Potsdam: Baubeginn für Kongsnæs
Während in Potsdam Steg und Hafenanlage für die Matrosenstation entstehen, wird in Polen die Ventehalle gebaut. Die Anwohner haben indes zum zweiten Mal Klage gegen das Projekt eingereicht
Berliner Vorstadt – Es tut sich etwas auf dem Grundstück der ehemaligen Matrosenstation Kongsnæs. Handwerker sind mit dem Bau eines Steges beschäftigt, die Stützmauer an der Wasserkante wurde erneuert und das Fundament für die ehemalige Ventehalle befestigt. Schon im nächsten Jahr soll das nach historischem Vorbild wiedererrichtete hölzerne Gebäude wieder an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren, so Projektentwickler Wolfram Seyfert gegenüber den PNN. Handwerker seien bereits mit dem Bau der Ventehalle beschäftigt.
Die Arbeiten finden allerdings nicht in Potsdam, sondern in Polen statt. Von „Fachleuten, wie sie mit ihrer traditionellen Erfahrungen im Holzbau in Deutschland nicht mehr zu finden waren“, wie Seyfert sagt. Ist das Gebäude fertig, wird es in Einzelteilen nach Deutschland gebracht und kann dann innerhalb von zwei oder drei Monaten zusammengesetzt werden. Schon das Original sei sozusagen in Fertigbauweise entstanden, erzählt Seyfert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es in Skandinavien gebaut, um dann demontiert und in Potsdam wieder aufgebaut zu werden. „So ähnlich machen wir es dieses Mal auch.“
Erst vor wenigen Tagen sei die Stützmauer mit den beiden flankierenden Bastionen und den Ehrentreppen fertiggestellt worden, sagt Seyfert. „Die Stützmauer war extrem marode und drohte zusammenzubrechen, jetzt ist sie restauriert und mit Beton stabilisiert worden.“ Nun fehle noch die Mauerkrone, sie werde von Steinmetzen erstellt. Parallel seien Handwerker mit den Arbeiten an den Stegen und der Hafenanlage beschäftigt.
Während am Ufer also die Bauarbeiten in vollem Gange sind, läuft hinter den Kulissen weiter der juristische Streit mit den Anwohnern. Diese fürchten, dass Seyferts Auftraggeber, der Berliner Unternehmer Michael Linckersdorff, aus der Matrosenstation eine Großgastronomie machen will. Zwar hat er bei der Stadt lediglich Plätze für bis zu 120 Gäste beantragt, doch aus Sicht der Anwohner könnte der Geschäftsmann deutlich mehr unterbringen – darauf weist aus ihrer Sicht unter anderem die geplante 45-Quadratmeter-Küche hin. Bereits 2011 haben sie deshalb gegen die Baugenehmigung geklagt – mit Erfolg. Die Stadt musste die Genehmigung daraufhin überarbeiten, seit März ist die zweite Version fertig. Doch die wesentlichen Probleme bestehen aus Sicht der Anwohner weiterhin.
Sorgen bereitet ihnen unter anderem die Parkplatzsituation – denn an der Matrosenstation sind keine Stellplätze vorgesehen und in der Schwanenallee ist Parken verboten. Die Gäste müssten ihr Auto also im Wohngebiet abstellen, wo schon jetzt an Sommertagen „chaotische Zustände“ herrschten, sagt Götz von Kayser als Vertreter der Anrainer den PNN. Kommt noch die befürchtete Großgastronomie hinzu, wäre es aus Sicht der Bewohner mit der Ruhe in der Berliner Vorstadt vorbei.
Deshalb haben sie nun erneut Klage vor dem Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht. Derzeit werde die Begründung ausgearbeitet, so von Kayser. Wie lange das Verfahren dieses Mal dauere, sei völlig offen und hänge vom Gericht ab. Von Kayser kündigte allerdings bereits an, dass er und seine Mitstreiter bei einer Niederlage vor das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg ziehen würden – und dass er selbiges auch von der Gegenseite, also von Linckersdorff, erwarte. „Mit einer entgültigen Entscheidung rechne ich frühestens in zweieinhalb bis drei Jahren“, so von Kayser.
So lange wollen Linckersdorff und sein Projektentwickler nicht warten. „Die Ventehalle wird unabhängig von laufenden Gerichtsverfahren gebaut“, sagt Seyfert. Rückendeckung bekommen die beiden von der Stadtverwaltung. „Aus unserer Sicht ist die Baugenehmigung rechtssicher“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage. Es sei davon auszugehen gewesen, dass einige Anwohner den juristischen Weg gehen würden, „um dieses für Potsdam einmalige Bauvorhaben, die originale Wiedergewinnung der historischen Ventehalle nahe der Glienicker Brücke, zu verhindern.“
Als Verhinderer sehen sich Kayser und seine Mistreiter nicht. „Wir wollen den Wiederaufbau von Kongsnæs. Aber wir wollen keine Großgastronomie.“
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