Stabhochspringen in Potsdam: Abflug aus dem Stern-Center
Das internationale Stabhochsprung-Indoor-Meeting im Stern-Center war stets ein sportliches Highlight für Potsdam. Wegen Umbauten in der Einkaufsmeile kann es nun nicht mehr stattfinden. Aber Ersatz ist geplant - über den Dächern der Stadt.
Potsdam - Zu keiner anderen Veranstaltung in Potsdam passte der Begriff „sportlicher Höhepunkt“ besser. Beim Stabhochsprung-Meeting im Stern-Center zeigten Weltklasse-Leichtathleten vor außergewöhnlicher Kulisse ihre akrobatischen Flugkünste. 2000 fand die Premiere statt und alljährlich folgte die Fortsetzung. Das für 2019 anstehende Jubiläum einer 20. Auflage wird es jedoch nicht geben. Aufgrund von bereits durchgeführten Umbaumaßnahmen in der Shopping-Mall ist eine Austragung nunmehr unmöglich. Das bestätigen die veranstaltende Sport Consulting Potsdam GmbH (SCP) des SC Potsdam und das Center-Management den PNN. „Aber wir stecken als gute Partner gemeinsam bereits in den Planungen, um das Event auf andere Weise weiterleben zu lassen“, sagt SCP-Geschäftsführer Toni Rieger.
Das Springen fand stets im „Mall-Herz“ statt, wie Center-Manager Frank Kosterka den Mittelpunkt nennt, an dem sich die drei Einkaufsachsen treffen und der Gastronomiebereich angesiedelt ist. „Aus Kundenbefragungen ging hervor, dass die Aufenthaltsqualität dort als nicht gut empfunden wurde“, erklärt Kosterka. „Daher haben wir uns für Veränderungen entschieden, um einen angenehmen Marktplatz-Charakter zu schaffen. Ganzjährige Verbesserungen wogen für uns mehr als der jährlich einmalige Sportwettkampf.“ 150 Sitzplätze in einem Pergola-Ambiente wurden errichtet. „Das wird super angenommen. Unsere Entscheidung bereuen wir nicht“, so der Center-Manager.
"Das war ein Stelldichein der Weltelite"
Weil die Pergola und darüber verlegte Rohre für Luftzirkulation, Strom und Wasser nicht einfach temporär beiseitegeschafft werden können, fehlt jetzt der notwendige Platz für das Indoor-Stabhochspringen. „Diese Veranstaltung war natürlich etwas Besonderes in der Sportstadt Potsdam. Wir sind raus zu den Menschen gegangen“, erinnert sich SCP-Vertreter Toni Rieger an Hunderte Besucher, die mit ihren Einkaufstüten in den Händen gebannt den Aktiven zuschauten. Anfangs hatte der SC Potsdam sein Stabhochspringen auf dem Marktplatz im Kirchsteigfeld ausgetragen, dann auch in der Brandenburger Straße. „Der damalige Center-Manager Andreas Unrath kam letztlich mit der Idee auf uns zu, das Meeting im Stern-Center zu machen. Wir hatten uns das vor Ort angeguckt und gleich die Vision gehabt: Ja, das kann wirklich super werden.“
Das wurde es. Die für viele Leute faszinierendste Disziplin der Leichtathletik erhielt eine Bühne, die international hohe Wertschätzung genoss. Herausragende Springer kamen nach Potsdam. „Das war ein Stelldichein der Weltelite“, weiß Gerhard Pohl, der alle 19 Auflagen des Meetings moderierte. Die Veranstaltungsrekorde liefert er wie aus der Pistole geschossen. Bei den Frauen gelang 2012 Yarisley Silva Rodríguez mit 4,70 Metern der beste Versuch – wenige Monate später holte die Kubanerin Olympiasilber. Und dann war da natürlich Piotr Lisek, der voriges Jahr ein Stück Sportgeschichte schrieb. Der polnische WM-Medaillengewinner überquerte 6,00 Meter – das gelang zuvor erst 20 Springern.
Idee zu einem Springen auf dem obersten Parkdeck
Doch für Stefan Ritter war der Stern-Center-Wettkampf mehr als nur eine Leistungsschau der internationalen Asse. „Es war gerade für unseren Potsdamer Bundesstützpunkt eine wunderbare Werbung. Unsere eigenen Athleten – von den Erwachsenen hinunter zu den Anfängern – konnten sich daheim präsentieren“, erklärt der am Luftschiffhafen tätige Frauen-Bundestrainer. Die Strahlkraft der Veranstaltung sei spürbar gewesen. „Sponsoren wurden auf uns aufmerksam und das eine oder andere Kind, das zugeschaut hatte, ist dann auch mal später zum Training gekommen.“ Von daher sei der Wegfall des Meetings ein herber Verlust.
Frank Kosterka stellt allerdings einen Ersatz in Aussicht. „Für uns ist wichtig, dass wir trotz eigener Veränderungen unsere lieb gewonnenen Aktionen wie das Stabhochspringen weiterhin am Standort halten“, betont der Center-Manager. „Dafür möchten wir eben auch neue Wege beschreiten.“ Die Idee: Outdoor statt Indoor – und zwar als „Springen über den Dächern der Stadt“, sagt Kosterka. Es würden Planungen laufen, das Event Mitte September auf dem obersten Parkdeck der Einkaufsmeile auszutragen. „Das wäre ein deutlich späterer Zeitpunkt im Saisonverlauf. Vielleicht werden dann auch größere Höhen erzielt.“ Stefan Ritter freut sich grundsätzlich über eine solche Möglichkeit, weiterhin das Stabhochspringen in Potsdam öffentlichkeitswirksam zu zeigen. „Unser Problem ist aber der Mangel an Hallen-Wettkämpfen. Von dieser Warte aus machen wir also einen Rückschritt“, meint der Coach. Moderator Gerhard Pohl sieht den Abflug aus dem Center-Inneren ebenfalls mit „einem weinenden Auge“, erzählt er. Aber: „Auf der anderen Seite ist es die Chance, etwas Neues zu entwickeln.“
Ein Hallenspringen bleibt dem SC Potsdam aber erhalten. Weiterhin soll der Verein mit seiner mobilen Anlage im Winter ein ebenfalls internationales Meeting im ostwestfälischen Bad Oeynhausen ausrichten. 16 Mal fand dieses bereits im Werre-Park, der wie das Stern-Center von der ECE-Gruppe geführt wird, statt. Allerdings sind auch dort Einschnitte hinzunehmen. Laut Entscheidung des Center-Managements steigt die Höhenjagd seit 2016 bloß noch im zweijährigen Rhythmus – das nächste Mal wird 2020 abgehoben und geflogen.
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