kommunalen oder genossenschaftlichen Verbandsmitgliedern je nach Lage und Ausstattung zwischen acht und zwölf Euro pro Quadratmeter liegen. Die Wohnungsbauförderung des Landes müsse an die Erfordernisse angepasst werden.
Dass die Nachfrage nach Wohnungen in Potsdam wohl dauerhaft hoch bleiben wird, macht auch der kürzlich veröffentlichte Stadtmarktbericht des Immobilienunternehmens Planet Home deutlich. Er richtet sich vor allem an Immobilienkäufer und -verkäufer. Planet Home erwartet bis zum Jahr 2035 zusätzliche 22 050 Einwohner in Potsdam. Außerdem werde aufgrund der stetigen Verkleinerung der Haushalte im gleichen Zeitraum ein Anstieg um rund 18600 Haushalte erwartet. Die Nachfrage nach Wohnungen sei aufgrund der stabilen wirtschaftlichen Struktur und der damit einhergehenden positiven Einwohner- und Haushaltsentwicklung sehr gut, hieß es weiter. Man gehe von einer positiven Wertentwicklung aus. Es wird also teurer.
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