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Potsdam: Bauen gegen Wohnungsmangel

Potsdam wächst und wächst: 42 neue Wohnungen wurden auf dem Bornstedter Feld gebaut. Bald sollen weitere Sozialwohnungen folgen.

Potsdam/Bornstedter Feld - Schnipp, schnapp. Mit routinierten Handgriffen schneiden Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmens Pro Potsdam, ein Stück bunt bedrucktes Papier von einer Rolle ab. Der Schnipsel steht symbolisch für die nächsten 42 Neubauwohnungen aus ihrem Neubauprogramm, für die die Pro Potsdam am Donnerstag das Richtfest feierte. Insgesamt sind es damit seit 2011 bereits 758. Bis zum Jahr 2025 sollen es insgesamt 2500 sein.

Die 42 Zwei-, Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnungen mit Flächen zwischen 39 und 118 Quadratmetern sollen ein Beitrag sein, die Nachfrage auf dem angespannten Wohnungsmarkt im stetig wachsenden Potsdam zu decken. Die Pro Potsdam werde dieser Aufgabe gerecht, so Jakobs. Alle Wohnungen verfügen über eine Loggia oder einen Balkon. Unter dem Haus gibt es eine Tiefgarage für Autos und Fahrräder. Die Pläne stammen von Gutheil und Kuhn Architekten. Das Gebäude gehört zu einem Ensemble mit insgesamt 170 Wohnungen im Karree zwischen Reinhold-Schneider-Straße, Hermann-Kasack-Straße und Georg-Hermann-Allee. Die 42 Wohnungen sollen im dritten Quartal 2018 fertig sein. Die Pro Potsdam investiert rund 7,7 Millionen Euro in die viergeschossige Wohnanlage, die sie frei finanziert. Allerdings dürfte der Neubau nahe des Volksparks nichts für Geringverdiener sein: Müller-Zinsius sprach von Kaltmieten um die 11 Euro pro Quadratmeter.

5,50 Euro pro Quadratmeter mit Wohnberechtigungsschein 

Doch dabei soll es nicht bleiben: In den nächsten Jahren sollen auch wieder neue Sozialwohnungen auf den Potsdamer Markt kommen. So gab es bereits Anfang Juni den ersten Spatenstich für den Bau von 95 Wohnungen am Tiroler Damm in der Waldstadt. Drei Viertel der neuen Wohnungen werden dank der Wohnungsbauförderung des Landes mietpreis- und belegungsgebunden sein. So soll es auch am Moosfenn sein, wo derzeit 105 neue Wohnungen entstehen. Potsdamer mit einem Wohnberechtigungsschein (WBS) zahlen dort eine Kaltmiete von 5,50 Euro pro Quadratmeter. Wer maximal 40 Prozent mehr verdient als die Einkommensgrenze für einen WBS, mietet für sieben Euro pro Quadratmeter.

Auch im Bornstedter Feld beginnt die Pro Potsdam in diesem Jahr mit dem Bau von Sozialwohnungen. „Gleich gegenüber“, wie Müller-Zinsius am Donnerstag sagte, sollen 165 Wohnungen an der Georg-Hermann-Allee gebaut werden. Auch diese werden überwiegend Sozialwohnungen sein.

Bürgermeister Jakobs unzufriden mit der Zurückhaltung der Bauherren

Bislang ist das kommunale Unternehmen jedoch das einzige in Potsdam, das Mittel aus der Wohnungsbauförderung für den Bau von Sozialwohnungen nutzt. Jakobs zeigte sich am Donnerstag unzufrieden mit der Zurückhaltung anderer Bauherren. „Wir brauchen sozialen Wohnungsbau. Das gilt auch für andere Investoren“, sagte er. „Es wäre jammerschade, wenn diese Mittel nicht abgerufen werden.“ Sowohl Genossenschaften als auch private Investoren sollten ihr Engagement überdenken. Es gebe Signale, dass die Landesregierung bei den Konditionen verhandlungsbereit sei, so Jakobs.

Hintergrund ist, dass der Wohnungsmarkt in Potsdam seit Jahren angespannt ist. Seit Anfang der 2000er-Jahre steigt Potsdams Einwohnerzahl durch Zuzug und Geburtenzuwachs. Etwa seit der gleichen Zeit ziehen auch die Mieten an. Besonders rasant ging es zwischen 2010 und 2014 aufwärts, nämlich um 15 Prozent. Bei Neubauten sind Kaltmieten von mehr als zehn Euro pro Quadratmeter die Regel.

Potsdam im Vergleich zu anderen Großstädten noch relativ günstig

Allerdings ist Potsdam im Durchschnitt noch relativ günstig – verglichen mit anderen Großstädten. Laut einem Vergleich der Mietspiegel durch das Forschungsinstitut und Beratungsunternehmen F+B werden in Potsdam durchschnittlich 6,07 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete fällig – etwa 50 Cent weniger als im Bundesdurchschnitt. Das liegt daran, dass es in Potsdam einen vergleichsweise großen Wohnungsbestand in der Hand von Genossenschaften und der kommunalen Pro Potsdam gibt. Letzterer gehören etwa 17.000 der insgesamt etwa 88.000 Wohnungen. Ein Großteil davon sind Plattenbauten, für die Mieter zwischen 4,95 Euro und 5,89 Euro pro Quadratmeter zahlen. Das drückt den Durchschnitt.

Der Mangel besonders an günstigen Wohnungen ist indes keine Potsdamer Spezialität: Wie es im am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Bundesregierung über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft heißt, müssten im Jahr 350 000 Wohnungen gebaut werden. Tatsächlich waren es im Jahr 2016 trotz einer Steigerung nur 278.000.

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