Behinderte unzufrieden mit Stadt Potsdam: Beirat übergibt lange Wunschliste an Jakobs
Der Beirat für Menschen mit Behinderungen in Potsdam fordert von der Stadt mehr Engagement für Behinderte. „Da geht noch mehr“, sagte die Vorsitzende des Beirats, Nicole Einbeck, am gestrigen Donnerstag bei der Übergabe eines Weihnachtsbaums mit Wunschzetteln an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).
Der Beirat für Menschen mit Behinderungen in Potsdam fordert von der Stadt mehr Engagement für Behinderte. „Da geht noch mehr“, sagte die Vorsitzende des Beirats, Nicole Einbeck, am gestrigen Donnerstag bei der Übergabe eines Weihnachtsbaums mit Wunschzetteln an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). In den vergangenen Jahren sei das Thema der Situation behinderter Menschen in der Stadtpolitik „so gut wie gar nicht angesprochen worden“. So koste etwa das gemeinsame Lernen viel Geld, das sei kein attraktives Thema. „Vielen macht das Wort Behinderung auch Angst“, sagte sie.
Eine der Forderungen des Beirates zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung ist der Vorrang der Barrierefreiheit vor Denkmalschutz. „Was ist wichtiger? Der Stein oder der Mensch?“, fragte Einbeck. Eine solche Frage dürfe eigentlich gar nicht diskutiert werden müssen. Jakobs räumte ein, dass es häufig Konflikte mit dem Denkmalschutz gebe. „Dieser ist wichtig, muss aber immer auch in Einklang mit den Bedürfnissen der Behinderten gebracht werden.“ Er stimmte zu, dass noch viele Verbesserungen möglich seien, um etwa Blinden in Potsdam das Leben zu erleichtern. Es sei aber schwierig, alles auf einmal zu machen. Bei öffentlichen Gebäuden sei ein barrierefreier Zugang realistisch. Jakobs verwies als positives Beispiel auf den behindertengerechten Zugang zum Rathaus. So gebe es mittlerweile ein Leitsystem von der Straßenbahnhaltestelle in das Gebäude. Allerdings funktioniere der Aufzug noch nicht. Anders sehe es bei Privatbauten aus. Auch gebe es immer noch viele Cafés oder Restaurants, in denen die Toilette beispielsweise im Keller oder im Obergeschoss untergebracht sei. Das sei für Rollstuhlfahrer nicht zu machen.
Auf den Zetteln des Baumes stand unter anderem „Eltern, die einen lieben“, „Respekt“, „Toleranz“ oder einfach nur „Freunde“. Der Beirat forderte zudem mehr politische Mitsprache sowie bessere Karrieremöglichkeiten und eine leichte Sprache auf den Internetseiten der Stadt. Viele Wunschzettel drückten aus, dass „die Betroffenen von der Politik und der Gesellschaft ernst genommen werden wollen“, sagte Einbeck. In Potsdam leben derzeit rund 22 000 Menschen mit Behinderungen. Etwa 16 000 von ihnen sind schwerbehindert. sen
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