Bahnhof Pirschheide: Bar statt Geisterbahnhof
In der Schalterhalle des alten Potsdamer Bahnhofs Pirschheide soll es künftig Livemusik geben. Ein Investor bereitet den Umbau vor.
Schon an der Tür zur alten Schalterhalle des Bahnhofs Pirschheide strahlt Ronald Engelhardt. Der Unternehmer aus Werder/Havel erinnert sich an bessere Zeiten im alten Bahnhofgebäude. „Als Jugendlicher war das hier das Tor zur Welt“, erinnert sich der 43-Jährige. Hier ist er mit dem Zug angekommen, als er das erste Mal ohne elterliche Begleitung abends nach Potsdam fahren durfte. „Jeder hat eine eigene Geschichte über den Bahnhof“, so Engelhardt. Sei es die Fahrt ins Ferienlager oder die Rückkehr von der NVA. Bis Anfang der 1990er war in der gekachelten Schalterhalle viel los. Später fiel das Bahnhofsgebäude in den Dornröschenschlaf, seit Jahren verfällt es.
Ronald Engelhardt möchte das mit seiner Frau Shima ändern. Das Ehepaar hat das leer stehende Bahnhofsgebäude gekauft und möchte die Halle als Bar mit Livemusik und für Veranstaltungen nutzen. Schon vor Jahren sei er bei der Suche nach Räumen für seine Firma auf das Bahnhofsgebäude aufmerksam geworden. Letztlich war es ungeeignet, doch seitdem war das Interesse geweckt.
Eigentlich arbeitet Roland Engelhardt in einer anderen Branche: Seine Firma AMW installiert Hochspannungs- und Niederspannungsschaltanlagen und Transformatorenstationen und ist weltweit tätig. In vielen Orten habe er Bars mit einer Bühne kennengelernt, die Livemusik und Unterhaltungsprogramm für ein erwachsenes Publikum bieten. „Wir fanden, dass so etwas in Potsdam fehlt“, so Engelhardt. Mit seiner Frau habe er dann passende Räume in Potsdam gesucht und das ungenutzte Bahnhofgebäude gefunden.
1958 war der Bahnhof Pirschheide als Hauptbahnhof von Potsdam eröffnet worden. Dort kreuzten die Gleise des neuen Außenringes die Strecke Richtung Jüterbog über Caputh-Geltow. Hier hielten alle Fern- und Regionalzüge Potsdams. 1993 wurde der Bahnhof dann zur Station Pirschheide degradiert. Züge der Regionalbahnlinie 23 halten nur noch auf dem unteren Bahnsteig. Die Bahnsteige sind stillgelegt, die Zugänge abgesperrt. In der Halle sind die Fahrkartenschalter zugemauert. 2005 wurde das Bahnhofsgebäude an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 91 zuletzt von einem Partyveranstalter genutzt.
Anfangs sei die 320 Quadratmeter große Halle in schlimmem Zustand gewesen, so Engelhardt: „Das tat weh, das so zu sehen.“ Die großen Fensterscheiben waren eingeschlagen, Türen aufgebrochen, die Wände beschmiert und überall lag Abfall herum. Sogar als Kippe für Sperrmüll sei die Halle benutzt worden. „Es musste erst mal richtig aufgeräumt werden“, sagt Engelhardt.
Bis der Traum der Engelhardts von der eigenen Musikbar wahr wird, muss noch viel mehr passieren. Gespräche mit dem Bauamt habe es gegeben. Bisher sei die Resonanz der Verwaltung positiv. Derzeit werde der Bauantrag vorbereitet. Er hoffe, dass der Umbau im Herbst beginnen könne. Es sei noch nicht klar, wie viel investiert werden muss. Von außen soll nicht viel verändert werden. „Wir möchten den Charme des Gebäudes erhalten“, sagt Engelhardt. Auch die gekachelten Wände im Inneren sollen bleiben. Gegenüber des Haupteingangs soll eine Bühne aufgebaut werden, ein Tresen dürfe nicht fehlen und eine erhöhte Galerie mit Sitzplätzen sei möglich. Einen Namen für das Ganze gibt es noch nicht. Den Betrieb soll Shima Engelhardt leiten.
Sie stellt sich ein Lokal für ein Publikum ab 30 Jahren vor, das am Wochenende geöffnet hat oder von Donnerstag bis Samstag. Auf der Bühne sollen Livemusiker auftreten. Denkbar wäre auch eine Bühnenshow. Eine Tanzfläche soll es auch geben. Aber eine Diskothek soll die Halle nicht werden. Neben dem Barbetrieb könne der Bahnhof auch für Veranstaltungen genutzt werden.
Die erste davon soll es im Juni geben. Vom 13. bis zum 16. Juni wird das sechsten Localize-Kunstfestival hier stattfinden – unter dem Motto „Zug um Zug“. Noch bis zum 30. April können Künstler Installationen, Experimente, Performances, Kurzfilme, Partizipatives oder Szenisches als Beiträge einreichen, die sich den Bahnhof und das Umfeld thematisch aneignen. Außerdem gebe es Kontakt zur Fete de la Musique.
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