Hasso Plattner hadert mit Kulturgutschutzgesetz: Bangen um Barberini
Hasso Plattner ist mit dem neuen Entwurf für das Kulturgutschutzgesetz unzufrieden. Seine wertvolle Kunstsammlung soll deswegen vorerst in den USA bleiben - und nicht nach Potsdam kommen.
Potsdam - Die Chancen, dass Potsdam zum Sitz von Hasso Plattners wertvoller Kunstsammlung wird, stehen unverändert schlecht. Auch die überarbeitete Fassung des umstrittenen Kulturgutschutzgesetzes stellt den Mäzen nicht zufrieden. „Dass private Kunstsammlungen nicht betroffen sein sollen, kann ich dem Entwurf nicht entnehmen“, sagte Plattner am Freitag auf PNN-Anfrage.
Wesentlicher Teil der Sammlung soll in den USA bleiben
Der „wesentliche Teil“ seiner Sammlung befinde sich in den USA und es sei zurzeit nicht geplant, daran etwas zu verändern. Damit fielen diese Werke nicht unter das geplante neue Gesetz. Der bereits in Deutschland befindliche Teil seiner Sammlung soll auch hierbleiben, eine Verlagerung sei nicht geplant. Er hoffe, die „Diskussion damit abschließen“ zu können, erklärte Plattner.
Wie berichtet hatte der Milliardär und Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP im Juni bereits den ersten Entwurf des von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geplanten Gesetzes scharf kritisiert. Mit der Novelle will die Bundesregierung die Ausfuhr national wertvoller Kulturgüter beschränken. Werden sie an Sammler oder Museen außerhalb Deutschlands verkauft, soll geprüft werden, ob dies genehmigt wird oder ob ein Werk von nationaler Bedeutung ist und im Land bleiben muss. Für den Handel außerhalb der EU gilt dies bereits, Verkäufe von Kunstwerken etwa in die USA werden schon jetzt reguliert.
Plattners Sammlung: Munch, Renoir, Monet
Plattner sieht in dem Gesetz eine Gefahr für den Wert seiner Privatsammlung, die nach eigenen Angaben mindestens 150 museumsreife Werke vor allem von impressionistischen Künstlern und solchen der Klassischen Moderne umfasst, darunter Munch, Renoir, Monet und Nolde. Nach seinem Tod wollte er das Museum Barberini in Potsdam zum endgültigen Sitz seiner Sammlung machen.
Das stadtbildprägende Gebäude neben dem Landtagsschloss lässt Plattner derzeit am Alten Markt wiederaufbauen. Für den Fall, dass das Gesetz beschlossen wird, hatte der Milliardär und Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP angekündigt, er werde stattdessen im kalifornischen Palo Alto ein Museum für seine Sammlung bauen. Plattner befürchtet, dass die Stiftung, der er die Bilder nach seinem Tod übertragen will, diese dann nicht mehr ohne Weiteres verkaufen könnte.
Keines der Werke in Gefahr, als national bedeutsames Kulturgut eingestuft zu werden
Museen seien seiner Meinung nach ebenso wie Sammler auf den internationalen Kunsthandel angewiesen. Mit dieser Meinung stand er nicht allein. Viele namhafte Künstler und Kunstsammler hatten ebenfalls scharfe Kritik an dem Entwurf geübt, der Maler Georg Baselitz hatte aus Protest sogar seine Bilder aus deutschen Museen entfernen lassen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte einen geharnischten Brief an Grütters geschrieben und von einem „kulturpolitischen Skandal allerersten Ranges“ gesprochen, sollte Plattner Potsdam wegen des Gesetzentwurfs nicht zum Sitz seiner einzigartigen Sammlung machen. Kunstliebhaber aus aller Welt würden um den Genuss gebracht.
Grütters’ Ministerium hat auf die massive Kritik reagiert und den Entwurf überarbeitet, seit Dienstag liegt er vor. Plattners Zweifel mag man dort nicht recht verstehen. „Nach allem, was wir über Plattners Sammlung wissen, ist keines seiner Werke in Gefahr, als national bedeutsames Kulturgut eingestuft zu werden“, sagte Ministeriumssprecher Hagen Philipp Wolf auf PNN-Anfrage. Der überarbeitete Entwurf setze die Hürden für einen solchen Schritt sehr hoch.
Plattner soll umgestimmt werden
Das entsprechende Werk müsse laut Gesetz „besonders bedeutsam für das kulturelle Erbe Deutschlands, der Länder oder einer seiner historischen Regionen und damit identitätsstiftend für die Kultur Deutschlands“ sein, zudem müsse seine Abwanderung einen „wesentlichen Verlust“ für den deutschen Kulturbesitz bedeuten. Diese Kriterien träfen auf Plattners Sammlung nicht zu, erklärte der Ministeriumssprecher.
Im Potsdamer Rathaus hofft man, dass der Mäzen noch umgestimmt werden kann. Er freue sich, dass Grütters auf die Kritik reagiert habe, sagte Jann Jakobs den PNN. Ob der neue Entwurf Plattners Bedenken zerstreuen könne, bleibe einer weiteren Prüfung vorbehalten. Er hoffe weiterhin, dass Potsdam zum endgültigen Standort der Sammlung des Mäzens werde, sagte Jakobs. Endgültig entschieden hat sich Plattner offenbar noch nicht. „Zurzeit“, sagte er lediglich, „stellt sich die Frage nicht“.
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