Wahlkampfauftakt der Grünen in der Mark: Bereit für Brandenburg?
Spitzenkandidatin Annalena Baerbock eröffnet den Wahlkampf der Grünen im Land. Doch in der Fläche wird sie kaum präsent sein.
Wilhemshorst – Annalena Baerbock steht auf trockenem Boden. Dürre Grashalme wachsen auf dem Goetheplatz in Wilhelmshorst, dazwischen hellbraune Erde, die dringend gewässert werden müsste. „Die Klimakrise ist nichts Abstraktes, sondern findet auch bei uns direkt statt“, sagt die Kanzlerkandidatin der Grünen und versucht mit Verweis auf den dürstenden Dorfplatz, um den Lkw und Baustellenfahrzeuge düsen und ihre Worte teils übertönen, sowie die verheerenden Waldbrände in den vergangenen Jahren den Bogen von der großen Politik zu Brandenburg, zu ihrem Wahlkreis zu schlagen, zu dem neben Potsdam auch das Umland gehört.
Viel Brandenburg darf nicht erwartet werden
Aber viel Brandenburg, das wird schnell klar beim Wahlkampfauftakt der Brandenburger Grünen am Montagvormittag, wird in diesem Wahlkampf nicht zu erwarten sein von der märkischen Spitzenkandidatin und derzeit einzigen Brandenburger Grünen-Bundestagsabgeordneten. Die Arbeitsteilung ist wie berichtet besprochen: Baerbock tritt als Kanzlerkandidatin bundesweit auf, nimmt daneben Termine im umkämpften Potsdamer Promi-Wahlkreis 61 wahr, wo sie als Direktkandidatin unter anderem gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, die CDU-Landtags- und Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig, die Bundestagsabgeordneten von Linken und FDP, Norbert Müller und Linda Teuteberg, sowie den Drehbuchautoren Tim Krause von der AfD antritt. Die Termine in den Weiten der Mark sollen Nummer 2 und 3 der Landesliste, Bundesgeschäftsführer Michael Kellner und die Teltowerin Anna Emmendörffer von der Grünen Jugend, bespielen. Doch die hat Baerbock nicht mitgebracht zum Termin nach Wilhelmshorst, der nach nicht einmal einer halben Stunde abgearbeitet ist.
[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]
Die Grünen-Landesvorsitzende Julia Schmidt spricht ein paar einführende Worte – 488 Großplakate, so viele wie noch nie, werden aufgehängt, die Mitgliederzahl der märkischen Grünen hat sich seit der letzten Bundestagswahl von rund 1000 auf 2500 mehr als verdoppelt. Dann wird das Plakat enthüllt, das genauso gut in Hannover oder Stuttgart hängen könnte. Es zeigt die beiden Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck, darunter steht „Unser Land kann viel, wenn man es lässt“ und die Grünen-Wahlkampflosung: „Bereit, wenn ihr es seid.“
Wozu Baerbock bereit ist? Neben Klimaschutz nennt sie bessere Infrastruktur auch in ländlichen Regionen, mehr ÖPNV, Reaktivierung von Bahnstrecken, schnelles Internet, aber vor allem Investitionen in Familie und Bildung. Schulen, sagt sie, müssten die „schönsten Orte“ werden. Potsdam sei für sie der Spiegel für die Themen, auf die es auch auf Bundesebene ankomme.
Attacken nicht spurlos vorbeigegangen
Die Debatten und Attacken der jüngsten Zeit – etwa nach Korrekturen in ihrem Lebenslauf und Abschreibvorwürfe ihr Buch betreffend – sind offenbar nicht spurlos an Baerbock vorbeigegangen. Obwohl sie auf heimischen Terrain steht, zucken ihre Wangen leicht nervös in den Sprechpausen.
Grünes Wahlziel: Zweistellig in der Mark, drei Mandate
Brandenburgs CDU-Landeschef Michael Stübgen indes hat die Kritik der Grünen an einer fehlenden Zusammenarbeit der Kenia-Koalition im Bundestagswahljahr zurückgewiesen. „Insbesondere Wahlkampfzeiten sind dazu da, dass die Parteien auch ihre unterschiedlichen Ziele und Auffassungen klar darstellen“, sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur. „Ich kämpfe darum, dass Armin Laschet der neue Kanzler ist. Das hat mit der Landespolitik und unserer Koalition nichts zu tun.“ Grünen-Landeschefin Julia Schmidt hatte SPD und CDU zu einer besseren Zusammenarbeit aufgerufen und bemängelt, dass der Ton untereinander härter geworden sei. Die Grünen hoffen auf ihr bislang bestes Ergebnis in Brandenburg. „Gut zweistellig und drei Bundestagsmandate“, gibt Schmidt in Wilhelmshorst die Zielmarke aus. Bei der Wahl 2017 kamen die Grünen in der Mark nur auf fünf Prozent.
Marion Kaufmann