Semesterstart in Potsdam: An einem Strang ziehen
Zum Semesterstart strömen rund 5000 neue Studierende an die Hochschulen in Potsdam. Sechs von ihnen berichten, was sie nun von ihrer Ausbildung erwarten.
Elisa Charleen Landmann, 20, studiert Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Potsdam
Da komme ich her
Ich habe in Potsdam an der Lenné-Gesamtschule Abitur gemacht. Danach habe ich ein Jahr ausgesetzt, weil ich noch nicht genau wusste, was ich machen wollte. In der Zeit habe ich als Verkäuferin gearbeitet. Nach dem Jahr war mir klar, dass ich Bauingenieurwesen studieren will. Ein Grund dafür war, dass mein Vater Bauingenieur ist. Ein anderer Grund ist, dass das Fach viel mit Mathematik zu tun und ich Mathe gerne mache.
Da will ich hin
Erst einmal hoffe ich, das Studium zu schaffen. Mein erstes Ziel ist das Diplom, danach würde ich gerne als Bauleiterin arbeiten. Dabei würde mich vor allem der Sanierungsbau interessieren. Das kenne ich von meinem Vater. Ob ich später auch dafür qualifiziert sein werde, ein komplettes Gebäude zu errichten, weiß ich noch nicht. Ein großes Gebäude wie ein Theater oder Bahnhof schwebt mir heute zumindest noch nicht vor. Das einzige Haus, von dem ich heute schon weiß, dass ich es bauen möchte, ist das für meine eigene Familie. Moderne Architektur finde ich ehrlich gesagt ein wenig langweilig, mir gefällt das Klassische besser, wie etwa das wiederaufgebaute Potsdamer Stadtschloss.
So lief die Bewerbung
Ich hatte nur die eine Bewerbung an die Fachhochschule Potsdam geschickt. Weil ich definitiv nur hier studieren wollte, das war mir von Anfang an klar. Ich hatte mich online beworben, dann hat es zwei Monate gedauert, bis die Zulassung kam. Das war natürlich etwas aufregend. Ich wusste ja nicht, ob ich einen Platz bekomme. Als die Zulassung kam, habe ich mich total gefreut.
Das erwarte ich von der Fachhochschule
Dass es viele Möglichkeiten gibt, sich weiterzubilden und dass es ausreichend Unterstützung gibt, damit man das Studium ohne Probleme abschließen kann. Hilfe und Ansprechpartner sind wichtig. Dass es die an der FH ausreichend gibt, haben wir in der Einführungswoche bereits erlebt. Auch von den älteren Studierenden werden wir unterstützt. Gut wäre Mitarbeit an konkreten Bauvorhaben. Ich war sehr überrascht, dass es so viele verschiedenen Möglichkeiten an der FH gibt, speziell die Holzwerkstatt interessiert mich sehr. Meine Erwartungen sind also bereits jetzt mehr als erfüllt.
Charlotte Janke, 25, studiert Drehbuch an der Filmuniversität Babelsberg
Da komme ich her
Ich komme ursprünglich aus Potsdam, habe hier am Einstein-Gymnasium Abitur gemacht und bin dann nach Dresden gezogen. Dort hatte ich in Medienwissenschaften und Medieninformatik den Bachelor gemacht. Erst hatte ich in Dresden journalistisch gearbeitet, dann in Berlin bei einer Film-PR-Agentur. Das war mir aber zu wenig kreativ. Ich bin dann erst einmal ins Ausland gegangen, nach Neuseeland und Bali. Dann hatte ich mich zur Bewerbung zum Drehbuchstudium entschieden.
Da will ich hin
Ich habe zurzeit kein großes Ziel, der Weg ist das Ziel. Ich freue mich jetzt erst einmal auf die Zeit an der Filmuni, auf alles das, was ich hier lernen kann, was ich hier machen kann. Ich will nun erst einmal herausfinden, was ich gut kann, was ich weniger kann und was ich lassen sollte. Später möchte ich gerne Drehbücher für Kinofilme schreiben. Das ist mein Traum. Leben möchte ich in einer kreativen Stadt in der ich auch arbeiten kann. Ich bin nach Berlin gezogen, weil ich Potsdam schon zu gut kannte. Vielleicht komme ich zurück, wenn ich älter bin.
So lief die Bewerbung
Ich musste eine Bewerbung schreiben, hatte am Ende rund 50 Seiten Text mit vielen Dialogszenen, Erzählungen, Langfilmexposé, Filmanalysen, Prosatexten und so weiter. Zur Prüfung war ich dann wahnsinnig aufgeregt. Ich konnte am Anfang den Stift kaum halten. Ich musste etwas schreiben und es dann der Prüfungskommission vorstellen. Inhaltlich ging das gut, die formalen Fragen hatten mich dann aber etwas verunsichert. Als ich raus war, wusste ich nicht so recht, was das nun gewesen war. Nach drei Wochen kam endlich die Antwort. Und die war positiv.
