Potsdam: Bedenken in der Waldsiedlung
Wie auf Hermannswerder gibt es auch in Groß Glienicke Protest gegen ein geplantes Flüchtlingsheim
Gross Glienicke - Nach Hermannswerder wächst auch in der Waldsiedlung in Groß Glienicke der Widerstand gegen ein dort geplantes Flüchtlingsheim. Anwohner der Seeburger Chaussee haben sich mit ihren Bedenken bereits an Oberbürgermeister Jann Jakobs und Ortsvorsteher Franz Blaser (beide SPD) gewandt. Dort weist man die Kritik aber zurück.
Den PNN liegt unter anderem ein Brief des Anliegers Joachim Hendricks an Jakobs vor. Das wichtigste Argument von Hendricks: Das ab Sommer 2015 als Asylheim vorgesehene Gebäude sei eigentlich als Kita und Schule in der wachsenden Siedlung gedacht gewesen. „Auf diese Planung haben sich die Familien mit kleinen Kindern bei der Wahl ihres neuen Wohnorts verlassen“, so der Arzt. Unter seinen Nachbarn aus sechs verschiedenen Nationen herrsche Verständnis für die Not der Kriegsflüchtlinge. „Dies darf aber nicht dazu führen, dass Lösungsmöglichkeiten nicht mehr rational bewertet und auch kritisiert werden können“, so Hendricks.
Stadtsprecher Jan Brunzlow bestätigte auf Anfrage, dass das Haus als Fläche „für Schule und soziale Nutzung“ ausgewiesen sei. Doch stamme dieser Plan noch aus der Zeit vor der Eingemeindung des Ortsteils vor mehr als zehn Jahren. In der Schulplanung der Stadt sei dort keine Einrichtung vorgesehen. Gespräche mit einem privaten Schulanbieter, das Haus zu nutzen, sind gescheitert – nach PNN-Informationen an Kostenfragen. Das private BIP-Kreativitätszentrum Berlin hatte vor knapp drei Jahren Pläne vorgestellt, aus dem Haus eine Grundschule zu machen.
Weitere Kritikpunkte von Hendricks betreffen den etwas außerhalb von Groß Glienicke befindlichen Standort an sich: Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei schlecht, es gebe keine Geschäfte, Ärzte oder Integrationsangebote. „Der Fußweg zum nächsten Lebensmittelladen – über eine Straße ohne Gehweg – dauert rund eine Stunde hin und zurück“, sagte Hendricks. Zudem lebten in der Waldsiedlung und dem angrenzenden Villenpark erst rund 150 Menschen, vorgesehen seien eigentlich 500. Die weitere Entwicklung werde abhängig davon sein, ob weiter Menschen bereit sind, Geld in diese Siedlung zu investieren: „Daran glauben wir jetzt nicht mehr.“ Er fürchte, dass die Grundstückspreise in der Siedlung nun sinken, die unvollendete Siedlung „vor sich hinkümmern“ werde und die Anwohner mit der Integration der bis zu 100 Asylbewerber völlig überfordert sein werden, so Hendricks. Neben Hendricks haben sich wie berichtet auch andere Anwohner der Waldsiedlung an die Stadt gewandt. Das geplante Heim würde unter anderem wegen seiner abgeschiedenen Lage gegen das Integrationskonzept der Stadt verstoßen. Hendricks sagte, das Haus erfülle nicht gängige Heimstandards.
Stadtsprecher Brunzlow wies das zurück. Das Gebäude erfülle alle verbindlichen Standards, eine Busverbindung zu Einkaufsmöglichkeiten und Behörden sei vorhanden. Auch Ortsvorsteher Franz Blaser (SPD) sagte, er gehe davon aus, dass die Integration der Flüchtlinge gelingen könne. Dafür formiere sich in Groß Glienicke gerade ein Unterstützer-Netzwerk. Problematisch sei allerdings die Busanbindung. Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) hatte bereits ein Bus-Shuttle für die Flüchtlinge der Waldsiedlung ins Spiel gebracht.
Ebenso hatte der Ortsbeirat zuletzt die Stadtverwaltung gebeten, einen Waldweg von der Siedlung zur Potsdamer Chaussee zu beleuchten. Dazu teilte die Bauverwaltung jetzt lapidar mit: Es handele sich um ein Waldgrundstück, die Stadt sei nicht berechtigt, dies zu verändern. Blaser: „Das trifft sicher zu, hilft uns aber überhaupt nicht weiter.“ Vize-Ortsvorsteher Winfried Sträter (Groß Glienicker Forum) sagte, die Stadt müsse gemeinsam mit dem Ortsteil daran arbeiten, dass die Situation niemanden überfordere. Zugleich kritisierte er, pauschale Behauptungen von Anwohnern wie „Das Asylbewerberheim ist das Ende der Waldsiedlung“ schürten die Abneigung gegen die Flüchtlinge.
Wie berichtet hatten die Stadtverordneten zuletzt zehn neue Unterkünfte für mehr als 900 Flüchtlinge beschlossen. Auf Hermannswerder hat eine Bürgerinitiative bereits mit Klage gedroht – das Gleichgewicht zwischen Anwohnern und den dort befindlichen Sozialeinrichtungen für Behinderte und Suchtkranke werde durch ein Asylheim gestört.
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