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Umstritten. Für den Umbau der Heinrich-Mann-Allee sollen Bäume weichen. 
© Visualisierung: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. H. Vöss

Heinrich-Mann-Allee: Anwohner machen Unmut über Umbaupläne Luft

Rund 100 Anwohner diskutierten bei einer Versammlung die Umbaupläne der Heinrich-Mann-Allee. Viele äußerten harsche Kritik.

Von Florian Kistler

Potsdam- Die Stadt will an ihrem Plan zum Umbau der Gleisanlagen an der Heinrich-Mann-Allee festhalten. Am  Dienstagabend wurde Anwohnern dazu in der Einwohnerversammlung im Humboldt-Gymnasium die Vorzugsvariante für den Umbau präsentiert. Diese sieht vor, dass der Straßenraum erweitert wird, sodass jeweils Autos, öffentliche Verkehrsmittel und der Radverkehr eine gesonderte Fahrbahn erhalten. Für den normalen Verkehr sollen zwei Fahrstreifen mit einer Breite von dreieinhalb Metern eingerichtet werden. Der Radverkehr erhält eineinhalb bis zwei Meter. Aufgrund dieser geplanten Straßenraumerweiterung müssen Bäume weichen. „Wir rücken in die Böschung rein. Die untere Baumreihe ist deshalb nicht zu halten“, erläuterte Norman Niehoff, Chef der Verkehrsplanung, den etwa 100 anwesenden Anwohnern im Humboldt-Gymnasium. Auch bei der oberen Baumreihe sei es „ehrlicherweise nicht möglich“, dass dort alle Bäume bestehen bleiben.

Video: Florian Kistler

Kritik an Baumfällungen

An den Fällungen stören sich vor allem die Anwohner. Sie befürchten, dass durch den Wegfall der Bäume der Allee-Charakter der Straße verloren gehe. Zudem würden durch die Umbaumaßnahmen Dutzende Parkplätze wegfallen. Von den derzeit 100 Stellplätzen werden wohl nur 60 bestehen bleiben. Zudem fürchten die Bewohner Staus, da die Heinrich-Mann-Allee stadtauswärts auf noch eine Fahrspur verengt wird.

Ihrem Unmut machten die anwesenden Bürger auf der Einwohnerversammlung Luft. Ein Anwohner kritisierte unter Beifall, vor drei Jahren sei klar gesagt worden, dass keine Bäume angefasst würden. „Ich habe letztes Jahr monatelang versucht herauszufinden, wie viele Bäume dem Umbau zum Opfer fallen und keine Antwort erhalten.“ Die Verfahrensweise sei nicht in Ordnung. Ein weiterer Bewohner merkte an, die Bäume dienten als Lärm- und Staubschutz. „Verschwinden die Bäume, leidet auch die Lebensqualität darunter.“

Weniger Parkplätze durch den Umbau

Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) sagte, ihm sei sehr wohl klar, dass Ersatz für die gefällten Bäume geschaffen werde müsse. Das sei auch geplant. Eine Gewerbetreibende zeigte sich über den Wegfall der Parkplätze verärgert. „Ich habe seit 2002 ein Gewerbe an der Straße. Fallen die Stellplätze weg, muss ich meinen Standort verändern.“

Bereits im Vorfeld hatte das geplante Fällen der Bäume vor allem bei den Grünen für Unmut gesorgt. Als Folge wurde im Mai ein Beschluss im Stadtparlament initiiert. Demzufolge sollte ein Planfeststellungsverfahren für die Strecke neu geplant werden – es gehe schließlich um die Aufenthaltsqualität vor Ort. Im Antrag, der mit breiter Mehrheit angenommen wurde, stand, dass bei den Ausbauplanungen für die Heinrich-Mann-Alle zwischen Friedhofsgasse und Leipziger Dreieck der „bestehenden Baumallee höchste Priorität einzuräumen“ ist. Zudem wurde beauftragt, die gestrige Einwohnerversammlung zum geplanten Ausbau durchzuführen und die Ergebnisse in die Planung miteinfließen zu lassen.

Überarbeitung "nicht realisierbar"

Noch im September teilte die Potsdamer Bauverwaltung jedoch mit, dass sie sich nicht in der Lage sehe, diesen Beschluss umzusetzen. Darin hieß es, die geforderte vollständige Überarbeitung der Planung zugunsten der Bäume sei nicht realisierbar.

Die erarbeiteten Ergebnisse sollen nun in der Stadtverordnetenversammlung vorgetragen werden. Dafür wurde auf der Einwohnerversammlung ein Anwohner ernannt. In zwei Wochen sollen die Planfeststellungsunterlagen abgegeben werden, sagt ViP Bauleiter Axel Mittelstädt. Das Planfeststellungsverfahren soll dann im Dezember beginnen. Dort können wiederum Widersprüche von Anwohnern eingelegt werden.

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