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Abgekoppelt. An den oberen Bahnsteigen in der Pirschheide liegen keine Gleise mehr. Jetzt soll die Stahlträgerkonstruktion abgebaut werden, ehe bis 2022 neue Bahnsteige folgen.
© M. Thomas

Potsdam: Arbeiten am Bahnhof Pirschheide beginnen

Der Bahnhof Pirschheide soll in einigen Jahren wieder stärker genutzt werden. Dafür beginnen jetzt die Arbeiten: Im Mai sollen die alten Dächer demontiert werden, bis 2022 entstehen drei neue Bahnsteige.

Potsdam - Es tut sich was am Bahnhof Pirschheide: Nachdem das denkmalgeschützte Gebäude in den vergangenen Jahren zusehends verfallen war, bereitet die Deutsche Bahn derzeit mit kleineren Baumaßnahmen die Sanierung der Station vor. In den vergangenen Monaten wurde die Abdichtung an den Dächern der stillgelegten oberen Bahnsteige entfernt, diese war aufgrund von Witterung und Sonneneinstrahlung immer spröder geworden und drohte sich zu lösen. Der Betrieb auf dem unteren, noch aktiven Bahnsteig, werde dadurch nicht beeinträchtigt, teilte Bahnsprecher Gisbert Gahler auf Anfrage der PNN mit. „Im Mai und Juni diesen Jahres werden die Stahlbetondielen demontiert“, so Gahler. „Der Rückbau der Stahltragkonstruktion erfolgt im Rahmen der Stationserneuerung.“

Die alten Bahnsteige können nicht einfach wieder in Betrieb genommen werden

Tatsächlich soll die verwaiste Station in einigen Jahren wieder stärker genutzt werden: Zwischen 2021 und 2022 will die Deutsche Bahn den unteren Bahnsteig einschließlich des Daches abreißen und durch einen neuen Bahnsteig mit Blindenleitsystem, Beleuchtungsanlage und Wetterschutz ersetzen. Gleiches gilt für die oberen Bahnsteige am Berliner Außenring mit den verbliebenen Tragkonstruktionen der Dächer: Auch sie sollen zurückgebaut werden und zwei modernen Außenbahnsteigen Platz machen. Die alten Bahnsteige kann man nicht einfach wieder in Betrieb nehmen: Dort, wo vor ihnen einst die Gleise lagen, stehen jetzt die Strommasten der Strecke. Um den unteren mit den oberen Bahnsteigen zu verbinden ist zudem der Bau von zwei Treppen und zwei Aufzügen geplant.

Eine Entwicklung, die neben Fahrgästen und Anwohnern auch Politiker freuen dürfte: Immer wieder hatte das Land Brandenburg in den vergangenen Jahren gefordert, die Station wieder zu einem Umsteigebahnhof zu machen und die oberen Bahnsteige des einstigen Potsdamer Hauptbahnhofes wieder in Betrieb zu nehmen. Derzeit wird lediglich der untere Bahnsteig genutzt. Einmal stündlich hält dort die Regionalbahnlinie 23, die zwischen Potsdam und Michendorf pendelt. Allerdings nur bedarfsweise: Züge stoppen nur, wenn Fahrgäste den entsprechenden Knopf an der Tür gedrückt haben oder Menschen am Bahnsteig stehen. Ab dem Jahr 2022 sollen die Regionalbahnen statt nach Michendorf über Beelitz nach Jüterbog fahren.

Mehr Fahrgäste können am Bahnhof Pirschheide bald ein- und umsteigen

Auf den vier oberen Gleisen hingegen halten seit 1999 keine Züge mehr: Die stündlich fahrenden Züge der Linie 22 von Berlin Friedrichstraße über Potsdam Hauptbahnhof und Golm nach Königs Wusterhausen fahren ohne Halt durch, ansonsten gibt es auf der Strecke nur Güterverkehr. Die Zugänge nach oben wurden abgesperrt. Insgesamt nutzen derzeit nur rund 180 Fahrgäste täglich den Bahnhof, obwohl die Regionalbahn von dort nur sieben Minuten bis zum Hauptbahnhof braucht – elf Minuten weniger als die Straßenbahn.

Nach den Vorstellungen des Landes könnten bald wesentlich mehr Fahrgäste hier ein-, aus- und umsteigen: Laut einer Prognose wird mit täglich 1200 Reisenden gerechnet, wenn die Erneuerung des Bahnhofes abgeschlossen ist und man von dort direkt zum Großflughafen in Schönefeld kommt. Zudem plant die Stadt Potsdam künftig ein neues Wohnviertel entlang der Bundesstraße 1 am Ortsausgang in Richtung Geltow und Werder. Potential für Gewerbe sieht die Stadtverwaltung ebenfalls. Immerhin hat sich das Bahnhofsumfeld vor Kurzem neu belebt: Demnächst soll mit dem Club „Pirschheide“, der sich in der ehemaligen Wartehalle des Bahnhofs befindet, ein neuer Veranstaltungsort für Kabarett und Comedy-Shows eröffnen. Bereits im Dezember fand hier ein Konzert mit 500 Gästen statt.

Von 1961 bis 1993 Potsdamer Hauptbahnhof

So könnte der Bahnhof Pirschheide in den nächsten Jahren zumindest einen Teil seiner früheren Bedeutung zurückerlangen: 1958 war er als Bahnhof „Potsdam Süd“ eröffnet worden und war von 1961 bis 1993 Potsdams Hauptbahnhof. Zu Zeiten der DDR galt er nach Schönefeld als wichtigste Station am Berliner Außenring. Bis 1991 hielten hier alle Fernzüge, die Potsdam tangierten. Durch die Wiedervereinigung verlor der Bahnhof stark an Bedeutung, da die meisten Linien nun über die Berliner Stadtbahn statt über den Außenring verkehrten. Immer weniger Züge hielten an dem Bahnhof, 2007 wurde die Schalterhalle geschlossen. 2013 wurde das Gebäude in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.

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