Das erwarte ich von der Filmuniversität
Dass ich in meinen Plänen unterstützt werde, dass ich mich ausprobieren kann, um zu schauen, in welche Richtung ich gehen kann. Ich erwarte eine richtig gute Zeit, dass man sich gut kennenlernen kann, dass alle hochmotiviert zusammenarbeiten. Ich erwarte viele kreative Menschen, die an einem Strang ziehen – hoffentlich ist das Konkurrenzdenken nicht so stark. Und natürlich freue ich mich auf Drehbuchprojekte, die es auf Festivals schaffen.
Frederike Fäscher, 17, studiert Französische Philologie und Recht der Wirtschaft an der Universität Potsdam
Da komme ich her
Ich komme aus Hohen Neuendorf, vor drei Monaten habe ich in Berlin-Reinickendorf Abitur gemacht. Danach war ich drei Monate in China und habe dort als Au-pair gearbeitet. Eigentlich wollte ich länger bleiben, aber es gab dort zu viel bürokratischen Aufwand, es wurden einem viele Steine in den Weg gelegt. Ich habe mich dann kurzentschlossen an der Uni Potsdam eingeschrieben, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Nach Potsdam habe ich von Hohen Neuendorf einen weiten Weg, nur nach Golm kann ich mit der Bahn einmal in der Stunde durchfahren.
Da will ich hin
Mein Ziel ist es, internationale Beziehungen zu studieren, also im Wirtschaftsrecht weitergehen. Später möchte ich im Bereich Unternehmensberatung und Public Communications Management auf internationaler Ebene arbeiten. Beruflich möchte ich einmal in einer Position arbeiten, in der man sich über gewisse Dinge keine Sorgen mehr machen muss. Französisch studiere ich, weil ich ein zweisprachiges Abitur gemacht habe. So möchte ich mein Französisch auf einem Level halten, für das man sich nicht schämen muss. Die Uni Potsdam ist eine gute Uni, aber ich will später an die Universität of Groningen in den Niederlanden wechseln, um dort International Relations zu studieren.
So lief die Bewerbung
Das war relativ einfach. Ich war spät dran, als ich aus China zurückkam. Ich habe mir dann zulassungsfreie Studiengänge ausgesucht, meine Unterlagen eingereicht und vier, fünf Tage später kam eine Mail und Post – und ich war aufgenommen. Das war vor anderthalb Wochen. Das ging recht flott.
Das erwarte ich von der Universität
Ich hoffe, dass das Studium relativ frei zugänglich ist und reibungslos läuft. Denn ich habe einen weiten Anfahrtsweg. Abgesehen vom Lernaufwand fürs Studium möchte ich meinen Zeitaufwand möglichst gering halten – abgesehen natürlich vom Kontakt zu den Kommilitonen. Ich hoffe, ein Spektrum von Menschen kennenzulernen, das mir neu ist. Ich komme aus einer relativ fixen Struktur in Hohen Neuendorf, da ist es sicher gut, wenn ich hier neue Leute kennenlerne. Daneben möchte ich auch Praktika machen, gerne in Ministerien und der internationalen Unternehmensberatung.
Finn Esben Schmidt-Bonde, 22, studiert Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Potsdam
Da komme ich her
Ich komme aus Hamburg. Dort habe ich bereits ein paar Semester Maschinenbau an der TU Harburg studiert. Damit war ich aber nicht so richtig glücklich. Deshalb hatte ich mich dann für Bauingenieurwesen in Hamburg und Potsdam beworben. Jetzt fange ich ganz von vorne an, denn von meinem Maschinenbau-Studium kann ich mir nichts auf das neue Studium anrechnen lassen. Auf Potsdam kam ich, weil ich an eine kleinere Hochschule wollte. Ich will lieber eine familiäre Atmosphäre, statt mit 1000 Studierenden in einem Hörsaal zu sitzen. Auch hatte mich angesprochen, dass man hier noch Diplom studieren kann. In Hamburg hatte ich an der Uni gearbeitet, unter anderem ein Konstruktionsprojekt betreut.
Da will ich hin
Ich arbeite sehr gerne mit Holz. Ich hatte auch schon überlegt, eine Zimmermanns-Lehre dazwischenzuschieben. Mein Ziel ist es, mich später auf Holzbau zu spezialisieren. Ich habe bereits Erfahrungen mit dem Bau von Car-Ports gesammelt. Langfristig möchte ich Vollholzhäuser bauen oder mich in der Bauerhaltung auf Holz spezialisieren. An der Hochschule als Dozent zu bleiben, kann ich mir momentan noch nicht vorstellen, aber natürlich kann man das später auch noch parallel machen.
So lief die Bewerbung
An der TU Harburg gab es kein Bauingenieurwesen. Daher hatte ich mich an der HafenCity Universität Hamburg und an der FH Potsdam beworben. Ich hatte an beiden Orten gleich einen Platz bekommen. Für Potsdam habe ich mich dann entschieden, weil es kleiner ist und weil die FH hier sehr gut sein soll. Auch hat mich die Nähe zu Berlin gereizt. Potsdam ist eine sehr schöne Stadt, ich war bereits ein paarmal hier. Nun wohne ich im Studentenwohnheim unweit des FH-Campus Kiepenheuerallee.
