Sport: Abschied eines Publikumslieblings
Matthias Rudolph vom SV Babelsberg 03 beendet am Mittwoch mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin seine aktive Fußball-Karriere
Nun noch einmal eine Halbzeit am morgigen Mittwoch im Freundschaftsspiel daheim gegen den 1. FC Union Berlin – dann ist beim SV Babelsberg 03 der Fußballer Matthias Rudolph Geschichte. Dann wird es bei Nulldrei nur noch den Trainer Matthias Rudolph geben.
„Ich habe gründlich über meinen Abschied nachgedacht“, sagt Rudolph, den im Verein alle nur „Rudi“ nennen und der – abgesehen von einem dreijährigen Gastspiel im Nordhessischen – seit 1999 für den SVB die Töppen geschnürt hat. „Für mich haben sich inzwischen die Prioritäten verschoben. Ich will mehr Zeit für meine Familie und meine Freundin haben, werde im nächsten Jahr mein Referendariat am Potsdamer Humboldt-Gymnasium beenden und sehe für mich persönlich eine größere Herausforderung darin, Babelsbergs Mannschaft in der A-Jugend-Regionalliga zu trainieren, als selbst noch zu spielen.“ Der 30-jährige B-Lizenz-Coach, der mit Potsdams Turbine-Kickerin Inka Wesely liiert ist, betreut seit drei Jahren die B-Jugend des SVB, mit der er vor gut einer Woche den Aufstieg in die U17-Regionalliga schaffte. In der kommenden Saison wird er als Nachfolger des bisherigen Coachs Sven Moritz die A-Jugend in der U19-Regionalliga – der zweithöchsten deutschen Spielklasse in diesem Altersbereich – unter seinen Fittichen haben. „Dort die Klasse zu halten, wird eine große Aufgabe, nachdem mit Energie Cottbus, dem Chemnitzer FC und dem Halleschen FC drei Traditionsklubs aus der Bundesliga abgestiegen sind. Andere Gegner heißen RB Leipzig, Erzgebirge Aue und 1. FC Magdeburg – das wird hochinteressant“, meint Rudolph, der etwa zehn B-Jugendliche in seine neue Mannschaft hochholen wird und 2014 die A-Trainer-Lizenz machen will. „Altersbedingt müssen die jetzt sowieso in der A-Jugend spielen.“
Ehe er seine Jungs am 15. Juli zur ersten Trainingseinheit bittet, genießt der künftige Sport- und Geografie-Lehrer jetzt erst einmal die Ferienzeit in Babelsberg und daheim bei den Eltern in Niemegk, wo er beim FSV Grün-Weiß mit dem Kicken begann. „1995 bin ich als C-Jugendlicher zu Stahl Brandenburg gegangen, 1999 dann in die A-Jugend hier beim SVB gekommen“, erinnert sich Matthias Rudolph, der für die Nulldreier weit über 200 Partien bestritt. „Insgesamt waren es etwa 250 Pflichtspiele“, erklärt er. „So genau habe ich die aber nicht alle gezählt.“ 100 Partien bestritt der Linksfuß für den SVB in der Regionalliga, vier im DFB-Pokal, 65 in der Dritten Liga. Dabei gelang ihm nur ein Tor – 2008 in der Nachspielzeit des Regionalliga-Heimspiels gegen Altona 93 (2:0). „Und das, obwohl ich früher in der Jugend Stürmer war und damals viele Tore geschossen habe“, erzählt der Linksverteidiger, der in seinen ersten Babelsberger Männer-Jahren noch als Mittelfeldspieler geführt wurde. Als der SVB 2003 Insolvenz anmeldete, schloss sich Rudolph dem Oberligisten Hessen Kassel an, von dem er zwei Jahre später zum KSV Baunatal wechselte. „Da habe ich dann das erste Jahr als linker Verteidiger gespielt – und das war ab 2006 auch meine Position in Babelsberg“, erklärt der drahtige Abwehrspieler, der im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion zum Publikumsliebling avancierte und dort jeden Grashalm kennt. „Stimmt, ich habe den Platz ein paarmal umgepflügt“, sagt „Rudi“. „Trotzdem nehme ich jetzt eigentlich leichten Herzens Abschied – bisher fehlt mir nichts. Ich war ja in der Vergangenheit auch nicht dieser klassische Profi, sondern habe parallel zum Fußball immer meine berufliche Ausbildung vorangetrieben.“ Insgesamt 13 Semester studierte Rudolph in Potsdam und zwischenzeitlich in Kassel. „Dieses Studium stand für mich immer im Vordergrund. Deshalb habe ich mich, wenn von der Uni Projekte anstanden, auch vom Verein nie dazu überreden lassen, die zeitlich zu verschieben. Meine Ausbildung war mir einfach zu wichtig.“
Rückblickend überwögen die positiven Erinnerungen, erklärt Matthias Rudolph. „Unvergessen bleibt mir zum Beispiel unser Spiel 2007 bei Eintracht Braunschweig gleich nach dem Wiederaufstieg in die Regionalliga, als wir vor über 14 000 Zuschauern früh durch ein Eigentor 0:1 hinten lagen und am Ende doch noch mit 3:1 gewannen. Oder unser 2:1 in der gleichen Saison bei Rot-Weiß Essen. Und natürlich in der Dritten Liga das Spiel im Frühjahr 2011 beim späteren Zweitliga-Aufsteiger Braunschweig, als uns vor über 22 000 Zuschauern ein 1:1 gelang. Das waren schon wahnsinnige Erlebnisse.“ Außerdem habe er in vielen bekannten Spielstätten gekickt. „Abgesehen von den ganz großen der Ersten und Zweiten Bundesliga habe ich viele Stadien gesehen. Das war schon toll.“ Highlights seien seine beiden Aufstiege mit den Nulldreiern 2007 von der Ober- in die Regionalliga und 2010 von dort in die Dritte Liga gewesen.
Nun freut sich „Rudi“ auf seine letzten 45 Minuten morgen gegen den 1. FC Union. „Das wird hoffentlich noch mal ’ne schöne Sache“, sagt er. „Viele Freunde haben sich schon für den Mittwoch im Stadion angekündigt.“ Und eine Abschiedsparty ist natürlich auch in Planung.
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