Kinderheim Am Stern: Baumschmücken mit Jette
Im Kinderheim Am Stern war DRK-Botschafterin Jette Joop zu Besuch: Sie wirbt für Spenden für das Heim, das dringend durch einen Neubau ersetzt werden muss
Potsdam - Der Baum ist riesig. Gerade so passt die silberfarbene Spitze drauf. Sonst ist er noch ungeschmückt. Aber auf der Couch steht ein Wäschekorb mit bunten Kugeln. Die Kinder vom DRK-Kinderheim Am Stern wollen noch auf die Gäste warten, bevor sie den Baum behängen.
Es wird das letzte Weihnachten in diesem Haus sein. Das alte Gebäude in der Pietschker Straße Am Stern hat ausgedient, es wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dafür werden noch Spenden gesammelt – auch am gestrigen Montag, kaum eine Woche vor Weihnachten. Zu Besuch kommt an diesem Nachmittag Jette Joop, Designerin aus Potsdam und seit 13 Jahren Kinderbotschafterin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Sie soll den Klingelbeutel medienwirksam schütteln.
Bald soll es endlich auch Platz geben, um mal Freunde mit nach Hause zu bringen
Mehrere TV-Teams und Zeitungen sind gekommen, es gibt mehr Presse als Kinder im Haus. Aber der Rummel ist ja für einen guten Zweck und Heimleiter Thorsten Häcker freut sich. Seit einem Jahr erst ist er hier, die Sanierung hat er gemeinsam mit dem DRK eingefädelt. Die Öffentlichkeit, die Potsdamer, sollen ruhig erfahren, wie es hier aussieht. Und Besucherin Jette Joop sagt, die Potsdamer, denen es größtenteils schließlich gut geht, sollten sich auch für das interessieren, was bei ihnen um die Ecke passiert. Als sie vor wenigen Wochen das erste Mal zu Besuch in dem Heim war, habe sie sich geschämt für den Zustand des Hauses.
Aber jetzt wird alles besser. Vor eineinhalb Jahren fiel die Entscheidung, das Haus nicht mehr mit Flickschusterei zu erhalten, sagt Joachim Müller, Präsident vom DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch Belzig. Für mehr als fünf Millionen Euro soll jetzt neu gebaut werden. Der Entwurf des Potsdamer Architektenbüros Miethe und Quehl umfasst vier Wohngruppenhäuser, die miteinander verbunden sind. Dadurch sollen familiäre Wohnstrukturen entstehen. Mehr Platz wird es sowieso geben. Endlich auch Platz, um mal Freunde mit nach Hause zu bringen. Mal einen Kindergeburtstag zu feiern. Sich mal zurückziehen zu können.
Die Kinder hatten viele Wünsche und Ideen für das neue Haus
16 Kinder im Alter von vier bis 17 Jahren leben zurzeit hier. Sie kommen aus Familien, in denen die Eltern mit den Kindern überfordert waren. Das Heim ist dann meist für mehrere Jahre ihr Zuhause. Über Weihnachten fahren aber alle zu den Eltern, auch Ben. Er ist 13 Jahre alt, ein bisschen maulfaul, so wie man als Teenager eben sein darf. Er hört gern Musik, sagt er, und zeichnet dabei. Er hat ein Einzelzimmer, und für den Neubau, der im Jahr 2020 fertig werden soll, hat er auch eins beantragt. Die Kinder, erzählt Häcker, hatten viele Wünsche und Ideen für das neue Haus. Viele werden auch umgesetzt werden können. Auch Häcker wünscht sich was: stabile Einbauschränke und Möbel für die Kinderzimmer, in denen jetzt wackelige Schränke und Regale stehen, die für einen bisweilen turbulenten Alltag im Kinderheim wenig geeignet sind.
Im März wird das alte Haus aber erst mal frei gezogen, mit einer Abrissparty. Übergangsweise wohnen die Kinder dann während der Bauphase in einer derzeit ungenutzten Kita, die für den neuen Zweck zunächst hergerichtet werden muss. 160 000 Euro wird das kosten. Je mehr Spenden sie einnehmen können, desto leichter wird es, das umfangreiche Projekt zu stemmen.
„Ich wünsche mir nichts zu Weihnachten“
Deshalb ist Jette Joop gekommen, hat sich trotz Vorweihnachtsstress einen Nachmittag Zeit genommen – für Kinder und Kameras. „Ich wünsche mir nichts zu Weihnachten“, sagt sie. Aber sie würde sich freuen, wenn die Menschen das Heim nicht vergäßen. Unterstützung bekommt sie von Potsdams Sozialdezernenten Mike Schubert (SPD). Gemeinsam schmücken die Gäste den Baum, die Kinder scheinen die vielen Kameras fast zu vergessen, und auch der stille Ben ist aus seinem Zimmer dazugekommen. Jenny, 14 Jahre alt, beobachtet das lieber aus der Ferne. Wer Jette Joop ist, musste sie erst nachschauen. Den Namen Mike Schubert hat sie aber schon mal gehört. Jenny und ihre Schwester Joy gehören zum Plätzchen-Team.
Am Sonntag haben sie in der Wohnküche der Großen gebacken, was gleich verziert werden soll. Als der Baum geschmückt ist, lässt Jette Joop Geschenketütchen verteilen, etwas zum Naschen, Schneekugeln mit Glitzer. Dann wandert der Besucher-Tross in die Küche, wo Schüsseln mit Streuseln aufgebaut sind. Die vierjährige Cassandra klettert auf den Schoß der neuen Freundin Jette und verteilt Zuckerguss. Es gibt Kinderpunsch für alle und Jette Joop entdeckt einen Schoko-Igel, der ihr gefällt. Sie hat in diesem Jahr noch keine Plätzchen gebacken, sagt sie, aber ihr Baum steht schon fix und fertig. Die Presse will wissen, wie bei ihr zu Hause gefeiert wird. „Weihnachten ist bei uns immer herzlich bis chaotisch“, sagt die Familienfrau. Im Kinderheim ist es gestern nicht anders.
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