Das erwarte ich von der Fachhochschule
Dass ich viel lerne. Und dass es ein schönes Umfeld gibt, sowohl unter den Kommilitonen als auch mit den Dozenten. Dass es hier den nötigen Respekt und Verständnis auf beiden Seiten gibt. Inhaltlich erwarte ich, dass wir das Handwerkszeug eines Bauingenieurs an die Hand bekommen und dabei gut betreut werden. Ich erwarte auch einen Praxisbezug und die Möglichkeit, an der Hochschule einen Studentenjob zu machen. Noch besser wäre natürlich, auf Baustellen nebenbei mitarbeiten zu können. Auch wünsche ich mir ein flexibles Studium, dass man in die anderen Fächer schauen kann. An der FH werden ja auch Architekten und Designer ausgebildet – und mit denen wird man später sicher öfters zusammenarbeiten.
Lukas Willi Weidemann, 18, studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam
Da komme ich her
Ich wohne in Storkow in Brandenburg und habe in diesem Jahr mein Abitur in Fürstenwalde gemacht. An der Schule war ich Schüler- und Klassensprecher. Zwischen Schule und Studium hatte ich in einem Freizeitpark an der Kasse gearbeitet. Ich spiele Fußball im Verein und war lange im Schach-Verein Mitglied. In Zukunft will ich nach Berlin ziehen. Denn noch habe ich anderthalb Stunden Fahrweg zur Universität Potsdam.
Da will ich hin
Nach dem Bachelor will ich noch den Master machen. Dann will ich im Bereich Sportmanagement arbeiten. BWL habe ich als Studienfach gewählt, weil man damit viele Möglichkeiten hat. Vielleicht ist auch ein Auslandsstudium möglich, aber nicht zwingend.
So lief die Bewerbung
Sehr gut. Das habe ich über die Internet-Seite Hochschulstart gemacht. Es gab einen NC, ich hatte einen Durchschnitt von 2,1 und bin damit durchgekommen. Von der Uni Potsdam kamen nur positive Antworten. Ich hatte mich auch an Hochschulen in Berlin beworben, aber von denen, die mich angenommen hatten, war Potsdam für mich am besten.
Das erwarte ich von der Universität
Ich lasse mich weitestgehend überraschen. Es läuft hier ja doch ein bisschen anders als an der Schule. Ich werde mich einfügen und schauen, wie die Hochschule funktioniert. Ich habe eigentlich wenig Erwartungen. Ich hoffe natürlich, dass alles gut organisiert ist und dass das Studium praxisnah ist. Ich will dann auch Praktika außerhalb der Uni machen. Aber erst einmal möchte ich nur den richtigen Raum finden, dann bin ich schon zufrieden für den Tag.
Jarno Riemer, 19, studiert Chemie an der Universität Potsdam
Da komme ich her
Ich habe in Potsdam am Oberstufenzentrum I Abitur gemacht. In meiner Freizeit fahre ich Trial Bike, das ist ein Sport, bei dem man mit speziellen Rädern über Hindernisse fährt, über Mauern, Treppen und alles Mögliche. Die Räder sind eine Mischung aus Mountainbike und BMX. Nebenbei war ich in Fichtenwalde, wo ich wohne, auch in einem Jugendclub aktiv.
Da will ich hin
Erst einmal will ich den Bachelor in Chemie machen. Später mal will ich in der Forschung arbeiten. Ich hatte ein Schülerpraktikum beim Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm gemacht. Dabei haben wir Analysen gemacht, geforscht und neue Dinge ausprobiert. Das Praktikum lief ein Jahr parallel zum Schulunterricht. Cool wäre es natürlich auch, mit dem Trial Bike Geld zu verdienen. Das ist über Fahrrad-Shows möglich, das mache ich jetzt schon ab und zu.
So lief die Bewerbung
Ich habe mich einfach angemeldet. Es gab keine Zulassungsbeschränkung, also konnte ich mich einfach online immatrikulieren. Ich wusste sofort, dass ich einen Studienplatz in Potsdam erhalten habe. Das wollte ich auch unbedingt, ich wollte nicht woanders studieren. Wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich ein Jahr gewartet. In Berlin wollte ich nicht studieren.
Das erwarte ich von der Universität
Eine gute Ausbildung, dass man Lebenserfahrung bekommt und dass man Spaß dabei hat. Auch Aufbauseminare für Schlüsselkompetenzen neben dem eigentlichen Studienfach finde ich gut, zum Beispiel in den Rechtswissenschaften. Ins Ausland möchte ich nicht unbedingt gehen, für Austausch bin ich nicht so der Typ. Gut sind auch die Pflichtpraktika, da würde ich ich dann auch gerne in der Polymerchemie bleiben. Grundsätzlich will ich mich auf das Studium konzentrieren, aber daneben auch meine Hobbys und Freunde nicht vernachlässigen.
Aufgezeichnet von Jan Kixmüller.
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