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Ein Besuch im Palast Barberini: Beethoven aus Stein

In eineinhalb Jahren will Mäzen Hasso Plattner den Palast Barberini am Alten Markt als Kunstmuseum eröffnen. Schon jetzt schimmert die einstige Pracht des Gebäudes wieder durch. Ein Baustellenbesuch.

Monumental. Kein anderes Wort beschreibt dieses Gebäude besser. Die prächtige Fassade, das Foyer mit den gewaltigen Säulen und Gewölbebögen, die riesigen Ausmaße der künftigen Ausstellungsräume in den Seitenflügeln – aus jeder Gesteinspore atmet der Palast Barberini die Aura des Besonderen.  Betritt man Potsdams derzeit bedeutendste innerstädtische Großbaustelle, fühlt man sich tatsächlich schon jetzt ein bisschen wie in einem Museum.

In eineinhalb Jahren will Milliardär und Mäzen Hasso Plattner im Barberini sein Kunstmuseum eröffnen. Und ein Rundgang durch den Rohbau macht klar: Ein repräsentativerer Rahmen für die Meisterwerke des Impressionismus, mit denen das Haus seinen Einstand feiern soll, ist kaum denkbar.

„Wir bauen das genauso krumm und schief wieder auf, wie es war“

Der Standard der Rekonstruktion sei ein viel höherer als etwa der vom benachbarten Landtagsschloss, sagt Architekt Thomas Albrecht vom Berliner Büro Hilmer & Sattler und Albrecht. Kaum ein Gebäude sei so gut dokumentiert wie der im Krieg zerstörte Palast Barberini. Für den Wiederaufbau habe man auf Messbildaufnahmen aus den 1920er-Jahren und selbst auf einen Gebäudequerschnitt zurückgreifen können – etwas sehr Seltenes, sagt Albrecht. Daher könne man das Gebäude äußerlich exakt rekonstruieren – mit all seinen Ungenauigkeiten. So sei etwa die rechte Seitenfassade des Palastes gegenüber dem Mittelbau einen halben Meter weiter zurückgesetzt als die linke. Genau so wie beim historischen Original, das Carl von Gontard 1771/72 im Auftrag Friedrichs II. geschaffen hatte. „Wir bauen das genauso krumm und schief wieder auf, wie es war“, sagt Albrecht und vergleicht das Projekt gar mit einer Beethoven-Symphonie. Da müsse auch jede Note stimmen, damit es ein echter Beethoven werde. Selbst der Sandstein für die Fassade sei in denselben Steinbrüchen in Böhmen und Franken gebrochen worden wie beim historischen Vorläufer, erklärt Bauherrenvertreter Willy Athenstädt.

Dieselben Maßstäbe gelten auch innen. Das Foyer des künftigen Museums mutet fast sakral an – ein Wald aus mächtigen Säulen, die das Deckengewölbe tragen. „Das ist ein fantastischer Eingangsbereich“, sagt Albrecht schwärmerisch. Das barocke Pathos der Fassade setze sich im Entreebereich fort. Und damit alles möglichst authentisch wirkt, sind laut Athenstädt hochspezialisierte Handwerker beauftragt worden, die sonst mit der Restaurierung von Kirchen oder Kathedralen beschäftigt sind.

Nackte Wände bieten reichlich Platz für Bilder

In den Räumen links und rechts des Foyers sollen die Kassen und ein Café untergebracht werden, auch ein Museumsshop ist dort geplant. Über wahlweise zwei moderne Treppenhäuser oder mithilfe von Aufzügen gelangen die Besucher künftig in die Ausstellungsräume. Sechs davon gibt es, die sich über jeweils drei Etagen in den beiden zur Havel weisenden Seitenflügeln des Gebäudes befinden. Und jede davon ist eine Sichtachse. Wer an einem Fenster am Alten Markt steht, kann durch die gesamte Gebäudeflucht bis zur Havel schauen und umgekehrt. Edles Eichenparkett im Fischgrätenmuster ziert den Fußboden, die nackten weißen Wände bieten reichlich Platz für Bilder. Für ihre optimale Wirkung auf den Betrachter ist ein hochmodernes Beleuchtungssystem zuständig – die Strahler verbergen sich in einer vorspringenden Leiste unterhalb der Decke. Ein besonderes Schmankerl findet sich im zweiten Obergeschoss – ein Veranstaltungssaal mit Platz für rund 200 Menschen, von dem man beste Sichten aufs Stadtschloss und auf den Innenhof genießen kann. Dort sollen Konzerte, Lesungen oder auch Kinovorführungen stattfinden.

Überhaupt sei das ganze Gebäude „hoch technisiert“, sagt Albrecht. Schließlich gilt es, kostbare Kunstwerke, die als Leihgaben aus den besten Museen der Welt kommen sollen, optimal zu schützen. Das fängt schon bei der Anlieferung an. Die in Kisten verpackten Bilder werden von Kleinlastern durch ein modernes Tor – laut Architekt die einzige Abweichung von der Originalfassade am Alten Markt – direkt in einen Lift und darin ins Untergeschoss transportiert. Dort müssen sie sich 24 Stunden akklimatisieren, bevor sie ausgepackt werden dürfen. Im Keller befindet sich auch die Haustechnik, zwei große Räume, in denen etwa die Klimatechnik untergebracht ist – allein die Lüftungsschächte sind so groß, dass ein Kleinwagen darin Platz hätte. Der Klimatechnik kommt eine besondere Bedeutung zu, denn zum Schutz der Bilder darf die Temperatur im Gebäude pro Tag nur um ein halbes Grad schwanken und die Luftfeuchtigkeit 50 Prozent nicht übersteigen. Darüber hinaus gibt es Werkstätten und Lagerräume im Keller, alles im Sicherheitsbereich, zu dem kein Unbefugter Zutritt hat. Lediglich Toiletten, Garderobe und ein Raum für museumspädagogische Arbeit sind im Untergeschoss öffentlich zugänglich.

Tag der offenen Baustelle 2016 geplant

Rund 100 Firmen arbeiten an dem Prestigeprojekt, etwa 150 Bauarbeiter sind in Spitzenzeiten vor Ort. Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Wenn das Wetter mitspielt, sollen noch in diesem Jahr die Baugerüste fallen, mit dem Innenausbau will Athenstädt im April fertig sein. Dann beginnen mehrere monatelange Testphasen, in denen unter anderem die Klimatechnik feinjustiert wird. Und auch die Potsdamer dürfen noch mal rein, bevor das Haus Anfang 2017 als Kunstmuseum eröffnet wird. Für das zweite Halbjahr 2016 sei ein Tag der offenen Baustelle geplant, sagt Athenstädt.

Der schönste Platz aber, der liegt gar nicht im Museum. Athenstädt deutet auf ein paar Betonsäulen am Ende des Innenhofs, oberhalb der Treppe, die zur künftigen Uferpromenade führt. Dort soll ein kleiner Gastronomiepavillon entstehen. „Hier kann man im Sommer abends einen Rotwein trinken und dabei den Blick auf die Freundschaftsinsel und den Palast Barberini genießen“, sagt Athenstädt mit leuchtenden Augen. Mit dem Gebäude werde der Alte Markt wieder zu einem der schönsten Plätze Europas. „Und da sind wir sehr stolz drauf.“

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