Potsdamer Mitte: Bauherren für die Mitte gesucht
Die Stadt sucht Bauherren für die Potsdamer Mitte. Ab Samstag startet das Verfahren zum ersten Teil der Grundstücke auf dem Areal der alten Fachhochschule. Das Interesse ist groß.
Potsdam - Die umstrittene Wiedergewinnung der historischen Mitte rund um den Alten Markt geht in die nächste Stufe. Nun werden Bauherren gesucht. Am morgigen Samstag startet das Interessenbekundungsverfahren für einen ersten Teil der kommunalen Grundstücke, auf denen heute die Fachhochschule (FH) steht. Diese sollen an bis zu neun Investoren verkauft werden, die dann bis 2020 gemeinsam ein erstes von zwei Wohn- und Geschäftskarrees auf dem Areal entlang der Friedrich-Ebert-Straße errichten – den sogenannten Block III. Diese Planungen stellten am Donnerstag Bert Nicke, der Geschäftsführer des kommunalen Sanierungsträgers, und Stadtplanungschef Andreas Goetzmann vor Journalisten vor.
Bis zum 18. Mai können sich potenzielle Interessenten bewerben, es geht um neun Baugrundstücke mit rund 6300 Quadratmetern Fläche. Das Interesse sei schon im Vorfeld sehr groß gewesen, sagte Nicke. Die Auswahl erfolgt dabei nach anderen Kriterien als bei der Neubebauung der Alten Fahrt – dort wurden die Grundstücke noch zum Höchstpreis verkauft, vor allem große und solvente Bauträger kamen zum Zuge. Vom einstigen Anspruch der Stadt „Bürger, baut eure Stadt“ blieb hier wenig übrig.
Jury erwartet hohe gestalterische Qualität
Das soll sich nun ändern. Die Grundstücke werden von einer Jury nach drei Kriterien vergeben – zu 50 Prozent geht es um die Gestaltung der drei- bis viergeschossigen Bauten. Das ist speziell an jenen vier Eckgrundstücken der Fall, die nach historischem Vorbild bebaut werden sollen. Dort werde „eine hohe gestalterische Qualität erwartet, um einen „zusammenhängenden Stadtraum“ mit Nikolaikirche, Altem Rathaus, Museum Barberini und dem Landtagsschloss entstehen zu lassen. Bei den anderen Gebäuden ist auch eine andere Architektur nötig, sie müssen sich nur in ihrem Grundriss am historischen Stadtbild orientieren. „Die Mitte wird nicht wie auf historischen Postkarten aussehen, wie das gern unterstellt wird“, so Goetzmann.
Und: Bei der Vergabe an Investoren geht es bei allen Gebäuden auch zur Hälfte um die künftige Nutzung. So sollen Interessenten bevorzugt werden, die in ihren Häusern Sozialwohnungen anbieten – oder auch öffentliche Einrichtungen für Bildung und Kultur. Auch Selbstnutzer können sich Hoffnungen machen, betonte Nicke. „Unser Ziel ist ein urbanes und vielfältiges Stadtquartier“, sagte Nicke. Explizit gewünscht sei es auch, in den Erdgeschossen zum Alten Markt hin gastronomische Angebote anzusiedeln. „Wer nur Büros oder Wohnungen in seinen Gebäuden plant, bekommt null Punkte“, machte Nicke deutlich. Bestimmte Nutzungsformen – etwa Eigentumswohnungen zur Selbstnutzung – sollen auch im Grundbuch festgeschrieben werden, etwa mit einer Weiterveräußerungssperre. Zudem will die Stadt – um sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen – die endgültigen Kaufverträge erst unterschreiben, wenn das gesamt Plan- und Genehmigungsverfahren beendet ist. Goetzmann sagte, die schärferen Vergabekriterien seien auch Folge des Bürgerbegehrens, bei dem 2016 rund 15.000 Potsdamer gegen den von ihnen befürchteten Ausverkauf der Mitte unterschrieben hatten. Zugleich hatten sie damit den Abriss der FH noch verhindern wollen.
FH-Grundstück am Alten Markt kostet 740.000 Euro
Doch diese zieht nun zu ihrem neuen Campus an der Pappelallee im Bornstedter Feld – und die Grundstücke werden verkauft. Dafür hat der Sanierungsträger mit Hilfe von Gutachtern konkrete Preise ausrechnen lassen – so kostet das Grundstück für einen Bau mit barocker Leitfassade hin zum Alten Markt 740.000 Euro. Ein anderes Areal hin zur Friedrich-Ebert-Straße, in dem rund 50 Prozent Sozialwohnungen vorgesehen sind, kostet dagegen 650.000 Euro. Für einen rund sieben Meter breiten Lückenschluss an der künftigen Schwertfegerstraße sind hingegen 135.000 Euro fällig – und dort seien immer noch 300 Quadratmeter Wohnfläche bei moderner Bebauung möglich. Dafür könnte sich zum Beispiel eine Baugemeinschaft aus zwei Familien finden, so eine Vorstellung von Nicke. Dagegen kostet auf dem Eckgrundstück Schwertfegerstraße/Alter Markt der Quadratmeter rund 1500 Euro, auch weil dies sehr dicht bebaubar sei, so Nicke. Die Vergabe übernimmt eine Jury, besetzt mit Rathausvertretern, Bauexperten und Stadtverordneten. Bis Mitte des Jahres sollen pro Baugrundstück jeweils drei bis fünf Bieter feststehen, die dann konkrete Pläne vorlegen sollen. Ende des Jahres soll dann feststehen, wer was und wo baut. Ein Bewerber darf maximal drei, nicht benachbarte Grundstücke erwerben. Zudem ist im Karree zweigeschossige Innenbebauung möglich.
Insgesamt sollen die Grundstücke für den ersten Wohnblock auf dem Gelände der FH dem kommunalen Sanierungsträger rund 6,3 Millionen Euro in die Kassen spülen. Auf wie viel Mehreinnahmen die städtische Gesellschaft verzichtet, da sie zum Fest- und nicht zum Höchstpreis verkauft, vermochte Nicke nicht zu sagen.
4,6 Millionen Euro für FH-Abriss
Mit den Einnahmen und weiteren Städtebaufördermitteln werden die notwendigen Vorbereitungen für den Bau des neuen Wohn- und Geschäftskarrees bezahlt. Allein der ab Ende des Jahres vorgesehene FH-Abriss kostet 4,6 Millionen Euro. Danach müssen Leitungen und ab kommendem Jahr auch Straßen neu verlegt werden – etwa die Kaiserstraße über die heutige Grünanlage am Wohnblock Staudenhof und auch die unterirdische Zufahrt zur FH. Dies alles werde nicht bleiben können, sagte Nicke. Der Wohnblock selbst hat noch Bestandsschutz bis 2022 – wenn es wirtschaftlich ist, soll auch er einem neuen Ersatzkarree mit Sozialwohnungen weichen.
Das zweite anstelle der FH vorgesehene Wohn- und Geschäftskarree – der Block IV – soll dann ab 2020 ausgeschrieben werden. Eher sei das schon aus Gründen der Baulogistik nicht möglich, sagte Nicke. Denn zunächst werde die Fläche etwa für die Aufstellung von Kränen benötigt. Im Block IV soll unter anderem ein Studentenwohnheim entstehen. Goetzmann: „Wir wollen ein Stadtquartier für alle.“
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