Potsdamer Rathaus: Bauverwaltung zieht in die Edisonallee
Die Stadt mietet ein weiteres Bürogebäude. Die Frage nach einem neuen Verwaltungscampus bleibt offen - der Prozess hat sich verzögert.
Innenstadt - Die Potsdamer Bauverwaltung soll im ersten Quartal 2022 in die Edisonallee 3 bis 5 ziehen. Die Stadt hat dort ein Bürogebäude angemietet, das zuletzt der Callcenter-Anbieter SNT nutzte. 300 Mitarbeiter der Verwaltung sollen dort künftig auf 9000 Quadratmetern arbeiten. Auch für Bürger oder Unternehmen wird der neue Standort künftig der Anlaufpunkt für Baugenehmigungen, Baumfällungen oder Erschließungen. Der geplante Umzug ist Teil einer Umgestaltung der Verwaltung hin zu einem „modernen, funktionalen, bedarfsgerechteren und effektiven Service- und Dienstleistungsstandort“. So formulierte es Dieter Jetschmanegg, Leiter des Bereichs Zentrale Verwaltung, am Mittwoch bei der Präsentation der Pläne vor der Presse.
Bislang, so Jetschmanegg, verteile sich die Stadtverwaltung auf 30 Standorte im gesamten Stadtgebiet. „Unser Ziel ist es, das in der Zukunft auf weniger Orte zu konzentrieren, um effizienter zu werden“, sagte er. Rund 6,5 Millionen Euro jährlich werden für die Anmietung von „Fremdimmobilien“ fällig, den neuen Standort eingeschlossen.
Neubau oder nicht?
Noch keine Grundsatzentscheidung ist indes zu der Frage gefallen, ob und wo ein neuer Verwaltungscampus gebaut werden soll. Wie berichtet hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) vor einem guten Jahr seine Pläne präsentiert, bis 2026 einen komplett neuen Campus errichten zu wollen. Als Standort hatte er das ehemalige Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee ins Spiel gebracht. Zunächst hatte er eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. „Wir sind etwa fünf Monate hinter unserem Zeitplan“, gab Tom Reschke, Leiter des Projekts Campus LHP, zu. Ursprünglich sollte noch vor Ende 2020 ein Votum stehen, nun soll die Entscheidung bis Sommer 2021 fallen.
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Derzeit fahre das Rathaus eine Doppelstrategie, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos): Die Machbarkeitsstudie für die langfristige Perspektive auf der einen Seite, die Anmietung der Gebäude in der Edisonallee und konkrete Verbesserungen auf der anderen Seite. „Natürlich müssen wir langfristig denken. Aber der Bedarf nach modernen Arbeitsplätzen ist jetzt da“, machte er deutlich. „Die Stadtverwaltung ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in unserer Stadt“, so Rubelt. Es gehe in dem Verfahren auch darum, städtebaulich zu denken, die Verbindung von Standorten der Verwaltung zur Innenstadt und nach Babelsberg, zum Hauptbahnhof und anderen strategischen Orten zu berücksichtigen.
Verschiedene Optionen
Langfristig liegen verschiedene Optionen auf dem Tisch: Die Umgestaltung des bestehenden Verwaltungscampus zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Hegelallee in Ergänzung mit mehreren Standorten wie der Edisonallee oder bereits bezogenen Gebäuden in der Behlertstraße und im Hauptbahnhof. Oder der Bau eines neuen, konzentrierten Campus an einem anderen Ort in der Stadt. Immerhin eines steht laut Jetschmanegg bereits fest: „Das Rathaus ist gesetzt.“ Das Rathaus wird also auch künftig Rathaus bleiben.
Der Bedarf einer Modernisierung der Verwaltungsgebäude ist unstrittig. Einige Häuser stammen aus den 1970er und 80er Jahren, sind marode und veraltet. „Ich muss wohl nicht genauer beschreiben, dass Haus 1 und Haus 2 nicht den modernen Ansprüchen genügen“, sagte Jetschmanegg. Doch trotzdem sei immer noch nicht endgültig klar, was mit diesen Häusern passiert. Während der Pandemie nutze man Haus 2 für die Kontaktverfolgung. Und auch während der bereits beschlossenen Sanierung des historischen Rathauses könne das Gebäude möglicherweise genutzt werden. Doch er deutete bereits an, dass zumindest mittelfristig diese Häuser „wohl nicht zu den Bestandsgebäuden gehören werden“.
Die Verzögerung im Prozess erklärte Reschke mit der aufwendigen Erhebung des Flächenbedarfs. So stelle man Berechnungen in drei verschiedenen Szenarien an. Bislang habe Potsdam etwa 12,5 Verwaltungsmitarbeiter pro 1000 Einwohner. Ein erstes Szenario schreibt diese Entwicklung unter Berücksichtigung des Wachstums der Stadt fort. Ein zweites geht von einem höheren Bedarf aus, da der Bundes- und Landesschnitt über dem Potsdamer Wert liegt. Ein drittes rechnet mit einem niedrigeren Wert aufgrund der stärkeren Digitalisierung. Je nach Rechnung komme man für 2040 auf rund 2200 bis 3200 Mitarbeiter. Dazu kämen Fragen nach Homeoffice-Optionen. „Corona hat uns hier einen Schwung mitgegeben, den wir nutzen wollen“, so Reschke.