Verkehr in Potsdam: 300 Millionen Euro für besseres Tram-Netz
Die Stadt Potsdam schnürt ein Investitionspaket, das weit über die Tramtrasse nach Krampnitz hinausgeht. Das kostet einen dreistelligen Millionenbetrag.
Potsdam - Es war eine überraschende und sehr hohe Zahl: Beim sogenannten Bürgerdialog des Ministerpräsidenten hat Dietmar Woidke (SPD) am Dienstagabend die Kosten für den Ausbau der Tramstrecke nach Krampnitz mit 300 Millionen Euro beziffert.
Tags darauf war dann die Pressestelle im Potsdamer Rathaus damit beschäftigt zu erklären, welche Verkehrsprojekte – neben der Tramverlängerung in das neue Viertel im Norden der Stadt – in den von Woidke genannten 300 Millionen Euro enthalten sind. Es handele sich dabei um einen Arbeitsstand, sagte Sprecherin Christine Homann den PNN: Die Summe enthalte die geschätzten Kosten für alle nötigen Sanieruns-, Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen auf der Linie 96 vom Süden bis in den Norden der Stadt – samt allen nötigen und ebenso neu zu beschaffenen Tramzügen. Um das bis 2027 zu schultern, hofft die Stadt nach PNN-Informationen auf 120 bis 150 Millionen Euro Bundes- und Landesförderung.
Stadtsprecherin Homann sagte, in den 300 Millionen seien demnach auch die Kosten für die weitere Tramtrassenverlängerung von Krampnitz nach Fahrland enthalten, aber auch die Gleissanierung in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Nauener Tor und Charlottenstraße – wo auch noch barrierefreie Haltestellen entstehen sollen. Ferner habe man das schon ausfinanzierte Projekt für die Komplettsanierung der Tramtrasse in der Heinrich-Mann-Allee in die 300-Millionen- Euro-Summe einbezogen.
Variante wird geprüft
Zugleich konkretisieren sich die Planungen für die 4,7 Kilometer lange Tramtrasse nach Krampnitz, die bekanntlich in einem zweiten Bauabschnitt um 2,7 Kilometer bis nach Fahrland erweitert werden soll. Nach PNN-Informationen wird derzeit eine Variante besonders intensiv geprüft. Diese sieht vor, dass die Tramstrecke zunächst vom Campus Jungfernsee aus über eine neu zu bauende Brücke auf die Insel Nedlitz führt und dort rechts entlang der Bundesstraße 2 verläuft – dazu werde gerade noch eine Lösung ausgetüftelt, hieß es aus der Verkehrsverwaltung. Dann soll die Trasse nach der Insel weiter am Wald entlang verlaufen, der dafür teilweise in Anspruch genommen werden müsste. Und dann soll, in Höhe einer schon jetzt bestehenden natürlichen Hügelkuppe und kurz nach der Einfahrt zum Kirchberg eine neue Brücke entstehen – unter der die Bahn durchfahren kann, während darüber die Autos ohne Behinderung fahren können (siehe Grafik).
Dann könnte die Tramtrasse von da aus – am von den nötigen Bauarbeiten auch betroffenen Waldrand entlang – weiter in Richtung Krampnitz und später eben nach Fahrland verlegt werden. Mit dieser Lösung, insbesondere der neuen Durchfahrt für die Straßenbahn, soll erreicht werden, dass die Trams rollen können, ohne den Autoverkehr durch etwa Ampeln extra zu beeinträchtigen. Die Brückenlösung hätte aber allerdings auch zusätzliche Kosten zur Folge, hieß es.
Zusätzlicher Betriebsstützpunkt nötig
Weiteres Geld aus dem 300-Millionen-Euro-Paket kostet laut Sprecherin Homann auch, dass der kommunale Verkehrsbetrieb (ViP) mit den erweiterten Tramplanungen für den Norden auch einen zusätzlichen Betriebsstützpunkt benötigen wird, in dem einige Straßenbahnen abgestellt und gewartet werden können – andernfalls müssten diese nach dem morgendlichen Betriebsbeginn erst von der Babelsberger Fritz-Zubeil-Straße in den Norden fahren. Auch dieses Zentraldepot müsse für die zusätzlichen Trams umgebaut werden, hieß es. Ferner muss nach PNN-Informationen für einen reibungslosen Betriebsablauf auch die bisher einspurige Trasse zwischen Georg-Hermann-Allee und Exerzierhaus auf zwei Gleise erweitert werden, damit die Bahnen aneinander vorbeikommen.
Die Tram nach Krampnitz gilt als zentral für das autoarme Mobilitätskonzept, das für das Viertel vorgesehen ist – dort sollen ab Ende 2021 nach und nach gut 10 000 Menschen einziehen. In der ersten Zeit sollen noch Busse den Nahverkehr übernehmen – auch diese sind laut Homann in dem 300-Millionen-Paket enthalten. Ab Ende 2025 soll dann möglichst die Tram nach Krampnitz fahren. Rathauschef Mike Schubert (SPD) soll nach PNN-Informationen intern angekündigt haben, dass – sollte dieser Termin nicht zu halten und kein vernünftiges Alternativkonzept erkennbar sein – die Entwicklung von Krampnitz gebremst werden müsse. Bekanntlich fürchten nicht nur Kommunen nördlich der Potsdamer Stadtgrenze, dass mit dem neuen Viertel die Verkehrswege – speziell die Bundesstraße 2 – überlastet werden.
Schließlich bieten die geplanten Trams viel Platz – laut Verkehrsplanern im Rathaus lassen sich in einer Straßenbahn 180 Personen befördern, die nicht Auto fahren. In einen langen Gelenkbus, der allerdings im Zweifelsfall in Richtung Innenstadt auch im Stau stehen kann, passen rund 90 Personen. Daher werde eine barrierefreie Tram, die umsteigefrei in Richtung Innenstadt fahre, für die Krampnitzer eine echte Alternative darstellen, sind sich die Verkehrsplaner im Rathaus sicher.