Sport: Auf dem Sprung
Nach zwei Kreuzbandrissen hat Maximilian Zimmer in Babelsberg zum Fußball zurückgefunden. Nun lockt Kaiserslautern
Viel Platz war an der Außenlinie nicht, um gleich drei Gegenspieler auszutricksen. Doch Maximilian Zimmer drehte sich geschickt, der Ball klebte ihm förmlich am Fuß und er dribbelte sich an dem gegnerischem Trio vorbei. Die Szene ist etwa ein halbes Jahr alt – stammt aus dem vergangenen Dezember aus der Regionalliga-Partie des SV Babelsberg 03 gegen Wacker Nordhausen. Nach der geglückten Aktion konnte sich Zimmer selbst ein Grinsen nicht verkneifen, später erzählte er, dass sie früher während seiner Jugend bei Hertha BSC häufig zum Spaß „Schnickschnack“ gespielt hätten und er dabei so manchen Trick geübt habe.
Zwischen der Zeit bei Hertha und Momenten wie im vergangenen Dezember liegt eine lange Leidenszeit des 22-jährigen Berliners. Gemeinsam mit Anthony Brooks, Nico Schulz oder Alfredo Moraves träumte er von einer Karriere als Profifußballer, bis zwei Kreuzbandrisse hintereinander zu seinem persönlichem Albtraum wurden. Der Neuanfang des SV Babelsberg 03 nach dem Drittliga-Abstieg im Sommer 2013 wurde auch zu Zimmers Versuch, auf den Platz zurückzukehren. Er gehörte zu jener Mannschaft, die vor zwei Jahren am Babelsberger Park aus der Not gezimmert wurde und die in der Vorsaison nur mit Mühe dem Abstieg entging. Doch Zimmer ist dankbar für Zeit, „die sportlich nicht die rosigste war“, wie er sagt, aber dennoch äußerst lehrreich. Er habe noch einmal dazu gelernt. „Ein neuer Verein, neue Leute, neue Fans – das waren alles wertvolle Erfahrungen“, sagt er. Von Bilal Cubukcu, dem Ex-Herthaner und Spielmacher mit türkischer Erstliga-Erfahrung habe er viel gelernt, von Nulldrei-Trainer Cem Efe viel mit auf den Weg bekommen. „Ich bin dankbar, dass mir Babelsberg die Chance und das Vertrauen gegeben hat, wieder Fußball zu spielen.“ Jetzt will er mehr davon, „ich will mich mit stärkeren Spielern messen“, sagt Zimmer.
Er wird die Chance bekommen. Nach Ende der Saison wechselt der Mittelfeldspieler nach Kaiserslautern, wo er einen Vertrag für die erste und zweite Mannschaft erhalten hat. Die Laufzeit ist zunächst auf ein Jahr datiert, mit der Option für zwei weitere Spielzeiten. Zimmer soll erst einmal mit der U23 der Roten Teufel in der Regionalliga Südwest beginnen, aber bereits im Profikader trainieren. „Es ist quasi ein Probejahr, in dem ich zeigen kann, was ich draufhabe“, sagt er.
Es ist eine zweite Chance, da weiterzumachen, wo er vor vier Jahren aufhören musste. Zimmer nimmt sie an mit dem Selbstvertrauen, seine Stärken zurückgewonnen zu haben. „Ich spüre, wie meine eigene Überzeugung und mein Zutrauen gewachsen sind“, sagt er. Er ist bereit für die Herausforderung, mit der er fast nicht mehr gerechnet hatte. Babelsberg war dabei kein Umweg, sondern der verlängerte Anlauf. „Es war von Beginn an klar, dass ich Babelsberg als Sprungbrett nutzen will“, sagt Zimmer. Jetzt wird es höchste Zeit für den Sprung: „Mit 22 Jahren bekommt man nicht mehr viele Möglichkeiten, für den Profifußball vorzuspielen“, sagt Zimmer. Nun gilt hopp oder top am Betzenberg, wo die U23 in der Regionalliga vor durchschnittlich 540 Zuschauern spielt – oder aber die erste Mannschaft des 1. FC Kaiserslauten mit fast 32 000 Fans pro Spiel den Spitzenwert der zweiten Bundesliga hält. Dass die Roten Teufel zwei Spieltage vor Saisonschluss als Tabellendritter noch alle Chancen für den Bundesliga-Aufstieg haben, sieht Zimmer mit ganz eigener Spannung. „Natürlich wäre es gut, wenn sie aufsteigen“, sagt er. Aber dann würde der Kader sicherlich aufgestockt und an Qualität gewinnen. „Das würde es für mich zusätzlich schwer machen“, meint Zimmer.
Bislang hat der gebürtige Berliner keinen Bezug zur Pfalz, in der Vergangenheit buchstabierten sich die Stationen seiner Fußball-Laufbahn lediglich mit B – Berolina Stralau, Hertha BSC und Babelsberg. Den Kontakt in den Südwesten knüpfte sein Spielerberater von der EMD Sports GmbH, die auch Nulldrei-Spieler Lucas Albrecht und den Ex-Babelsberger Süleyman Koc betreut. Mit dem heutigen Paderborner Bundesliga-Profi Koc hat Zimmer hin und wieder Kontakt, aber Tipps für den möglichen Karrieresprung holt er sich nicht. „Ich weiß, was ich zu machen habe und dass es jetzt so richtig losgeht.“ Schließlich hat er lange genug darauf gewartet.
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